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0160 - Das Monster mit dem Fliegenkopf

0160 - Das Monster mit dem Fliegenkopf

Titel: 0160 - Das Monster mit dem Fliegenkopf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Frankreich?«
    Saris wählte schon weiter.
    »Hoffentlich ist wenigstens da jemand erreichbar«, murmelte er und wartete auf das Freizeichen.
    ***
    Durch die großflächige Fensterfront schien hell die warme Morgensonne. Daß die Zeiger der Uhr mittlerweile auf die Zehn zumarschierten, interessierten die beiden Menschen nicht, die am Rundtisch saßen und gemeinsam Frühstücks-Ei, Toast und Marmelade vertilgten.
    Die Morgensonne zeigte sich von ihrer großzügigen Seite und heizte den Raum auf. Château Montagne, am sanften Hang östlich der Loire gelegen, deren Tal durch die herrlichen Schlösser bekannt und berühmt geworden war, war eine Mischung aus Burg und Schloß und genügte dennoch allen modernen Ansprüchen. Der Architekt, den Leonardo de Montagne vor neunhundert Jahren auf dieses Projekt angesetzt und ihm später die Hände nach altorientalischer Sitte hatte abhacken lassen, damit er kein zweites Kunstwerk dieser Art schaffen konnte, war ein Genie gewesen, das tausend Jahre in die Zukunft gesehen haben mußte, um diesen Prachtbau zu schaffen. Aber an Leonardo de Montagne dachte dessen späterer Nachfahr re Zamorra nur mit Unbehagen, weil Leonardo sich der Schwarzen Magie verschrieben und mit dem Teufel paktiert hatte. Der hatte dann den Montagne geholt.
    Im Moment verschwendete Zamorra keinen Gedanken an das, was vor neunhundert Jahren geschehen war und jetzt noch seine Schatten warf. Er frühstückte. Das Ei setzte er mit einem Ruck wie weiland Kolumbus auf die Spitze, hob es dann wieder auf und begann es an der zerbrochenen Kante abzupellen, um dann mit dem Löffel hineinzufahren.
    »Die Frühstückseier sind auch schon härter gewesen…«
    »Soll ich dir meins an den Kopf werfen?« fragte sein Gegenüber vorsichtig an und präsentierte atemberaubendes Augenfunkein. Braune Augen, in denen sich winzige goldene Tüpfelchen befanden, die sich im Erregungszustand vergrößerten und durch die Einmaligkeit ihres Daseins immer wieder faszinierend auf Zamorra wirkten. Nicole Duval holte mit ihrem Ei vorsorglich aus, um ihrer Anfrage im Falle der Bejahung die Tat folgen zu lassen. »Da verscheuche ich extra die Köchin und bereite das Frühstück eigenhändig vor, und was hört man zum Dank? Keine Anerkennung, sondern die Bemerkung: Die Frühstückseier sind auch schon härter gewesen! Barbar…«
    Zamorra, Professor der Parapsychologie, Schloßbesitzer und Dämonenjager, hob die Brauen. Er erhob sich von seinem Stuhl, kam um den Rundtisch herum, und ehe Nicole Duval wußte, was ihr geschah, hatte er sie geküßt.
    »Vielmals erbitte ich deine Verzeihung, edle Dame«, murmelte er devot, »daß ich nicht sofort erkannte, daß nur du in der Lage bist, dermaßen schwabbelige Eier zu kochen…«
    »Bestie!« schrie sie und sprang auf. Wieder holte sie mit ihrem Ei aus, aber Zamorras Hand hielt die ihre fest. »Sinnlos, das Ei ist nicht hart genug, mich damit zu erschlagen«, und in seinen Augen blitzte es dabei fröhlich auf.
    Nicole Duval, sechsundzwanzig Jahre jung und von berauschender Schönheit, die sie ihm im seidenen Morgenmantel präsentierte, war nicht nur seine Sekretärin und sein »Zusatzgedächtnis«, wie er sie manchmal liebevoll nannte, sondern auch seine Lebensgefährtin. Sie hatten sich im Laufe der Zeit lieben gelernt und brauchten einander.
    »Das ist eine Gemeinheit«, schrie sie und griff nach dem Brot, um ihn damit niederzuschlagen. Zamorra wich aus, wand ihr das eßbare Tatwerkzeug aus der Hand, zog sie noch dichter an sich und küßte sie abermals, bis beide außer Atem gerieten. Dann erst ließ er sie wieder los.
    »Warte, mein Liebling, das zahle ich dir heim«, keuchte sie und ließ sich mit glänzenden Augen wieder auf ihrem Stuhl nieder.
    »Aber bitte erst nach dem Frühstück«, schmunzelte Zamorra, »jetzt möchte ich erst einmal das zu weiche Ei genießen…«
    Nicole knurrte drohend.
    In diesem Moment kam die Störung.
    Raffael Bois näherte sich, der alte Diener, ohne den Château Montagne nicht vorstellbar war. Raffael gehörte einfach dazu, und nicht zum erstenmal fragte Zamorra sich, was passierte, wenn Raffael die Altersgrenze endgültig erreichte und kündigte. Ohne Raffael ging nichts, der Mann war unbezahlbar und - unverzichtbar.
    »Ein Ferngespräch für Sie, Chef«, erklärte er. »Aus Schottland.«
    Zamorra hob die Brauen. »Potzblitz«, murmelte er. »Nur gut, daß ich das Schwabbel-Ei schon intus habe… pardon, Nici, bin gleich wieder da…«
    »Ich weiß, es kann
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