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0115 - Der Imperator und das Ungeheuer

Titel: 0115 - Der Imperator und das Ungeheuer
Autoren: Unbekannt
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zum Widerspruch bereit fand, dann nur gegenüber Untergebenen.
    Sein Prinzip, daß nur der Macht gewinnt, der unter Mächtigen weilt und mit ihnen umzugehen versteht, hatte sich im Laufe seines Lebens stets bewährt. Anderen Hohepriestern war Kutlos als schweigsamer, unauffälliger Mann bekannt. Eines Tages war er mit einem Walzenschiff auf Saos angekommen und hatte das Amt des Hohepriesters übernommen. Aufrecht und hager war er aus der Schleuse geschritten und hatte einen prüfenden Blick über das Industriegelände geworfen.
    Die Anlagen, die die Antis auf Saos errichtet hatten, lagen in einem von hohen, vegetationslosen Bergen umschlossenen Talkessel, der etwa 8 Kilometer durchmaß. Auf natürliche Weise vor Sandstürmen geschützt, war es der ideale Ort für einen Stützpunkt der Baalol-Sekte.
    Der Raumhafen befand sich im nördlichen Gebiet des Tales. Das eigentliche Fabrikationszentrum dehnte sich 2 Kilometer aus. Unterirdische Anlagen, die bis zu 50 Meter in den Boden reichten, waren ebenfalls vorhanden. Auf Saos stellten die Antis die Schirmprojektoren ihrer Individualschutzschirme her.
    Im Mittelpunkt der kreisförmigen Anlage ragte eine Pyramide 150 Meter in die Höhe. Sie wurde von den Antis offiziell als Tempel benutzt. Um dieses imposante Gebäude gruppierten sich langgestreckte Flachbauten, die an den vier Eckpunkten von höheren Kuppelbauten mit halbrunden Metalldächern gekrönt wurden. Dort waren die vier Kraftstationen untergebracht.
    Kutlos hatte seit dem Tage seiner Ankunft nicht eine einzige Änderung in der Fabrikation vornehmen lassen, die der Hohe Baalol nicht befohlen hätte. Regelmäßig machte er seinen Bericht, wobei er es vermied, in irgendeiner Form zu drängen oder unbequeme Fragen zu stellen. Widersinnigerweise war deshalb der Hohe Baalol davon überzeugt, daß Kutlos einer der fähigsten Hohepriester im Machtbereich der Antis war.
    In diesem Augenblick befand sich Kutlos in dem Bildsaal von Saos, der in mittlerer Höhe der Pyramide lag und in dem die technischen Geräte zur Raumüberwachung montiert waren.
    Seine Blicke waren auf einen leicht gewölbten Bildschirm gerichtet. Auf der Mattscheibe blitzten in regelmäßigen Abständen Lichter auf, die die Größe eines Stecknadelkopfes besaßen. So betrachtet, sahen sie harmlos aus. Aber sie waren alles andere als das. Jeder einzelne dieser winzigen, glühenden Punkte stellte ein terranisches Schiff dar. Sie bildeten eine Kette um Saos und verhinderten, daß ein Anti- Schiff starten oder landen konnte. Kutlos war darauf vorbereitet gewesen, daß ein Teil der Solaren Flotte aufkreuzen würde - er hatte nur nicht damit gerechnet, daß es so schnell gehen würde.
    Die Transportschiffe der Antis, beladen mit hochwertigen Maschinen aus der Individualschirmproduktion, lagen noch immer auf dem Raumflughafen. Nur die Walzenschiffe der Springer waren blitzschnell von der Bildfläche verschwunden. Sie hatten ihre Aufgabe mit dem Scheinangriff gegen den Stützpunkt erledigt.
    Kutlos richtete sich auf. Das vertraute Summen der Klimaanlage rief ihn in die Gegenwart zurück.
    „Soll ich abschalten, Kutlos?" fragte der junge Priester.
    Der Hohepriester nickte stumm. Die unzähligen Ortungsgeräte in diesem Raum behielten jedes einzelne Schlachtschiff der Terraner in ihren technischen „Augen". Jede Ortsveränderung wurde aufgezeichnet.
    Sorgfältig wurde der Energieausstoß der einzelnen Raumer kontrolliert, um sofort festzustellen, wann die Invasion beginnen würde.
    Für Kutlos Begriffe zögerten die Terraner bereits zu lange. Auf Erdzeit umgerechnet, lauerte der Flottenverband bereits drei Tage im Raum. Der Hohepriester hatte gehofft, daß alle Antis noch vor dem Eintreffen der Terraner auf den Transportschiffen flüchten könnten. Die Schnelligkeit, mit der die Kugelraumer aus dem Hyperraum gebrochen waren, hatte diesen Teil des Planes zerstört. Die Priester auf Saos mußten unfreiwillig in ihrem Stützpunkt verweilen.
    Zum erstenmal sah Kutlos seine Strategie zum Scheitern verurteilt. Jede noch so heftige Gegenwehr bei einer Invasion würde nach einiger Zeit zusammenbrechen. Der Hohepriester war nicht geneigt, Saos kampflos aufzugeben, aber er rechnete mit einer vernichtenden Niederlage.
    Kutlos strich sich unauffällig über sein Haar. Die Schiffe rings um den Planeten machten ihn nicht nervös. Er fühlte nur eine gewisse Resignation darüber, daß er auf dem Wege zur Macht an der Geschwindigkeit von viertausend Raumschiffen scheitern
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