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0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
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nicht dein Ernst, Tom! Heiraten! Warum, um alles in der Welt? Es gibt Hunderte von Mädchen, die nett zu dir sind, ohne daß du mit der Heiratslizenz winkst.«
    »Ich weiß«, antwortete Evans finster, »aber es interessiert mich nicht. Ich will ein Mädchen heiraten, ein bestimmtes Mädchen.«
    Hunter war viel zu intelligent, um nicht zu spüren, daß Evans in vollem Ernst sprach. Er setzte die Miene des wohlwollenden Freundes auf.
    »Hast du dir das gut überlegt, Tom? Man begeht leicht eine Dummheit auf diesem Gebiet.«
    »Ich weiß -genau, was ich tun will, Aldous. Du mußt verstehen, daß ich nicht mehr für dich arbeiten kann.«
    »Oh ja, das sehe ich ein.«
    Evans Gesicht hellte sich auf. »Du machst mir keine Schwierigkeiten.« Hunter wiegte den runden Kopf. »Von mir aus würde ich sagen: ,Hau ab und werde glücklich! Aber ich trage eine Verantwortung, Tommy. Die Jungens vertrauen mir, und es ist meine Aufgabe, sie davor zu bewahren, daß sie in Schwierigkeiten kommen.«
    »Ich werde nie irgendwen in Schwierigkeiten bringen, Aldous. Glaubst du nicht, daß ich den Mund halten werde?« Hunter faßte väterlich seinen Arm. »Ich glaube es dir, Tom. Du bist der anständigste Junge, der je unter mir arbeitete. Aber es ist eine schwierige Frage. Ich möchte sie nicht allein entscheiden. — Paß auf! Komm morgen vormittag zum ›Clubhaus‹. Ich werde Cabozzi, Kelly und die anderen Unterführer einladen. Du trägst ihnen deine Absicht vor, und sie sollen ihre Meinung sagen, ob sie meine Ansicht teilen, daß wir dich ohne irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen ziehen lassen können. Ich bin fast sicher, daß sie genauso denken wie ich, und Cabozzi ist ja dein Freund. In ihm hast du einen sicheren Fürsprecher.«
    Evans wollte antworten, aber Hunter sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an und schloß:
    »Einverstanden, Tom, nicht wahr? Wir sehen uns um elf Uhr morgen vormittag. Und jetzt gehst du besser. Hotel-Leute haben ein vorzügliches Personengedächtnis, und ich habe es nicht gern, wenn man zu genau weiß, wer zu meinen Bekannten gehört. — Schönen Gruß an das Mädchen!«
    Als Thomas Evans auf der 5. Avenue stand und langsam zur U-Bahn-Station pilgerte, wußte er nicht, ob er sich freuen sollte.
    ***
    Als ›Clubhaus‹ bezeichneten die Männer der Hunter-Gang ein einsam liegendes Bootshaus an der Rockaway-Beach. Der große Holzbau war weitläufig, aber ungepflegt. Die Aufenthaltsräume waren kaum eingerichtet, aber der Bootsschuppen war in Ordnung und enthielt zwei Ruderboote, einen Motorkutter und ein kleines Rennboot. An Wochenenden trafen sich hier hin und wieder Mitglieder der Gang, badeten, angelten oder rasten mit dem Rennboot an der Küste entlang, aber im ganzen geschah das nicht häufig. Hunters Männer waren durchweg Großstadtpflanzen, und sie gediehen am besten in der verräucherten Luft ihrer Stammkneipen.
    Evans kam in dem alten Ford, der ihm gehörte. Er hatte die Fähre verpaßt und war eine halbe Stunde zu spät daran. Er sah Hunters schwarzen Cadillac vor der Garage, und auf dem Zufahrtsweg parkten vier andere Wagen.
    Der junge Mann stieg aus und ging auf die Tür des Bootshauses zu. Er benutzte den Nebeneingang.
    Sechs Männer erwarteten ihn. In ihrer Mitte stand Hunter, wie immer ge schniegelt und diskret nach Parfüm duftend. Vor den Gestalten, die ihn umgaben, nahm er sich seltsam aus. Evans kannte jeden von ihnen. Links stand Cabozzi, sein unmittelbarer Chef. Neben ihm Kelly, der noch größer und schwerer war als der Italo-Amerikaner. Dann folgte Paolo Padreiras, ein Puertoricaner, über dessen linke Wange eine große Narbe lief. Greg MacStonder, der nächste, war ein rothaariger Ire, der im Hafen New Yorks zu Hause war. Neben ihm lümmelte Hank Toon am Bootsrand des aufgedockten Motorkutters. Toon wurde eine Vorliebe für Maschinenpistolen nachgesagt, während Lee Chenglun das Messer bevorzugte, wenn Auseinandersetzungen zu bereinigen waren.
    »Hallo, Tom!« rief Hunter laut und herzlich. »Du kommst spät. Wir dachten schon, du wolltest dich drücken.«
    »Ich verpaßte die Fähre.«
    »Ach so, das war der Grund!« sagte der Chef in einem Ton, als fiele ihm ein Stein vom Herzen.
    Keiner von den anderen hatte Evans auch nur mit einer Geste begrüßt.
    »Wir können also anfangen«, stellte Hunter fest. Langsam wich die Freundlichkeit aus seinem Gesicht. »Jungens, ich habe euch schon gesagt, daß Evans aussteigen will. Es ist seine Absicht, ein Mädchen zu heiraten.«
    Plötzlich
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