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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali
Autoren: Franc Helgath
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gestellten Augen triumphierend auf.
    Kien LinYang war noch nie kräftig gewesen. Deshalb konnte er es auch nicht verhindern, daß sein Besucher seine aufgeworfenen Lippen auf die kaum blutende Schnittwunde preßte und heftig daran saugte.
    Der Schrei des Chinesen erstickte. Er riß seinen kleinen, rosigen Mund auf vor Entsetzen, als er plötzlich das Gefühl hatte, die ganze Hand würde ihm leergesaugt. Er fühlte diesen Sog bis hinein in sein Herz. Rote und schwarze Kreise schwirrten vor seinen Augen. Gerade als er zusammenzubrechen drohte, ließ Sokor von seiner Hand ab, die Kien LinYang mit einem Male tot und hölzern vorkam.
    »Danke, Herr«, sagte der schwarze Zwerg im schwarzen Anzug höflich. »Das war nur eine kleine Gegengabe für mein Geschenk. Nochmals vielen, herzlichen Dank.«
    Der Chinese antwortete nicht. Aber er schaute seine Hand an. Die winzige Schnittwunde blutete nicht mehr, und allmählich kam auch wieder das Gefühl in den Arm zurück.
    Als er sich nach seinem Besucher umsah, war er weg. Dafür stand das Fenster offen.
    Kien LinYang schüttelte benommen den Kopf.
    »Welche Droge habe ich diesmal nur genommen?« murmelte er und zupfte an seiner Nase. »Egal, was es war, aber die nehme ich auch nicht mehr.«
    Er stolperte zu seinem Bett zurück und löschte das Licht. Kurz darauf schnarchte er.
    ***
    Zamorra und Nicole standen an diesem Morgen sehr früh auf. Die Tage hier waren viel zu schön, um auch nur einen Teil davon zu verschlafen. Wann kam man schon einmal nach Bali, in dieses Südseeparadies mit den stets freundlichen und lächelnden Menschen?
    Das jedenfalls stand in den Prospekten, die Nicole vor ihrer gemeinsamen Abreise in verblüffender Menge zusammengeschleppt hatte.
    Selbstverständlich hatten ihre Vorbereitungen ein tiefes Leck in Zamorras Reisekasse geschlagen, weil die kapriziöse und manchmal etwas anstrengende junge Dame unbedingt darauf bestand, sich für die Südsee neu einzukleiden, um schließlich festzustellen, daß sie für den Preis des Seidensarongs, den sie in Paris erstanden hatte, hier auf Bali ein Dutzend von besserer Qualität und prächtigeren Farben hätte bekommen können.
    Doch Enttäuschungen dieser Art verwand Nicole normalerweise sehr schnell.
    Sie kaufte sich in Denpasar zwei Dutzend Sarongs.
    Seit einer knappen Woche waren sie nun schon hier, weil es in Denpasar nicht nur die meisten Hotels auf Bali, sondern auch die mit Abstand am besten bestückte Bibliothek der ganzen Insel gab.
    Zamorra hatte schnell Freundschaft mit dem sehr entgegenkommenden Leiter des Institutes geschlossen und sich so das Privileg erworben, die ihn interessierenden Bände mit ins Hotel nehmen zu dürfen.
    Zamorra und Nicole hatten zwei ineinandergehende Zimmer mit großzügigem Balkon und Meerblick.
    Doch ihre neueste Tanga-Kollektion präsentierte Nicole ausschließlich rund um den riesigen Swimming-pool, weil ihr gleich am ersten Tag irgend jemand erzählt hatte, daß es in der Bucht Barracudas gäbe.
    Zamorra konnte sich die Zunge aus dem Leib reden und sagen, daß vor Balis Küsten noch nie ein Barracuda gesehen worden war, weil diese gierigen Fische fast ausschließlich in der Karibik zu finden wären, aber Nicole mutmaßte scharfsinnig und sofort, daß sich so ein armes, gefräßiges Tier ja schließlich auch einmal verirren könnte, und so nützten sie den wunderbaren Sandstrand nur zu Spaziergängen.
    So waren die ersten fünf Tage in heiterer Gelassenheit verlaufen.
    Doch nun wurde es wieder ernst. Eine Exkursion ins unwegsame Innere Balis war keineswegs ein Spaziergang mehr. Es entsprach vollkommen Nicoles Wesen, daß sie sich trotzdem auf diesen Ausflug freute, obwohl nicht auzuschließen war, daß auch Gefahren auf sie zukamen.
    Immerhin rauchte der Gunung Agung, der einzige tätige Vulkan der Insel, schon seit Jahrtausenden ständig vor sich hin und spuckte in Ungewissen Abständen auch mal Feuer.
    Und ausgerechnet dort lag Zamorras Ziel.
    So war nun mal Nicole. Heute fürchtete sie sich dort vor Barracudas, wo es gar keine gab, und spuckte dafür einem tätigen Vulkan in den Krater. Doch das konnte schon in wenigen Wochen ganz anders sein.
    Dann schwamm sie mit Haien und Barracudas um die Wette und hatte dort Angst vor Erdbeben, wo es noch nie welche gegeben hatte.
    Zamorra brauchte sich um Abwechslung nie zu sorgen. Nicht zuletzt ihres quirligen Wesens wegen war aus der ehemaligen Sekretärin etwas mehr geworden als nur seine Angestellte, die mit ihm notfalls durch
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