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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali
Autoren: Franc Helgath
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stinkend. Kien LinYang wollte sie nicht anfassen. Ihm fiel ein, daß er nicht vergessen durfte, gleich am nächsten Morgen die Bettwäsche wechseln zu lassen.
    »Ich bitte darum«, sagte er.
    Die ganze Szenerie kam ihm ein bißchen wie ein wirrer Traum vor. Ein Gnom an seinem Bett. Mitten in der Nacht. Die Digitaluhr zeigte, daß es kurz nach zwei war.
    Der Zwerg machte sich am ausgeleierten Schnappschloß zu schaffen, dann griff er in die Tasche und holte eine Schriftrolle hervor, wie sie früher in Gebrauch gewesen waren.
    Kien LinYang erkannte ein paar Zeichen. Die Schrift zumindest war nicht alt. Es waren Bahasa-Zeichen. Also Buchstaben aus der normalen indonesischen Gebrauchsschrift.
    »Das ist das Geschenk«, meinte der Gnom und streckte seine Hand aus.
    Kien LinYang griff vorsichtig danach.
    »Und was soll ich damit?«
    »Lesen und gebrauchen.«
    Endlich setzte der Chinese sich auf. Die Sandkörner schwanden aus seinen Augen.
    Ein total verrückter Traum!
    Glaubte er doch tatsächlich, er hätte mitten in der Nacht Besuch und ein sonderbares Geschenk bekommen. Er konnte es sogar fühlen.
    Kien LinYang rieb mit dem Daumen über das feine Reispapier. Allmählich begann er Gefallen an diesen Halluzinationen zu finden. Weder beim Opiumrauchen noch beim Schnupfen von Kokain hatte er jemals so ergötzliche Vorstellungen gehabt.
    Nun nahm er sich die Muße, den seltsamen Überbringer des Geschenks näher zu betrachten.
    Er war überhaupt kein Zwerg. Ein bißchen sehr klein geraten, vielleicht. Womöglich reichte ihm dieser putzige Kerl sogar bis zur Brust?
    Der Chinese kicherte blöde und stand ächzend auf. Das Nachthemd fiel bis zu seinen Knöcheln hinunter. Er legte die Schriftrolle beiseite.
    »Darf ich dich auch anfassen?« fragte er.
    Der Zwerg nickte.
    »Und du reichst mir bis zur Brustwarze?«
    »Ja, Herr.«
    »Wunderbar. Sicher hast du auch einen Namen.«
    »Sokor, heiße ich, Herr. In Ihrer Sprache heißt das ›Diener der Geister‹.«
    »Köstlich, köstlich!« rief Kien LinYang entzückt. »Diener der Geister, ich grüße dich.«
    Der kleine Mann verbeugte sich ernsthaft.
    »Willst etwas trinken?«
    »Bitte sehr.«
    »Wirklich entzückend«, schnaubte Kien LinYang. »Er will etwas trinken. Was soll es denn sein?«
    »Was Sie haben. Ich bin bescheiden.«
    Der fette Chinese watschelte auf eine Schrankwand zu. Sie enthielt unter anderem auch einen Kühlschrank. Dumm weiterkichernd goß Kien LinYang zwei Gläser voll mit schottischem Whisky. Eines davon reichte er an den dunkelhäutigen, kleinen Mann weiter.
    »Cheers.«
    »Auch.«
    Wieder lachte der Chinese und leerte sein Glas. Auch der kleinwüchsige Mann im schlechtsitzenden Anzug trank aus.
    »Noch etwas?«
    Der Gnom schüttelte den runden Kopf.
    »Nein danke, Herr.«
    »Aber ich darf doch noch?«
    »Bitte sehr.«
    »Du bist sehr höflich.«
    »Sie sind auch sehr nett, Herr. Deshalb habe ich Ihnen auch das Geschenk mitgebracht.«
    »Warum ausgerechnet mir?«
    »Es ist für einen bestimmt, der schon alles hat«, orakelte Sokor.
    »Ist auch egal«, meinte Kien Lin-Yang. Er lallte schon wieder. Dann setzte er die Flasche Scotch an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Er legte seinen Kopf dabei weit in den Nacken und stülpte seinen Bauch nach vorne.
    Deshalb sah er nicht, wie Sokor in sein eigenes Glas biß und mit den spitzen Zähnen eine Scherbe losbrach. Er verbarg sie in der schwarzen, faltigen Hand.
    Der Chinese stellte die Flasche ab und sah, daß sie nur mehr halb voll war.
    »Nicht übel«, meinte er zu sich selbst. »Bist du jetzt immer noch da, kleiner Mann?«
    »Ja, Herr.«
    »Aber du willst doch bestimmt nicht die ganze Nacht bleiben.«
    Kien LinYang begann das Spiel zu langweilen, wie alles, was länger als fünf Minuten dauerte. Außerdem war der Gnom nicht sonderlich gesprächig. Immer nur dieses stereotype »Ja, Herr. Nein, Herr«.
    »Nein, Herr«, beantwortete Sokor die letzte Frage des Chinesen. »Nur eine Kleinigkeit noch.«
    »Und die wäre?«
    »Darf ich Ihnen noch einmal die Hand geben?«
    Kien LinYang schaute seine fleischigen Hände an und sah den dicken Fingern zu, wie sie sich bewegten. Dann streckte er sie dem schwarzen Zwerg entgegen.
    »Du warst freundlich, also bin ich es auch.«
    Sokor ergriff sie. Der Schnitt mit der Glasscherbe konnte kaum weh tun. Trotzdem kreischte der Chinese auf wie eine raufende Katze.
    Er wollte die Hand zurückziehen, doch der Zwerg ließ sie nicht los. Plötzlich funkelten seine leicht schräg
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