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0115 - Der Imperator und das Ungeheuer

Titel: 0115 - Der Imperator und das Ungeheuer
Autoren: Unbekannt
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vor seinem Spiegelbild. Von Gefühlen zerrissen, schien er innerlich zu zerbersten. Sein Haß drohte in Wahnsinn überzugehen.
    Er deutete auf diese Figur, die er selbst war und die einen anderen darstellen sollte. Und aus dem Spiegel heraus reckte sich ihm ein Arm entgegen.
    „Hallo, Rhodan", sagte Cardif mit entstellter Stimme. Lauschend hob er seinen Kopf. „Wer Rhodan ist und seine Macht fest in den Händen hält, muß nicht unbedingt wie Rhodan aussehen", erklärte er seinem Spiegelbild. „Verstehst du das, mein Junge?"
    Eine höhnisch verzerrte Fratze grinste ihm entgegen. Er hatte viel von dem markanten Aussehen Rhodans verloren.
    „Mein Spiel geht weiter", sagte Cardif. „Ich gebe nicht so einfach auf. Saos wird fallen."
    Cardif machte einen Schritt auf den Spiegel zu. Sein Oberkörper war vorgebeugt. In seinem Unterbewußtsein regte sich etwas, aber es gelangte nicht zum Durchbruch.
    „Vielleicht werde ich immer größer und breiter", kicherte er. „Eines Tages ist die IRONDUKE dann nicht mehr in der Lage, meinen Körper zu fassen." Diese makabre Vorstellung schien ihn zu erheitern. Eine Menge wirrer Gedanken schoß durch sein Gehirn. Er riß die Uniformjacke auf und pochte gegen seine Brust.
    „Da sitzt die Hölle", lallte er verzweifelt. „Festgekrallt in meinem eigenen Leib. Sie rumort und läßt mir keine Ruhe. Ärzte, Ärzte, warum können sie mir nicht helfen?"
    Niemand antwortete ihm. Er war immer einsam gewesen. Irgendwie erweckte dieser Gedanke seinen alten, ursprünglichen Stolz. Er wollte sich aufrichten, aber er mußte befürchten, daß die Uniform dem Druck der Muskeln nicht standhalten würde.
    Sah so das ewige Leben aus, das er sich von dem erschlichenen Zellaktivator versprochen hatte?
    Er ließ sich auf sein Bett fallen und wälzte sich ruhelos umher. Sollte er sich wieder ein Schlafmittel bringen lassen? Ein unsinniger Einfall begann ihn zu beschäftigen. Er stellte sich vor, daß, während er schlief, Krefenbac hereinkommen und ihn erwürgen könnte. Betäubt von der Medizin würde er sich nicht rasch genug wehren können.
    Energisch schüttelte er seinen Kopf. Er mußte einen klaren Kopf behalten. Vor allem durfte er sein großes Ziel nicht vergessen. Ein großer Teil der Solaren Flotte stand jetzt im Saos -System.
    Unbewußt fiel sein Blick wieder auf den Spiegel. Er erhob sich und ging darauf zu. Etwas lockte ihn an.
    Ganz dicht kam er heran, bis sein Atem die glatte Oberfläche anlaufen ließ. Er wischte mit dem Ärmel den Beschlag weg, um besser sehen zu können.
    Er blickte in sein eigenes Gesicht. Es war nur Zentimeter von ihm entfernt. Da sah er es!
    Er wollte schreien oder irgend etwas anderes tun. Doch Panik und Entsetzen lahmten ihn. Langsam griff er hinter sich und zog das Lineal heran. Er hob seinen Arm und schmetterte ihn gegen das Glas. Sein Gesicht zersprang in unzählige Teile, schien nach allen Richtungen katapultiert zu werden. Klirrend landeten die Bruchstücke am Boden. Der Lärm brachte Cardif zur Besinnung. Schwankend kehrte er zu dem Bett zurück und ließ sich niedersinken.
    Es waren seine Augen, die ihn so schockiert hatten. Ihr Grau war ihm plötzlich verwaschen vorgekommen. Ein gelblicher Ton überlagerte die ursprüngliche Farbe. Cardif wußte, was für ein Blick das war. Der Blick eines Raubtieres.
     
    *
     
    Krefenbac atmete tief. Seine dankbaren Worte, die er an Bully gerichtet hatte, waren voller Überzeugung gewesen.
    „Sie haben mir aus einer sehr unangenehmen Lage geholfen, Sir", sagte er abschließend.
    Reginald Bull blieb ernst. In seinem sommersprossigen Gesicht zeichneten sich tief eingekerbte Falten ab. Es war ihm deutlich anzusehen, daß er auf zwei Schultern trug. Er wollte seinen unglücklichen Freund weiterhin unterstützen und gleichzeitig die Menschen, die Rhodan umgaben, vor seinen unbegreiflichen Launen schützen.
    „Die Lage ist für uns alle unangenehm", sagte er zu dem Major. „Vergessen wir nicht, daß der Chef schwer unter seiner Krankheit leidet. Außerdem machen ihm noch immer die Nachwirkungen seiner Gefangenschaft auf Okul zu schaffen. Ich habe mich ausführlich mit Dr. Alonzo unterhalten. Er ist ein Spezialist auf dem Gebiet der Zellforschung. Er spricht von einer explosiven Zellspaltung, die Perry befallen hat."
    „Ich wünschte, daß ich ihm helfen könnte", meinte Jefe Claudrin mit seiner dröhnenden Stimme. „Wenn ich daran denke, was wir hier vorhaben, dann kann ich mich eines unguten Gefühls nicht
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