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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens
Autoren: Edgar Wallace
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Geheimnis, das alles zusammen genügte, um auch die ruhigsten Nerven aufzuwühlen.
    Glover wartete, bis sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte. Er stand eine Zeitlang vor dem Feuer, biß sich unruhig auf die Lippen und blickte überlegend auf den Teppich.
    »Ich weiß wirklich nicht, wie ich beginnen soll, Miss Beale«, sagte er. »Und jetzt, da ich Ihre Bekanntschaft gemacht habe, rührt sich mein Gewissen doppelt und dreifach. Das beste ist, ich fange von vorne an. Sie haben doch von dem Bulford-Mord gehört?«
    Das junge Mädchen starrte ihn an.
    »Bulford-Mord?« wiederholte sie ungläubig, und er nickte. »Ja, natürlich, den Fall kennt doch jeder.«
    »Dann habe ich es, Gott sei Dank, nicht nötig, Ihnen die einzelnen Umstände auseinanderzusetzen«, sagte Jack Glover.
    »Ich weiß nur«, unterbrach das junge Mädchen, »daß Mr. Bulford von einem Mr. Meredith erschossen wurde, der eifersüchtig auf Bulford war, und daß Mr. Meredith sich seiner Braut gegenüber abscheulich benommen hat.«
    »Ganz richtig«, nickte Glover, in dessen Augen es belustigt aufflackerte. »Mit anderen Worten - Meredith wehrte sich energisch gegen die Behauptung, eifersüchtig gewesen zu sein, und schwor, daß er die Verlobung mit Miss Briggerland bereits aufgehoben und nicht die geringste Ahnung von den Beziehungen zwischen Bulford und Miss Briggerland gehabt habe.«
    »Das sagte er ja nur, um sein Leben zu retten«, entgegnete Lydia ruhig. »Miss Briggerland hat doch beschworen, daß eine derartige Entlobung nie stattgefunden hat.« Glover nickte.
    »Was Sie aber nicht wissen, Miss Beale«, begann er mit tiefem Ernst, »ist folgendes: Jean Briggerland ist die Kusine Merediths und wird, falls sich nicht ganz bestimmte Dinge ereignen, ungefähr sechshunderttausend Pfund von Meredith erben. Ich muß Ihnen gleich sagen, daß Meredith einer meiner besten Freunde ist. Man hat ihn zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt, aber deshalb bleibt er doch mein Freund. So genau, wie ich weiß, daß Sie mir hier gegenübersitzen, so genau weiß ich im übrigen, daß Meredith den armen Bulford nicht getötet hat. Meiner Meinung nach war alles eine abgekartete Geschichte, um den Tod oder die Gefängnisstrafe meines Freundes herbeizuführen - und Mr. Rennett denkt wie ich. Es ist Tatsache, daß Meredith mit dem Mädchen verlobt war, er erfuhr aber verschiedene Dinge über sie und ihren Vater, die nicht zu ihren Gunsten sprachen. So schön sie ist, wirklich geliebt hat er sie nie - er ist, ich kann das ruhig sagen, eingefangen worden. Als er sah, wie sich die Dinge zuspitzten, ging er an jenem Abend zu ihr, um die Verlobung aufzuheben.«
    Lydia hatte einigermaßen verdutzt diese ausführliche Erzählung angehört.
    »Ich sehe aber immer noch nicht ein, was das alles mit mir zu tun hat.«
    »Kann ich mir denken«, nickte Glover, »ich werde Ihnen jetzt aber einen anderen Teil dieser Geschichte erzählen, einen Teil, der der großen Masse unbekannt geblieben ist. Merediths Vater war ein etwas exzentrischer alter Herr, der viel von dem Sprichwort Jung gefreit. . .‹ und so weiter hielt. Sein Testament enthielt die Bestimmung, daß sein ganzes Vermögen an seine Schwester oder deren Erben gehen solle, falls Meredith nicht bis zu seinem dreißigsten Geburtstag verheiratet wäre. Seine Schwester war die schon seit längerer Zeit verstorbene Mrs. Briggerland. Ihre Erben sind ihr Mann und ihre Tochter - Miss Briggerland.«
    Er schwieg, und das junge Mädchen blickte nachdenklich ins Kaminfeuer.
    »Wie alt ist Mr. Meredith?«
    »Morgen, Montag, wird er dreißig«, erwiderte Glover ruhig, »und er müßte sich bis dahin verheiraten.«
    »Im Gefängnis?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wäre das möglich gewesen, so hätten wir schon die nötigen Schritte unternommen, aber der Justizminister hat eine dahingehende Anfrage unberücksichtigt gelassen und sich geweigert, die Erlaubnis zu einer derartigen Trauung zu geben. Ich muß seinen Gründen übrigens zum Teil beipflichten - vergessen Sie nicht: Meredith verschwindet für zwanzig Jahre hinter Gefängnismauern.«
    »Ja - aber dann -«, begann Lydia.
    »Lassen Sie mich Ihnen die Sachlage etwas verständlicher machen«, sagte Glover mit dem ihm eigenen kleinen Lächeln. »Glauben Sie mir, Miss Beale, unser Plan erscheint mir jetzt, wo ich vor Ihnen stehe, längst nicht mehr so gut wie vorher. Gesetzt den Fall -«, er sprach kühl, beinahe geschäftsmäßig, »es wäre uns möglich, James Meredith morgen
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