0143 - Das Monster aus der Vergangenheit

an, als hätte jemand einen Stein in die Vitrine geworfen, in der Eth Al-Oman ausgestellt war.
    Denver stoppte sofort. »Verdammt!« stieß er hervor. Gleichzeitig wirbelte er herum. Seine Augen waren sichelschmal geworden. Er schien wohl anzunehmen, jemand wollte ihm die Mumie stehlen.
    Hastig Schritte.
    Dann erschien ein totenblasser Museumswärter. »Mr. Denver!« schrie der Mann. »Mr. Denver…!«
    »Was ist passiert?« fragte Denver. Seine Stimme kratzte.
    Der Wärter japste nach Luft. Mit zitternder Hand wies er dorthin, woher er soeben gekommen war.
    »Gott! O Gott, es ist schrecklich…«, stammelte der blasse Mann.
    Rod Denver packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Was ist geschehen? Himmel noch mal, so reden Sie doch!«
    »Der Teufel muß seine Hand im Spiel haben…«
    »Wieso? Wieso denn?«
    »Die Mumie! Sie hat sich auf einmal bewegt. Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen, Mr. Denver! Eth Al-Oman ist von einer bösen Macht zum Loben erweckt worden. Er hat den Kopf gehoben. Gelb funkelnde Augen starrten durch die Bandagen. Er zertrümmerte den Glaskasten und rannte davon…«
    »Rannte davon? Wohin?« platzte es aus Denver heraus.
    »Aus dem Saal!«
    »Warum haben Sie sich ihm nicht in den Weg gestellt?«
    Der Museumswärter bekreuzigte sich erschrocken. »Ich bin nicht lebensmüde, Mr. Denver. Nicht für alles Geld dieser Welt hätte ich das getan!«
    Rod Denver zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen und hetzte los. Wodurch auch immer Eth Al-Oman zum Leben erwacht war, Denver wollte nicht zulassen, daß sich die Mumie einfach absetzte.
    Er wollte alles in seiner Macht stehende tun, um Eth Al-Oman wieder in den Glaskäfig zurückzubringen.
    Er war bereit, dafür sein Leben aufs Spiel zu setzen. Ein Einsatz, der entschieden zu hoch war…
    ***
    Unvorstellbare Kräfte waren in Eth Al-Oman erwacht. Sein Geist brauchte Nogorata nicht mehr länger zu suchen. Er hatte sie endlich gefunden. Und er würde sie nie mehr wieder verlieren.
    Mit großen Schritten durchmaß die Mumie den Saal.
    Wenig später eilte der Hohepriester über eine breite Marmortreppe hinunter. Hinter Nogorata her. Sie konnte ihm nicht entkommen.
    Groll erfüllte ihn, weil sich Nogorata einem anderen Mann zugewandt hatte. Er wollte sie jedoch nicht bestrafen. Dafür liebte er sie zu sehr. Aber den anderen sollte sein glühender Haß grausam niederschmettern und vernichten, denn er hatte es gewagt, an die Seite der Prinzessin zu treten.
    »Sterben!« knurrte Eth Al-Oman zornig. »Dafür sollst du sterben!«
    Die Mumie war erstaunlich ortskundig, obwohl sie erst vor wenigen Augenblicken zu neuem Leben erwacht war. Eth Al-Oman bewegte sich in dem Museum, als wäre er hier aufgewachsen.
    Er wußte, welche Wege er einschlagen mußte, um ungehindert aus dem großen Gebäude zu kommen. Er eilte nicht auf den Haupteingang zu, denn dort saß ein Portier, der sich im möglicherweise in den Weg gestellt hätte.
    Niemand durfte es wagen, ihn aufzuhalten. Jeder war des Todes, der auch nür den Versuch unternahm.
    Der Hohepriester eilte einen schmalen Gang entlang. Er erreichte eine niedrige Holztür. Sie war abgeschlossen.
    Eth Al-Oman legte seine bandagierte Hand auf die Klinke. Er ließ ein unwilliges Knurren hören, als die Tür seinem Druck nicht sofort nachgab.
    Dann wuchtete er seinen großen Körper gegen das Holz, und die Tür flog mit einem dumpfen Knirschen auf.
    Ein düsterer Durchlaß!
    Eth Al-Oman trat aus dem Museum. Er lief an Müllcontainern vorbei, Plötzlich fühlte er, daß ihm jemand dicht auf den Fersen war.
    Ein Verfolger.
    Die Mumie schüttelte zornig den Kopf. Aggressiv drehte sich Eth Al-Oman um. Er wußte, wer hinter ihm her war.
    Sein in den Jenseitswelten übersinnlich aufgeladener Geist vermochte das unschwer festzustellen, obwohl er den Verfolger noch nicht sehen konnte.
    Das war niemand anders als Rod Denver, der Frevler, der seine Grabesruhe gestört hatte. Mit ihm hatte Eth Al-Oman noch eine offene Rechnung zu begleichen.
    Hastig zog sich der Hohepriester hinter einen Mauervorsprung zurück. Er wartete auf Denver, der die Warnung über dem Grabeingang nicht ernst genommen hatte…
    ***
    Denver war es unvorstellbar, daß sich die Mumie plötzlich aus dem Staub gemacht hatte, aber er hatte das Glas der zertrümmerten Vitrine gesehen und mußte deshalb wohl oder übel glauben, was ihm der Museumswärter berichtet hatte.
    Der Wissenschaftler war außer sich.
    Er betrachtete die Mumie als seinen Besitz, obwohl