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0134 - Das Grauen kam aus Grönland

0134 - Das Grauen kam aus Grönland

Titel: 0134 - Das Grauen kam aus Grönland
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Wirbelsäule rann.
    Er war überhaupt nicht mehr richtig da.
    Nur eines wußte er mit unverrückbarer Sicherheit, daß er nicht allein in der Hütte bleiben wollte. Die Todesangst hätte ihn aufgefressen. Obwohl sie ihn auch hier draußen peinigte, legte er die Hände trichterförmig an den Mund und brüllte mehrmals Barrys Namen.
    Ohne Erfolg.
    Der Freund war und blieb verschwunden.
    Mit hölzernen Bewegungen drehte sich Cary Lockhart um. Er stakste über das Eis, an der Hütte vorbei, die er mit Barry McQuest bewohnt hatte, auf die andere Hütte zu.
    Die Schlittenhunde, die daneben im Schnee lagen, machten keinen Radau mehr. Sie hatten sich wieder beruhigt. Und die Männer in der Hütte hatten keine Ahnung, welches Grauen sich vor wenigen Augenblicken hier draußen erst abgespielt hatte.
    Sie spielten Karten.
    Cary Lockhart sah sie durch das Fenster. Sie saßen an einem runden Tisch, waren angeheitert, ließen die Whiskyflasche immer wieder kreisen, lachten viel und amüsierten sich.
    Lockhart trat an die Tür.
    Er schlug mit beiden Fäusten dagegen. Tränen traten in seine Augen. Der Schock hatte ihn so schwer getroffen, daß er kaum noch Herr seiner Sinne war.
    Um ein Haar wäre auch er ein Opfer des grünen Monsters geworden. Dieser Schrecken saß ihm so tief in den Knochen, daß er nicht einmal mehr seinen Namen wußte.
    Die Tür war nicht abgeschlossen. Cary Lockhart hätte sie einfach öffnen und eintreten können. Aber er trommelte mit seinen Fäusten wie verrückt gegen das mit Schneekristallen bedeckte Holz.
    Schritte.
    Die Tür schwang nach innen auf. Frederic Hartwell erschien. Der große Mann mit dem schwarzen Seehundbart warf einen Blick in Lockharts Gesicht und erschrak zutiefst.
    »Gütiger Himmel, was ist denn mit dir passiert, Cary?« stieß er hervor.
    Lockhart wankte auf ihn zu. Er sagte nichts. Die Tränen rollten ihm über die Wangen und verschwanden im struppigen Vollbart.
    Hartwell glaubte, den Kollegen stützen zu müssen. Er griff unter Lockharts Arm und führte ihn zu einem Stuhl, nachdem er der Tür einen kräftigen Tritt gegeben hatte. Sie knallte ins Schloß.
    Hartwell spürte nichts mehr von dem Alkohol, den er getrunken hatte. Fassungslos blickte er Lockhart an.
    »Was ist mit ihm?« fragten die beiden anderen Kollegen.
    »Keine Ahnung. Gebt ihm was zu trinken.«
    Während Melvyn Rigg die Flasche herüberreichte, pellten Hartwell und Edward Flynn den Verstörten aus seiner dicken Jacke.
    Danach setzte Frederic Hartwell dem Unansprechbaren die Flasche an die Lippen und befahl ihm: »Trink! Trink, das wird dir bestimmt guttun.«
    Cary Lockhart schluckte, ohne es zu wissen. Er war geistig völlig weggetreten.
    »Er scheint einen schlimmen Schock erlitten zu haben«, meinte Hartwell.
    »Aber wodurch?« fragte Rigg.
    »Wenn ich das wüßte.«
    »Was machen wir mit ihm?« fragte Flynn.
    »Gib ihm noch mal zu trinken. Vielleicht löst das seine Zunge«, schlug Melvyn Rigg vor.
    Hartwell setzte dem Kollegen die Flasche erneut an die Lippen.
    Wieder trank Lockhart automatisch. Was sein Mund nicht aufnehmen konnte, rann in seinen Bart und tropfte weiter unten wieder heraus.
    Cary Lockhart starrte teilnahmslos die Wand an.
    Hartwell schüttelte ihn. »Mensch, so rede doch endlich. Was ist vorgefallen?«
    »Die Hunde…«, lallte Lockhart. »Unruhig …«
    Melvyn Rigg nickte. »Er hat recht. Unsere Hunde waren auch unruhig. Erinnert ihr euch?«
    »Natürlich. Ich wollte doch noch nach ihnen sehen«, sagte Edward Flynn. »Hab’s dann aber sein lassen.«
    »Barry…«, druckste Lockhart heraus.
    »Was ist mit Barry?« hakte Frederic Hartwell sofort ein. »Was ist mit Barry McQuest?« Er schüttelte Lockhart wieder.
    »Weg…«, stammelte Cary Lockhart. »Verschwunden …«
    Hartwell blickte seine Kollegen an. »Was faselt er da? Er ist wirklich nicht bei Trost. Barry McQuest soll verschwunden sein? Das gibt’s doch nicht. Wieso ist Barry verschwunden?« fragte er Lockhart.
    »Es hat ihn geholt…«
    »Es? Was – es?« fragte Hartwell drängend. »Rede! Verdammt noch mal, so rede doch!«
    »Es wollte auch mich…«
    »Was denn? Was war es denn?«
    »Ein grünes Monster…«, Lockhart stieß einen gellenden Schrei aus. Er schlug die Hände vors Gesicht. »Nein!« brüllte er. »Laß mich! Ich will nicht sterben!«
    »Der Mann muß verrückt sein!« keuchte Hartwell. »Er hat einen Dachschaden. Ich glaube ihm kein Wort.«
    »Ein grünes Monster«, sagte Melvyn Rigg kopfschüttelnd. »Das muß er
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