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015 - Die Augen des Dr. Schock

015 - Die Augen des Dr. Schock

Titel: 015 - Die Augen des Dr. Schock
Autoren: A.F.Morland
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hereinkommt. Es herrscht Ebbe in unserer Kasse.«
    Immer wenn kein Penny drin ist, ist es unsere Kasse, dachte Sally ärgerlich. Ansonsten ist es sein Geld.
    »Beeil dich!« verlangte Sig Dobie. »Laß mich nicht zu lange warten. Du weißt doch: Spielschulden sind Ehrenschulden.«
    »Du wirst wieder verlieren, Sig. Warum wartest du nicht auf ‘ne Glückssträhne?«
    »Die kommt noch heute. Ich hab’s im Gefühl.«
    »Dein Gefühl.« Sally Bingo machte eine wegwerfende Bewegung. »Als wir neulich in Brighton waren, sagte dir dein Gefühl auch, du würdest gewinnen, und dann mußten wir vorzeitig unseren Urlaub abbrechen.«
    »Also gehst du nun endlich raus, oder muß ich dich erst verprügeln?« fragte Sig Dobie ungeduldig.
    »Okay, okay, ich geh’ ja schon!« gab das Mädchen lustlos zurück und verließ die Bar.
    Sally war mollig, mit großen schweren Brüsten. Das brandrote Haar war gefärbt. Sie trug eine knappe, tief ausgeschnittene Leopardenbluse, einen Minirock, der kürzer nicht ging, und ihre wohlgeformten Beine steckten in langen Lederstiefeln.
    Sie schwang ihre Handtasche über die Schulter und schlenderte die Straße entlang, und sie verwünschte Sig Dobie in Gedanken. Sie hatte gehofft, es bei ihm besser zu haben, als bei seinem Vorgänger, aber das hatte sich bald als Irrtum herausgestellt. Sig Dobie nahm ihr noch viel mehr Geld ab als der andere. Ersparnisse für die alten Tage? Die konnte sie nicht anlegen, denn sobald Sig Geld bei ihr witterte, luchste er ihr auch das ab.
    »Ich wünschte, der Teufel würde dich holen, Sig Dobie«, sagte Sally, während sie nach Kundschaft Ausschau hielt.
    Ein Wagen fuhr langsam an ihr vorbei. Der Fahrer musterte sie ungeniert. Sie setzte ein professionelles Lächeln auf, schob die Hüfte vor und feuchtete ihre roten Lippen mit der Zunge an. Doch der Mann ging auf die Einladung nicht ein.
    »Trottel!« schimpfte Sally, als er weiterfuhr. »Geizhals! Wozu sitzt du so auf deinem Geld? Wer weiß, wie lange diese miese Welt überhaupt noch existiert?«
    Der Wagen verschwand. Sally blieb an der Ecke unter einer hell strahlenden Laterne stehen. Rechts ging es in eine schmale Straße ab. Sally Bingo öffnete ihre Handtasche, holte die Zigarettenpackung hervor, schüttelte ein Stäbchen heraus, und als sie es anzündete, hatte sie plötzlich das unangenehme Gefühl, heimlich beobachtet zu werden.
    Sie drehte sich um.
    Niemand war zu sehen, aber Sallys sechster Sinn sagte ihr, daß sie sich keinesfalls irrte. Sie wurde nervös, zog kräftig an der Zigarette und pumpte den Rauch tief in die Lunge hinunter.
    War irgendein verrückter Spanner in der Nähe, dem es genügte, sie anzusehen? Diese verklemmten Typen konnten manchmal gefährlich werden. Erst vor einem Monat hatte einer in Soho ein Mädchen erstochen. Einfach so. Völlig ohne Grund. Bloß, weil sie ihm zufällig über den Weg gelaufen war.
    Es war dunkel in der schmalen Straße.
    Und in dieser Dunkelheit zeichnete sich mit einemmal ein heller Fleck ab. Sally biß sich auf die Unterlippe. Der Fleck bewegte sich, kam näher, und Augenblicke später erschien eine furchterregende Gestalt im Streulicht der Straßenlampe.
    ***
    Sally Bingo traute ihren Augen nicht. Ihr war im Leben schon vieles untergekommen, aber so etwas noch nicht.
    Der Mann, der auf sie zukam, hatte keine Schuhe an den nackten Füßen. Er trug ein knöchellanges weißes Hemd aus grobem Leinen. Das Gesicht war schrecklich fahl, die Augen gebrochen. Sally begriff, daß sie einen Toten vor sich hatte.
    Einen lebenden Leichnam. Sie ließ vor Entsetzen die Zigarette fallen.
    Esram Bannon starrte sie mit seinen blicklosen Augen durchdringend an.
    Dem Mädchen wurde angst und bange.
    Er will dich umbringen! schoß es ihr siedendheiß durch den Kopf.
    »Nein!« preßte sie heiser hervor. »Himmel, nein…!«
    Sie wich vor dem Schrecklichen zitternd zurück. Er hob seine Hände.
    Er will dich erwürgen! hämmerte es in Sally Bingos Kopf, und im nächsten Moment dachte sie nur noch an eines: an Flucht!
    Sie kreiselte herum.
    Bannon sprang vorwärts. Das Mädchen spürte seine kalten Totenhände auf ihren nackten Oberarmen. Ein krächzender Schrei entrang sich ihrer Kehle. Die Totenfinger drückten schmerzhaft zu.
    Sally Bingo wollte sich losreißen, schaffte es aber nicht.
    Bannon warf sie nieder und ließ sich auf sie fallen. Das Mädchen rollte entsetzt zur Seite und wollte aufspringen, doch der rechte Arm Bannons drückte sie nieder.
    Sie schlug verzweifelt
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