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0154 - Staatsgeheimnis

0154 - Staatsgeheimnis

Titel: 0154 - Staatsgeheimnis
Autoren: Staatsgeheimnis
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beiseite und raunte ihm zu: »Kümmere dich ein bisschen um den Tatortbefund, während ich mal mit dem Mann da spreche!«
    Phil nickte. Wir trennten uns. Ich schob mich wieder durch die Absperrung, zog abermals meinen Ausweis und sprach den Mann im weißen Kittel an: »Ich bin Jerry Cotton vom FBI. Mit der Bearbeitung dieses Falles beauftragt. Wo können wir uns ungestört unterhalten?«
    »Am besten wohl in meinem Büro.«
    Er deutete hinauf zu dem Gebäude der AE-Kommission.
    »Sie gehören dazu?«, fragte ich mit einer Kopf bewegung auf das Gebäude.
    »Ja. Übrigens darf ich Ihnen vielleicht Miss van Boure vorstellen? Sie ist die Sekretärin meines Bruders.«
    Er zeigte auf eine etwa dreißigjährige Frau, die rostbraunes Haar hatte, das ihr bis auf die Schulter fiel. Ich mimte eine Art Verbeugung und erkundigte mich: »Sie haben es ebenfalls beobachtet?«
    Die Sekretärin schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Dann wüsste ich nicht, warum Miss van Boure bei unserer Unterredung anwesend sein sollte«, sagte ich zu dem Weißbekittelten.
    »Aber ich sagte doch schon, dass sie die Sekretärin meines Bruders ist!«
    »Na und?«
    Der Weißbekittelte sah mich fassungslos an: »Aber sie kann Ihnen doch sicher allerlei über meinen Bruder und seine Arbeit erzählen!«
    »Entschuldigen Sie schon«, brummte ich ungeduldig, »aber warum sollte ich mich gerade jetzt für Ihren Bruder und seine Arbeit interessieren?«
    Er sah aus, als wollte er ohnmächtig werden. Mit letzter Kraft stöhnte er: »Meine Güte, immerhin ist mein Bruder entführt worden! John Hail, der Leiter der organisatorischen Abteilung der Atom-Energie-Kommission! Und ich bin Dr. Harris Hail, der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung für Kernverschmelzung!«
    Jetzt war ich an der Reihe mit der drohenden Ohnmacht.
    ***
    Da ich mir das Büro des entführten Mannes ohnehin ansehen wollte, führten wir dort gleich unsere Unterhaltung. Nachdem wir uns alle gesetzt hatten, begann ich meine Vernehmung mit Dr. Hail.
    »Sie waren Zeuge des Kidnappings?«
    »Ja. Ich stand oben im Portal und sah meinem Bruder nach, wie er die Treppe hinabging und zu seinem Wagen wollte. Der Fahrer hielt bereits die hintere Tür auf, da kamen diese beiden Männer…«
    Ich unterbrach: »Welche beiden Männer?«
    »Sie hatten sich schon eine Weile mit dem Fahrer unterhalten.«
    »Woher wissen Sie das? Der Fahrer ist tot, er kann doch keine Angaben mehr gemacht haben?«
    »Ich sah, wie sie sich mit dem Fahrer unterhielten.«
    »Bei welcher Gelegenheit sahen Sie es?«
    »Ich wechselte mit meinem Bruder noch ein paar Worte, als wir hier vor dem Gebäude unter dem vorgebauten Balkon des Portals standen.«
    »Und dabei sahen Sie, wie sich unten auf der Straße der Fahrer mit den beiden Männern unterhielt?«
    »Ja. Ich dachte, es wären vielleicht Bekannte von ihm.«
    »Gut. Jetzt erzählen Sie bitte ganz genau, was geschah, als Ihr Bruder den Fuß der Treppe erreicht hatte. Jede Einzelheit ist wichtig.«
    Dr. Hail stützte den Kopf in die Hand, runzelte die Stirn und kramte die Bilder aus seiner Erinnerung, um die es jetzt ging. Er sprach langsam, oft mit geschlossenen Augen. Ich wünschte, wir hätten immer derart zuverlässige Zeugen.
    »Mein Bruder«, begann er, »war noch vier bis sechs Stufen vom Fuß der Treppe entfernt, als sich der Fahrer an den Wagen begab und die hintere Tür aufriss. Die beiden Männer traten im gleichen Augenblick zurück, aber nicht weit, höchstens drei bis vier Schritte. Höchstens!«
    »Bemerkte Ihr Bruder die Männer?«
    »Er muss sie gesehen haben. Sie müssen sich noch in seinem Blickfeld befunden haben.«
    »Stutzte er bei ihrem Anblick? Zögerte er einen Augenblick? Ist Ihnen die geringste Verzögerung in seinem Tempo aufgefallen?«
    »Nein, nicht die aller geringste. Mein Bruder ist ein temperamentvoller Bursche, er kann keine Treppe normal hinauf- oder hinabsteigen, immer muss er wenigstens zwei Stufen auf einmal nehmen. Mir wäre eine Verzögerung bestimmt aufgefallen. Aber warum sollte es wichtig sein zu wissen, ob er zögerte oder nicht?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ganz einfach. Wenn er auch nur einen Augenblick gezögert hätte, dürfte man annehmen, dass er die Männer kannte oder zumindest schon einmal gesehen hat. Keiner geht an Bekannten vorbei, ohne nicht wenigstens eine Sekunde zu zögern, vielleicht schnell irgendeine Grußformel zu rufen oder so etwas?«
    »Ja, das leuchtet mir ein. Aber wie gesagt, mein Bruder eilte auf den Wagen zu,
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