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0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir
Autoren: Der »Mongole« und wir
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Phil.
    »Das dachte ich auch, aber…«
    Ich hätte keinen Grund für dieses »aber«, angeben können. Vielleicht glaubte ich nicht, dass ein gerissener Junge wie Bellogg so dumm log, und wenn irgendetwas zu dumm klingt, um glaubhaft zu sein, so ist es meistens die Wahrheit.
    »Fragen wir Tom«, schlug Phil vor.
    »Einverstanden«, stimmte ich zu, und wir gingen zu dem Parkplatz hinter dem Washington Square, auf dem mein Jaguar stand.
    ***
    Wenn wir über irgendeinen Gangster oder irgendein Verbrechen etwas erfahren wollen, das wir in unseren Archiven nicht finden können, dann gehen wir zu unserem alten Freund Thomas Frazer von der Kriminalredaktion der Night Manhattan Post.
    Man kann nicht behaupten, dass die Night Manhattan Post eine sehr seriöse Zeitung wäre. Über Politik und Kultur steht nicht viel auf ihren Seiten, dafür umso mehr über Verbrechen und Filmtratsch. Die Reportagen und Berichte über Verbrechen sind sensationell aufgemacht; aber was drin steht, stimmt fast immer. Dafür bürgt Thomas Frazer, der seit dreißig Jahren hinter dem Schreibtisch der Kriminalredaktion sitzt.
    Wir brauchten Tom nicht in seinem Bett zu stören. Zwischen drei und vier Uhr morgens war er mit Sicherheit in der Redaktion der Zeitung anzutreffen, denn die Night Manhattan Post erschien in aller Frühe, und Frazer war dafür verantwortlich, dass möglichst schon die Verbrechen darin beschrieben wurden, die in der Nacht begangen worden waren.
    »Prost«, sagte Tommy und hob sein Glas mit Orangensaft, als Phil und ich sein unglaublich unordentliches Büro betraten. Er trank nie etwas anderes als Orangensaft.
    Frazer war klein, kugelig, mit einer winzigen Knollennase und einer riesigen Brille, die er entweder in die Stirn schob, oder die ihm über seine Stupsnase herunterzurutschen drohte. Er sah aus wie ein Mann, der sich hauptsächlich für seinen Kleingarten interessiert. Dabei war er der erste Reporter gewesen, der vor rund dreißig Jahren Al Capone auf der Höhe seiner Macht interviewte. Er stand als einziger Journalist an der Kasse des Kinos, nach dessen Besuch Joe Dillinger erschossen wurde, und als die Polizei die 3-Tage-Schlacht mit dem Boover-Gang beendet hatte, fand sie in dem Haus, in dem sich die Gangster verschanzt hatten, einige Leichen, einige Angeschossene und einen Reporter mit zwei Streifschüssen und einer Kugel im Oberschenkel, der dabei war, einen Erlebnisbericht aufzuschreiben unter dem Titel: Ich war dabei. Der Reporter hieß Thomas Frazer.
    »Setzt euch, Freunde«, sagte Frazer und zeigte auf zwei Stühle, deren Sitze mit Stößen alter Zeitungen, Manuskriptbündeln und Fotos, von Erschossenen, Überfahrenen, Zusammengeschlagenen bereits belegt waren.
    Wir fegten die Papierstöße zu Boden.
    »Werft hier nicht alles durcheinander, Jungs«, tadelte Frazer gemütlich.
    »Hast du'Whisky, Tom?«, fragte ich.
    »Nie«, sagte er, griff in ein Fach seines Schreibtisches, warf uns eine Flasche Jim Beam hinüber, ließ auf dem gleichen Weg zwei Gläser folgen, die vielleicht nicht ganz sauber waren. Na, Whisky desinfiziert.
    Frazer trank Orangensaft, fuhrwerkte wie ein Besessener mit einem Rotstift in einem Manuskript herum, während wir uns mit Jim Beam beschäftigten.
    Nach fünf Minuten warf Tom den Rotstift hin und drückte einen Klingelknopf. Prompt erschien ein Redaktion sbote.
    »Auf die dritte Seite!«, schrie Frazer und gab dem Boten das Manuskript. »Der Artikel über den Heiratsschwindler fliegt raus. Viel zu unblutig. Dafür kommt das hier rein. Dem Helden wurden wenigstens sechs Zähne ausgeschlagen.-Ab!«
    Der Bote flitzte aus der Tür.
    Frazer legte die fetten Hände übereinander, musterte uns freundlich über seine Brille und sagte: »Was kann ich für euch tun, Jungs?«
    »Wer ist der Mongole?«, fragte ich.
    »Niemand«, antwortete Frazer lakonisch.
    Die prompte Antwort verblüffte mich. Thomas sah es und freute sich.
    »Du meinst, er existiert nicht.«
    »Wahrscheinlich nicht, obwohl man weiß, dass er Pawel Tarnow heißen soll, ein schmaler, aber sehr geschmeidiger Bursche ist, sehr grelle, fast grüne Augen hat und ein Gebiss, das auf eine vertrackte Weise an die Zähne eines Raubtieres erinnert.«
    »Also eine Art Yul Brynner«, stellte Phil fest. »Hat er auch ’ne Glatze?«
    »Nein, er soll schwarzhaarig sein.«
    »Schluss mit dem Spaß«, sagte ich. »Wer also ist der Mongole ?«
    Thomas schob die Brille auf die Stirn.
    »Im Jahre 1932 und 1933 geschahen in den Staaten Iowa,
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