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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Sie wieder einmal glauben, Marvin Mondo erwischt zu haben, scheuen Sie sich nicht, sich an mich zu wenden, okay?«
    »Ich werde daran denken.«
    Ich warf den Wagenschlag zu und schlug mit der flachen Hand auf das Dach. Capitano Cippato fuhr weiter und ich betrat mein Hotel. An der Rezeption sagte ich: »Ich reise morgen ab.«
    »Das war aber ein kurzer Aufenthalt in der Ewigen Stadt, Mr. Sinclair«, sagte der Hotelangestellte lächelnd.
    »Da kann man nichts machen. Buchen Sie einen Flug nach London für mich. Nicht zu früh. Ich mochte vorher ausschlafen.«
    »Ist gut, Mr. Sinclair.«
    Ich begab mich in die Bar und gönnte mir einen Long Drink.
    Morgen, dachte ich. Morgen hat dich der Alltag wieder.
    Aber es sollte anders kommen. Ganz anders!
    ***
    Die Stimmung war hervorragend in dem alten Grinzinger Heurigenlokal. Es war so warm, daß alle Gäste im Garten saßen. Der Ziehharmonikerspieler ging von Tisch zu Tisch und nahm Liedbestellungen entgegen. Er sang traurige und wehmütige Lieder, versah Operettenlieder mit witzigordinären Texten, und die Gäste Fremde und Wiener gemischt bogen sich vor Lachen.
    An zwei zusammengeschobenen Tischen saßen vier Pärchen.
    Gefüllte Weinkaraffen standen vor ihnen. In den Gläsern schimmerte der kühle goldene Wein.
    Felix Emo hob die Hand und winkte den Musikanten herbei. Sylvia Fast saß neben ihm. Eine blonde Schönheit. Nahtlos braun.
    Sie arbeitete als Fotomodell für eine Wiener Agentur, war gut im Geschäft. Ihr Gesicht lächelte von Plakatwänden herunter, man sah sie in Zeitungen und Prospekten. Sie verdiente sehr gut und konnte sich ein Haus in einer teuren Wohngegend der Stadt leisten.
    Emo war groß und schwarzhaarig. Ein Playboy mit offenem Hemd und protzigem Goldkreuz auf der behaarten Brust.
    Der Ziehharmonikerspieler kam an den Tisch der acht jungen Leute. »Mein Gott, muß Liebe schön sein«, sagte er grinsend.
    Emo drückte ihm hundert Schilling in die Hand. »Spiel uns was.«
    »Haben die Herrschaften einen besonderen Wunsch?« fragte der Heurigenmusiker in die Runde.
    »Drunt in der Lobau«, sagte Sylvia Fast.
    Der Musikant ließ die Finger über die Tasten tanzen und sang mit viel Schmalz in der Stimme. Nach diesem Lied wollte Felix Emo »Ana hat immer des Bummerl« hören, und er sang lautstark mit.
    Als er die Textstelle erreichte: »Weil vom Glück a Stiafkind bin!« stieß Sylvia ihn lachend an und sagte: »Stimmt doch gar nicht. Du bist das größte Glückskind in unserer Runde.«
    »Weil du mich liebst, das ist wahr«, sagte Emo, drückte seine Freundin an sich und küßte sie vor allen. Sechs, sieben Liedwünsche wurden am Tisch noch geäußert, dann zog der Ziehharmonikaspieler weiter.
    Eine Stunde später es war fast Mitternacht brachen die Pärchen auf. Sylvia war anlehnungsbedürftig. Sie kicherte ununterbrochen. Der Wein war ihr zu Kopf gestiegen.
    »Wir fahren noch nicht nach Hause«, sagte das blonde Mädchen, nachdem sich alle Freunde verabschiedet hatten und sich zu ihren Autos begaben.
    Felix Emo schmunzelte. »Was willst du denn noch unternehmen? Du hast heute ohnedies schon genug getankt.«
    »Laß uns über die Höhenstraße durch den Wienerwald fahren. Wenn du brav und nett zu mir bist, darfst du vielleicht noch mit zu mir kommen.«
    Er lachte. »Das Angebot lasse ich mir selbstverständlich nicht entgehen.«
    Sie gingen zu Felix Emos lindengrünem Mercedes. Wenig später verließen sie Grinzing. Auf der Höhenstraße war der Mercedes als einziges Fahrzeug unterwegs. In manchen Kehren hatte man einen herrlichen Ausblick über Wien.
    »Ich genieße eine solche Fahrt immer wieder«, sagte Sylvia.
    »Irgendwie bin ich dieser Stadt verfallen. Ich kann mir nicht vorstellen, anderswo ebenso glücklich zu sein wie hier. Fahr ein bißchen schneller, Felix.«
    »Ich bin kein Rennfahrer und die Höhenstraße ist keine Rennstrecke.«
    »Ich liebe die Geschwindigkeit. Sie ruft in meinen Adern so ein komisches Prickeln hervor.«
    Sie erreichten Salmannsdorf, und Felix Emo drehte ein bißchen mehr auf, um Sylvia eine Freude zu machen. Beim Heurigen hatte er nur wenig Wein, dafür aber literweise Mineralwasser getrunken.
    Kurz vor Neuwaldegg kam eine Kurve, in der es schon zahlreiche Unfälle gegeben hatte. Felix Emo erinnerte sich unwillkürlich daran und nahm rechtzeitig Gas zurück.
    Und trotzdem kam es zur Katastrophe!
    Denn plötzlich schlang das beschwipste Mädchen seine Arme um den Hals des Fahrers. »Ich liebe dich!« rief Sylvia
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