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0110 - Die Geistergrotte

0110 - Die Geistergrotte

Titel: 0110 - Die Geistergrotte
Autoren: Hans Wolf Sommer
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hervorlugt, erfreut sicher nicht nur das Herz von Mafiakillern.«
    »Chef, daß du jetzt an so etwas denken kannst! Sorg lieber dafür, daß ich endlich meine Hände bewegen kann. Da muß irgendein Strick…«
    »Pardon, meine Liebe.«
    Zamorra blickte sich in der Höhle um, um irgend etwas zu finden, womit er Nicoles Fesseln zerschneiden konnte. Aber er kam nicht dazu, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    In diesem Augenblick hallte abermals ein furchtbarer Donnerschlag auf, der Zamorra und Nicolé zusammenzucken ließ. Dem Donner folgte ein lautes Krachen, das von brechendem Holz herzurühren schien. Dann ertönte Gebrüll aus rauhen Männerkehlen. Jagende Schrittgeräusche wurden laut.
    »Chef, da kommt…«
    Nicoles Worte wurden überflüssig. Sie kamen nicht mehr, sie waren bereits da.
    Eine Horde wild aussehender Gesellen mit blitzenden Schwertern in den Händen stürmte in den Raum.
    Wie ein Mann stürzten sie auf den Professor los.
    ***
    »Nicole, Zamorra, was ist los?«
    Entgeistert blickte Bill Fleming die beiden Freunde an, die ihm starr und steif wie Wachsfiguren gegenübersaßen. Irgend etwas mußte über sie gekommen sein, etwas, das sie regelrecht gelähmt hatte.
    Nach einer Zeitspanne, die dem Kulturhistoriker wie eine halbe Ewigkeit vorkam, erwachten sie aus ihrer Starre. Bill sah, wie in Nicoles Augen ein Ausdruck des offenen Entsetzens, der hell lodernden Panik trat. Sie öffnete den Mund und schrie, schrie, als ob ihr der Leibhaftige erschienen sei.
    Zamorra tat etwas Erstaunliches. Seine rechte Hand zuckte vor und klatschte dem Mädchen voll ins Gesicht. Dazu stieß er einige Laute aus, die völlig unverständlich waren, die sich anhörten wie das Gestammele eines Geisteskranken.
    Der Schrei Nicoles brach ab, und sie fing an zu weinen. Ihre Brust hob und senkte sich unter den Schluchzern, und dicke Tränen liefen ihr über die Wangen.
    »Zamorra!«
    Bill hatte das Gefühl, als sei er selbst von der Ohrfeige getroffen worden. Zamorra schlug Nicole! Das war… unvorstellbar. Und doch hatte er es gerade mit eigenen Augen gesehen.
    Der Professor sah ihn an, mit einem Blick, der merkwürdig ausdruckslos war.
    »Zamorra, was ist los?«
    Bills Frage blieb ohne Antwort. Der Parapsychologe blickte ihn nur wortlos an. Und Nicole schluchzte weiter heftig vor sich hin.
    Der Geschäftsführer erschien, hinter ihm der Kellner.
    »Ist etwas passiert?« fragte der Maitre. »Madame…«
    Natürlich, der Schrei Nicoles hatte Aufmerksamkeit erregt. Bill wurde sich bewußt, daß alle Leute an den Nebentischen, die im Blickfeld saßen, herüberstarrten. Befremden drückte sich in ihren Mienen aus. Schließlich war das Maxim kein Lokal in der Südbronx von New York, wo lautes Geschrei und Prügeleien sozusagen zum guten Ton gehörten.
    Dies alles war Bill schrecklich peinlich. Und da er nicht den Eindruck hatte, daß Zamorra gleich wieder handgreiflich werden würde, spielte er das Ganze herunter.
    »Nichts ist passiert«, sagte er schnell. »Ein kleines Mißverständnis. Bemühen Sie sich nicht.«
    Der Geschäftsführer hob pikiert eine Augenbraue, aber er war zu gut geschult, um zu sagen, was er dachte.
    »Sehr wohl, Monsieur«, meinte er nur. Dann machte er eine kleine Verbeugung und zog sich gemeinsam mit dem Kellner zurück.
    Bill Fleming widmete sich wieder seinen beiden Freunden. Nicoles Schluchzer waren inzwischen weniger heftig geworden. Aber sie war sichtlich weit davon entfernt, wieder die Nicole zu sein, die vor ein paar Minuten noch mit ihm und dem Professor heiter geplaudert hatte. Und auch Zamorras Verhalten gab weiterhin zu den größten Bedenken Anlaß.
    Abermals versuchte der Amerikaner festzustellen, was, zum Teufel, denn in die beiden gefahren war.
    »Zamorra, würdest du mir nun endlich verraten, was mit euch los ist? Ihr sitzt da wie die Ölgötzen, Nicole schreit und du haust ihr eine runter! Also?«
    Der Professor schwieg.
    Langsam wurde Bill ärgerlich. Er griff nach Nicoles Arm, rüttelte das Mädchen.
    »Nicole, sag etwas! Warum hast du geschrien, als ob du am Spieß steckst?«
    Und Nicole sagte etwas. Unverständliche Worte, die gepreßt und abgehackt über ihre Lippen kamen. Bill verstand keine einzige Silbe davon.
    Auch Zamorra sprach. Nicht zu Bill, sondern zu seiner Freundin. Wenige Laute waren es nur, die er hervorstieß. Scharf, bissig… und vollkommen unverständlich.
    Nicole aber schien sie zu verstehen, denn sie schwieg abrupt.
    Bill kam sich hilflos vor. Er hatte das Gefühl,
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