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0174 - Der Teufelsdiener

0174 - Der Teufelsdiener

Titel: 0174 - Der Teufelsdiener
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war er nicht im mindesten daran interessiert, seinen Wagen für diese Materialschlacht zur Verfügung zu stellen. Die Maschine konnte man nach der Schleichfahrt ruhig vergessen.
    Endlich hatten sie den Stadtrand erreicht. »Nächste Ortschaft ist Vellmar«, stellte Rolf Michaela anhand des Streckenplans fest. »Wir lösen uns jetzt vom Konvoi und rauschen mit Volldampf voraus, um im Dorf ein bißchen Randale zu machen. Wenn die Sänfte dann kommt, sind auch die letzten Omas und Opas auf der Straße! Das wird ein Fest…«
    Michael Müller nickte, rückte seinen Cowboyhut zurecht und hieb den Fuß aufs Gaspedal. Aufbrüllend donnerte die »Zitronenkiste« los. Die Gänge krachten herzerweichend bei den waghalsigen Schaltmanövern. Michael grinste. »Der Soldat schaltet, wie er spricht: laut und deutlich«, bemerkte er trocken.
    »He, du glaubst wohl«, schrie Zamorra, der im Fahrzeugheck heftig hin und hergeworfen wurde, »du bist immer noch im Krieg, was?«
    ***
    Thomasius, der Magier, und der Fette, der sich in der Sänfte tragen ließ - sie beide hatten mit dem Teufel einen Kontrakt geschlossen, nur schien der Dicke der Schlauere von beiden zu sein. Thomasius jedenfalls fühlte sich gründlich hereingelegt.
    Seine Zauberkunst begründete sich auf Schwarzer Magie. Seine Fähigkeiten hatte er vom Teufel erhalten. Den Gehörnten hatte es ein müdes Augenzwinkern gekostet, Thomasius mit übersinnlichen Kräften auszustatten, die ihn zu Dingen befähigten, von denen Normalsterbliche nur träumen konnten. An jenem verwunschenen Kreuzweg hatte er sich mit dem Teufel zu mitternächtlicher Stunde getroffen und auf das siebente Buch Moses geschworen, ihm stets ein treuer Diener zu sein und seine Zauberkräfte im Sinne der höllischen Mächte einzusetzen. Den Kontrakt, in roter Schrift auf geschwärztem Leder niedergeschrieben, welches Thomasius für gefärbte Menschenhaut hielt, hatte er mit Blut unterzeichnet - mit seinem Blut, das plötzlich aus der Kuppe seines Zeigefingers gequollen war, ohne daß es eine sichtbare Verletzung gegeben hatte.
    Thomasius sprang von der schmalen Pritsche auf und ballte die Fäuste gegen einen imaginären Gegner. »Du hast mich hereingelegt, Teufel!« schrie er. »Du Bestie, verfluchte!«
    Verhaltenes Kichern drang aus dem Nichts und ließ ihn erschauern. Es war keine menschliche Stimme, die sich bemerkbar machte und zu ihm sprach. Es war der Gehörnte selbst, der jetzt erschien. In einer Wolke aus dunklem Qualm, die sich plötzlich ohne erkennbare Ursache bildete, zeichnete sich ein überdimensionaler Kopf ab, der frei in der Luft schwebte. Schmal und hager das Gesicht, dünnlippig der Mund mit den haifischartigen Zähnen, und darüber die stark gekrümmte Nase und die grausam funkelnden Augen unter durchgezogenen Brauen. Grünlich schimmerte das grinsende Gesicht in der Qualmwolke, die bestialisch stank, und grün waren auch die spitzen Hörner, die aus der Stirn aufragten.
    »So, mein Lieber«, fragte der Teufel spöttisch grinsend, »ich habe dich hereingelegt? Ja, glaubst du denn, ich würde solch kostbare Fähigkeiten, wie ich sie dir verlieh, einfach verschenken?«
    »Du hast mich hereingelegt, verraten!« keuchte Thomasius.
    Der Teufel kicherte wieder.
    »Du hast dich selbst hereingelegt«, stellte er fest. »Du hast versagt. Du hättest eben nicht stolpern dürfen, mein Lieber! Jetzt ist es zu spät. Ich kann und will dir nicht mehr helfen. Du hättest klüger sein müssen!«
    »Warum hast du zugelassen, daß der Dicke ausgerechnet auf mich verfiel?« kreischte Thomasius.
    »Ah, suchst du nach Schuld? Suche sie bei dir selbst! Was ich tue und lasse, darüber bin ich keinem Rechenschaft schuldig… Und nun empfehle ich mich! Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich mit dir Wurm zu unterhalten…«
    Der Teufelskopf verblaßte, und die stinkende schwarze Wolke löste sich auf. Augenblicke später flog die mehrfach verriegelte Tür auf. Zwei Soldaten mit gezückten Klingen stürmten herein.
    »Mit wem hast du dich unterhalten, verfluchter Zauberer?« schrie der Ranghöhere und starrte Thomasius wütend an.
    »Mit dem Teufel!« kreischte der Magier.
    Wie geölte Blitze jagten die Soldaten wieder aus der Zelle, deren Tür krachend ins Schloß flog. Knirschend schoben sich die mächtigen Riegel wieder vor. Thomasius stieß eine Verwünschung über seine Lippen und versuchte einen Zauberspruch, um die Riegel zu zerschmelzen. Doch seine magischen Künste blieben wirkungslos. Er begriff, daß der
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