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0141 - Mein Todesurteil

0141 - Mein Todesurteil

Titel: 0141 - Mein Todesurteil
Autoren: Jason Dark
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meinen rechten Arm erhoben, um ihm das Kreuz in den Rücken zu schleudern, ließ die Hand jedoch wieder sinken, denn Äste und sperriges Buschwerk deckten ihn.
    Sekunden später war auch ich im Wald.
    Erst jetzt merkte ich, daß es schneite. Die weißen Flocken fielen lautlos vom Himmel und hatten sich schon wie eine dünne Puderschicht über die Äste und Zweige der Bäume sowie auf die Erde gelegt. Deutlich hob sich die dunkle Gestalt des Vampirs von der hellen Oberfläche ab.
    Er wandte sich nach rechts.
    Mit beinahe wütender Kraft hieb er störende Zweige und Äste aus dem Weg, bis er plötzlich auf die Straße zulief, wo auch die Wagen hochfuhren.
    Was wollte er da?
    Der Vampir erreichte vor mir die Straße. Und dann sah ich den Grund. Er verwandelte sich. Das ging blitzartig, ich konnte nicht so schnell reagieren.
    Die Scheinwerfer des voranfahrenden Wagens erfaßten ihn bereits, als er seine Schwingen ausbreitete.
    Da verließ ich den Wald.
    Fariac lachte.
    Und ich setzte alles auf eine Karte. Ich warf mich mit einem gewaltigen Satz vor, steckte das Kreuz weg, so daß ich beide Hände freihatte, und es gelang mir tatsächlich, den abhebenden Vampir noch zu packen.
    Ich klammerte mich am Flügel fest.
    Jemand hupte.
    Dann kreischten Reifen. Scheinwerfer tanzten hin und her, weil die Wagen rutschten. Ich hörte Rufe, aber ich kümmerte mich nicht darum. Fariac war wichtiger.
    Er hob ab.
    Trotz meines Gewichts schaffte er es, sich vom Boden zu lösen. In seinen Flügeln steckte eine ungeheure Kraft. Er bewegte beide auf und nieder, und ich machte diese Bewegungen zwangsläufig mit.
    Mir wurde ganz anders. Ich spürte den scharfen Wind, und plötzlich streiften meine Schuhe die Wipfel der Bäume.
    Hastig zog ich die Beine an, schaute nach oben, und sah erst jetzt, daß Fariac sich nicht vollständig in eine Fledermaus verwandelt hatte, sondern sein menschliches Aussehen noch bewahrt hatte.
    Statt der Arme waren ihm die großen, lederartigen Schwingen gewachsen.
    Er flog weiter. Sein Gesicht war verzerrt, weit hatte er den Mund aufgerissen, ich sah seine spitzen Zähne und bekam regelrecht Angst vor diesen Hauern.
    Ich mußte an den Vampir Kalurac denken. Auch ihn hatte ich in der Luft besiegt, allerdings trug ich damals eine kleine Rakete auf dem Rücken, eine Art Ein-Mann-Hubschrauber.
    Dann hörte ich nur noch das Pfeifen des Windes, spürte die eisige Luft, wie sie in mein Gesicht schnitt, und hoffte, daß der Vampir nicht auf die Idee kam, sich einfach abstürzen zu lassen. Er würde nicht sterben, aber ich.
    Zum Glück kam er nicht auf den Gedanken. Aber er flog auch nicht ziellos herum.
    Er steuerte einen Platz an.
    »Töten werde ich dich!« kreischte er. »Töten…«
    Und dann sah ich das Ziel.
    Der große, in den Rhein wachsende Felsen.
    Die Loreley!
    Dort wollte er landen. Er ging schon tiefer, visierte die Spitze an, und ich beeilte mich, die Beine hochzubekommen.
    Dann ließ ich los.
    Ich fiel hin, überschlug mich, schrammte mir irgendwo die Haut auf und befürchtete, daß der Vampir das Weite suchen würde.
    Das tat er nicht.
    Sein Haß war zu groß. Er wollte mich nur vernichten. Fariac sprang mich an. Noch während des Sprungs schrumpften seine Flügel, aus ihnen wurden wieder normale Arme und Hände.
    Mir blieb leider keine Zeit, mein Kreuz zu holen. Mit einem Konterschlag stoppte ich den Angriff, doch der Blutsauger schüttelte nur den Kopf.
    Er kam erneut.
    Schnee umtanzte uns, der Wind pfiff, während ich auf dem Felsen der Loreley um mein Leben kämpfte. Die Welt versank im wilden Flockenwirbel, doch das alles nahm ich gar nicht wahr. Die Wucht des nächsten Anpralls warf mich zurück, so daß ich rücklings zu Boden krachte.
    Darauf hatte Fariac gewartet.
    Plötzlich waren seine Hände da. Lange Fingernägel kratzten über meine Brust, sein Mund war weit aufgerissen, die Zähne blitzten mich an, aus der Mundhöhle drang schreckliches Fauchen, eine widerlich riechende Flüssigkeit sprühte mir ins Gesicht, als der Vampir seine Zähne in mein Fleisch bohren wollte.
    Ich winkelte den Arm an und hieb meinen Ellenbogen gegen seinen Unterkiefer.
    Der Schlag war so hart, daß der Kiefer der Bestie ausgerenkt wurde. Plötzlich hatte der Blutsauger ein schiefes Gesicht. Lachen konnte ich darüber nicht, denn seine kalten Totenhände drückten meine Schultern gegen den Boden.
    Mein Kreuz!
    Verdammt, ich mußte drankommen.
    Ich hatte es bekanntlich in die Tasche gesteckt. Und meine Arme konnte ich zum
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