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013 - Der Kopfjäger

013 - Der Kopfjäger

Titel: 013 - Der Kopfjäger
Autoren: Dämonenkiller
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»Kommissar Phillipe Tissier.«
    Melvilles Gesicht sah plötzlich so aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
    »Auch noch das!« stöhnte er. »Tissier haßt die Presse. Und die Presse haßt ihn. Auf mich ist er besonders böse, da ich vor einiger Zeit mal einen kritischen Artikel über ihn geschrieben habe.«

    Kommissar Phillipe Tissiers Gedanken waren nicht druckreif. Er stand neben der Leiche, die von starken Scheinwerfern angestrahlt wurde, und fluchte unhörbar vor sich hin. Tissier war vierundvierzig, und kein Mensch wäre auf den Gedanken gekommen, in ihm einen Polizisten zu vermuten. Er hatte das Gesicht einer Bulldogge, die Gestalt eines Freistilringers und die Hände eines Metzgers. Mit gesenktem Kopf stierte er die Leiche an. Seine gewaltigen Kiefer bewegten sich dabei geräuschvoll.
    »Seid ihr endlich mit der verdammten Fotografiererei fertig?« fragte er unwillig.
    »Sofort«, sagte einer der Männer der Spurensicherung.
    Tissier wandte sich angewidert ab und ballte wütend die Fäuste. Das war die fünfzehnte Leiche, die ohne Kopf aufgefunden worden war.
    Inspektor Roger Martin blieb neben seinem Vorgesetzten stehen. Er war um zehn Jahre jünger und sah recht gut aus.
    Vor allem war er an die schlechte Laune des Kommissars gewöhnt.
    »Was haben Sie herausbekommen, Martin?«
    »Der Name des Toten ist Jean André«, sagte Martin. »Er trug einen Ausweis bei sich.«
    »Irgendwelche Spuren?« bellte Tissier.
    »Keine«, erwiderte Martin sanft. »Absolut keine. Sie haben Hunde eingesetzt, doch die rannten nur konfus hin und her und kamen immer wieder zur Leiche zurück. Wie in den anderen Fällen entdeckten wir auch keine Spuren, keinen Tropfen Blut. Und … der Schädel ist verschwunden.«
    Die Leiche wurde auf die Bahre gehoben und mit einer Decke zugedeckt. Die Träger hoben die Bahre hoch und entfernten sich.
    »Verdammter Mist!« sagte der Kommissar. »Fünfzehn Leichen und nicht einmal der Hauch einer Spur.«
    Martin nickte kummervoll.
    »Die Spurensicherungsleute müssen doch irgend etwas festgestellt haben. Der Täter kann ja nicht aus dem Nichts gekommen sein.«
    »Die Hunde konnten …«
    »Sie wiederholen sich, Martin«, brummte Tissier wütend.
    Martin kniff die Lippen zusammen. Er konnte die schlechte Laune des Kommissars nur zu gut verstehen. Sie hatten schon viele scheußliche Verbrechen zu bearbeiten gehabt, aber noch nie so einen Fall.
    »Nur eines steht fest«, sagte Martin. »Jean André wurde hier ermordet. Er kniete nieder, so wie die meisten anderen Opfer, und dann …«
    »Das verstehe ich eben nicht«, sagte Tissier mißmutig. »Die meisten Opfer hatten sich hingekniet, bevor sie enthauptet wurden. Es kommt mir fast so vor, als hätten sie nur darauf gewartet, daß ihnen der Täter den Kopf abschlägt.«
    »Vielleicht hypnotisiert er seine Opfer.«
    »Daran dachte ich auch schon. Es ist für mich die einzige Erklärung. Aber wohin ist das Blut verschwunden? Nicht einmal die Kleider der Leichen weisen einen einzigen Blutspritzer auf. Das ist eigentlich völlig unmöglich. Das Blut hätte nur so herausquellen müssen.«
    Martin nickte. »Die Morde sind so sinnlos«, murmelte er.
    Der Kommissar holte eine Zigarre aus seiner Brusttasche, biß die Spitze ab, zündete sie sich an und inhalierte den Rauch tief. »Sehen wir uns mal die Wohnung des Toten an. Hier kommen wir nicht weiter.«
    Martin bezweifelte, daß sie in Jean Andrés Wohnung Hinweise auf den Mörder finden würden, doch er sagte nichts und folgte dem Kommissar.
    Tissiers Gesicht wurde zu einer eisigen Maske, als er die Meute der Reporter erblickte. Verdammte Bande , dachte er wütend. Jetzt werden sie mir wieder einen Haufen ätzender Fragen stellen. Er schnaubte verächtlich und blieb stehen.

    Ich hielt mich im Hintergrund. Blitzlichter flammten auf. Ich musterte den hünenhaften Mann. Nach Melvilles Schilderung mußte es der Kommissar sein.
    »Meine Herren, ich freue mich über Ihr zahlreiches Erscheinen.« Seine Stimme troff vor Spott.
    Schweigend und voller Erwartung starrten ihn die Reporter an.
    »Ich beantworte keine Fragen«, sagte er eisig. »In einer Stunde bekommen Sie die offizielle Presseerklärung. Guten Abend, meine Herren.«
    Der Kommissar ging auf einen Streifenwagen zu, und Inspektor Martin folgte ihm. Doch so leicht ließen sich die Reporter nicht abschütteln. Immer wieder prasselten Fragen auf die beiden Beamten ein, die aber stoisch schwiegen.
    Melville hatte sich seinen Kollegen nicht
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