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0154 - Staatsgeheimnis

0154 - Staatsgeheimnis

Titel: 0154 - Staatsgeheimnis
Autoren: Staatsgeheimnis
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seiner Mitarbeiter, drückte ihm einen Geldschein in die Hand und deutete auf den Drugstore, aus dem Phil schon seine Pappbecher geholt hatte. Inzwischen war auch der Arzt ausgestiegen und betrachtete interessiert meinen Arm.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Ich habe meine Tasche im Einsatzwagen. Wir wollen das in Ordnung bringen, bevor Schmutz hineinkommt.«
    Phil nickte zustimmend.
    »Ich führe sie schon runter, Jerry«, sagte er. »Lass dich erst mal verarzten!«
    »Okay. Ich komme später nach.«
    Der Doc und ich stiegen in den großen Einsatzwagen, der hinten .ein perfekt eingerichtetes Büro für Vernehmungen an Tatorten besitzt, wo kein anderer geeigneter Raum zur Verfügung steht. Dort setzte ich mich auf einen der festgeschraubten Hocker, während sich der Arzt seine Tasche suchte.
    »Der Mantel, das Jackett und das Oberhemd sind zum Teufel«, sagte er dann. »Es macht Ihnen wohl nichts aus, wenn ich mit der Schere noch ein bisschen Stoff wegschneide?«
    »Solange sich das Schneiden auf meine Sachen beschränkt, lässt’s mich kalt.«
    Er schnitt, zupfte mit der Pinzette Stoffreste aus der Wunde und kam dann mit seinem beliebten Jod. Ich sagte ihm ein paar passende Worte über die Methoden mittelalterlicher Folterungen. Er nickte und ließ sich nicht beirren.
    Endlich war er fertig. Er gab mir ein Röhrchen Tabletten und sagte: »Wenn die Schmerzen überhandnehmen, jeweils zwei Tabletten. Aber in Abständen von mindestens sechs Stunden.«
    Ich nickte und schob die Tabletten in die Tasche. Der Arzt steckte eine Zigarette an und schob sie mir zwischen die Lippen. Dann tupfte er mir mit seinem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Mir war ein bisschen warm geworden.
    Ich rauchte die Zigarette, dann stieg ich aus und sagte: »Kommen Sie, Doc! Da unten wartet noch etwas auf Sie.«
    Er nickte und seufzte.
    »Meine Frau beklagt sich immer, dass ich zu wenig esse. Können Sie verstehen, dass ich heute Mittag wenig Appetit haben werde?«
    Ich sah ihn ernst an.
    »Wenig, Doc? Das ist noch geprahlt. Gar keinen werden Sie haben. Sie werden’s ja sehen. Kommen Sie.«
    Gerade als wir hinüber zum Eingang der U-Bahn-Station gingen, rauschte unser Abschleppdienst an. Ich ging schnell hin und sagte ihnen, dass sie den Wagen abtransportieren sollten, ohne ihn irgendwo zu berühren. Die Kollegen nickten. Sie waren solche Sachen gewöhnt.
    ***
    Zusammen mit dem Arzt stieg ich dann die Stufen der Treppe hinab. Inzwischen hatte es sich auch bei den U-Bahn-Angestellten herumgesprochen, dass etwas passiert war, und es war eine zweite Sperre geöffnet worden, damit wir uns nicht immer anzustellen brauchten.
    Ich führte den Arzt in den Tunnel hinein. Am Ende des Bahnsteigs standen jetzt drei U-Bahn-Polizisten und sorgten für die Absperrung. Wahrscheinlich waren sie von einer der nächsten Stationen herbeibeordert worden.
    Im Tunnel war es jetzt viel heller als vorhin. Es zeigte sich, dass eine Sonderbeleuchtung für besondere Fälle vorhanden war, die jemand eingeschaltet hatte.
    Heal saß mit einem Teil seiner Leute in der Bude des Weichenwärters. Der Fotograf hatte bereits seine Bilder von dem Toten geschossen.
    »Sehen Sie sich erstmal den Mann an, der draußen im Tunnel liegt, Doc«, sagte Ralph Heal. »Dann haben Sie das Schlimmste hinter sich gebracht.«
    »Okay.«
    Phil ging mit dem Arzt wieder hinaus. Ich folgte ihnen. Nicht weil ich darauf versessen gewesen wäre, diesen Anblick noch einmal vor die Augen zu bekommen. Aber immerhin hatte ich diesen Mann anscheinend getroffen. Ich wollte wissen, wie weit ich schuld war an seinem Ende.
    Der Arzt untersuchte das, was der Zug von ihm übrig gelassen hatte. Es dauerte ziemlich lange, und Phil und ich blickten dabei immer in die entgegengesetzte Richtung.
    Dann war der Doc endlich fertig.
    »Der Mann hat wahrscheinlich nur eine Schussverletzung gehabt«, sagte der Arzt. »Und zwar einen Steckschuss im linken Oberschenkel. Diese Wunde wäre bei normaler Behandlung auf keinen Fall tödlich gewesen.«
    »Kann er ohnmächtig geworden sein?«, fragte ich.
    Der Arzt zuckte die Achseln.
    »Schon möglich. Wie kam er denn unter den Zug?«
    »Er befand sich zuerst hier auf dieser Seite des Tunnels. Vorsicht, Doc, da hinten kommt schon wieder ein Zug.«
    Wieder einmal pressten wir uns gegen die Tunnelwand, bis das schnaufende Ungetüm vorüber war. Dann fuhr ich fort: »Wir waren ihm so nahe, dass er uns leicht hätte erschießen können, wenn er sich mehr gegen seine Panik beherrscht
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