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0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht

0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht

Titel: 0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gleichzeitig in die Tasche und holte das Ding heraus, das er vom Tatort mitgenommen hatte.
    Das sollte die Waffe sein, mit der auf den Bulli und auf Hauptwachtmeister Klemmer geschossen worden war, der spurlos verschwunden war? Oder zumindest eine der Waffen?
    Superflach war das Ding, lag perfekt in der Hand wie nach Handmodell gegossen und besaß einen spitz zulaufenden Lauf. Eine Mündung gab es nicht, aber einen spitzen Dorn vorn. Kimme und Korn fehlten, und Winter fragte sich, wie man mit dem Ding zielen konnte.
    Er hütete sich, den Abzug auch nur zu berühren, und legte die mattschwarze Waffe auf den Schreibtisch. Dann ließ er sich in seinem bequemen Sessel nieder und trank seinen Kaffee.
    Als die Tasse halb leer war, griff er zum Telefon und wählte den Polizeipräsidenten an.
    »Winter hier, Chef. Können Sie in mein Büro kommen?«
    »Winter, der Weg von meinem Büro in Ihres ist nicht weiter als der von Ihrem zu meinem«, scholl es ihm entgegen.
    »Es ist wichtig, sonst hätte ich Sie nicht gebeten.«
    Winter legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Als seine Tasse leer war, flog die Tür auf. Der Polizeipräsident persönlich stürmte herein wie ein Taifun.
    Winter drehte nur leicht den Kopf. »Marianne, zwei Kaffee für den Chef und mich…«
    Vor Winters Schreibtisch blieb der Chef stehen. »Winter, was ist mit Ihnen eigentlich los, verdammt noch mal? Sind Sie verrückt geworden…« Im nächsten Moment sah er die Waffe auf Winters Schreibtisch. »Aus dem Kaufhaus für Kinder und solche, die es werden wollen? Ich fürchte, Sie verlieren wirklich den Verstand?«
    »Nehmen Sie doch Platz, Chef«, bat der Kommissar. »Mit dieser Waffe, deretwegen ich hauptsächlich beim BND angerufen habe, ist auf Hauptwachtmeister Klemmer und auf den Einsatzleitwagen geschossen worden.«
    Seufzend ließ sich der Chef in einen Sessel fallen. Marianne, die rothaarige Sekretärin, lieferte den Kaffee an. Während der Polizeipräsident trank, lieferte Winter seinen Kurzbericht. Sein Chef unterbrach ihn nicht. Winter sprach gleichzeitig auf Band und vergaß keine Einzelheit.
    »Und Sie glauben diesen Superblödsinn?« fragte der Chef endlich, als Winter mit seinem Bericht fertig war.
    »Alle gestoppten Autofahrer und Fußgänger wurden befragt. Übereinstimmend sagten alle dasselbe, und ihre Aussagen decken sich mit den Behauptungen von Brams.«
    Der Alte schnaufte hörbar.
    Da schlug das Telefon an.
    Winter hob ab und meldete sich. Dann wurde er erstaunlich stumm. Einige Male sagte er »Ja«, dann griff er nach Kugelschreiber und Papier und begann zu notieren.
    Endlich legte er auf. Er war blaß.
    »Was war?« fragte der Alte.
    »Der BND«, sagte Winter tonlos. »Da ist man offensichtlich hektisch geworden. Die Leute haben sich mit der NATO-Abwehr zusammengetan.«
    Er zeigte auf die fremdartige Waffe. »Das Ding soll in einem Safe deponiert und höllisch gut bewacht werden. Morgen kommt ein Colonel Odinsson vom Pentagon in den Staaten, um es zu begutachten. Außerdem sollen wir einen gewissen Professor Zamorra hinzuziehen. Er soll in Frankreich wohnen.«
    »Frankreich«, brummte der Alte. »Die machen ja eine Menge Wirbel, und das gefällt mir gar nicht. Ausgerechnet in unserer stillen, ruhigen Stadt eine solche Sache, der Teufel soll's holen!«
    »Ich halte es für ratsam, die BND-Anweisung zu befolgen«, sagte Winter vorsichtig.
    »Was denn sonst?« knurrte der Alte. »Gut, rufen Sie diesen Professor an. Er soll sofort kommen. Was für einer Fakultät gehört er denn an?«
    »Das hat mir keiner gesagt«, brummte Winter. »Aber wir werden sehen.«
    Winter verzichtete diesmal auf die Telefonzelle. Die Rufnummer Professor Zamorras hatte er notiert und gab sie nun in den Apparat. Es dauerte fast eine Minute, bis das Freizeichen kam und abermals eine Minute, bis abgehoben wurde. Jemand meldete sich auf Französisch und nannte den Namen Bois.
    »Ich möchte Professor Zamorra sprechen«, sagte Winter.
    »Bedaure, Monsieur, aber Professor Zamorra ist im Ausland unterwegs, in Deutschland. Er hält einen Vortrag an der Universität von Marburg…«
    Winter wußte, daß er unhöflich war, aber er legte dennoch einfach auf. Wieder bekam die Zentrale Arbeit.
    Winter brauchte eine Blitzverbindung zur Hochschule. »Verwaltung«, knurrte er.
    Die Verbindung kam.
    »Bedaure, Professor Zamorra hat sich noch nicht bei uns gemeldet. Er muß noch unterwegs sein…«
    »Bitte geben Sie Nachricht ans Polizeipräsidium, sobald er eingetroffen
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