Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0110 - Auf den Spuren der Antis

Titel: 0110 - Auf den Spuren der Antis
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Er fuhr bis an die Streben heran, hängte beide Arme über sie und hangelte sich auf diese Weise bis zum Fenster, von wo aus er stundenlang auf die Straße starrte. Als ihn Mulvaney einmal in dieser Stellung entdeckt hatte, war Lansing den ganzen Abend über zornig gewesen und hatte nur unkonzentriert gespielt. „Warum lachen Sie nicht über mich?" hatte Lansing gerufen, als Mulvaney den Vorhang zur Seite geschoben und verwirrt in den Raum geblickt hatte. „Sie sollten wenigstens über mich lachen."
    Dieses Erlebnis hatte Mulvaney mehrere Wochen lang beschäftigt, und er war Lansing ausgewichen, bis dieser ihn angerufen und zu weiteren Spielen eingeladen hatte.
    Als Mulvaney jetzt durch die Dunkelheit auf das Arbeitszimmer zutappte, fielen Ihm die Worte des Kranken wieder ein. Unbewußt ergriff ihn eine leichte Scheu, den Vorhang zu teilen und den Raum zu betreten.
    Nachdem er sich überwunden hatte, stellte er fest, daß Lansing auch hier nicht war. In der Bibliothek hielt er sich ebenfalls nicht auf. Das bedeutete, daß er nur im Obergeschoß sein konnte. Mit gemischten Gefühlen schlich Mulvaney zur Treppe.
    El fiel über ein abgebrochenes Rad des Rollstuhles. Er schlug mit dem Gesicht gegen den Boden, und seine wild rudernden Hände bekamen weitere Teile des Krankenfahrzeuges zu fassen. Lansings Rollstuhl lag zerstört am Rande der Treppe. Stöhnend kroch Mulvaney aus dem Gewirr von Metallteilen heraus.
    Der Lärm hätte Lansing, wenn er sich irgendwo befunden hätte, bestimmt angelockt. Aber außer den Geräuschen, die Mulvaney selbst verursachte, war es vollkommen still im Haus. In fliegender Hast erhob sich der Einbrecher. Jetzt war ihm alles gleichgültig. Die Sucht nach dem vermeintlichen Verjüngungsmittel beherrschte ihn völlig. Er taumelte in die Richtung, wo er den Lichtschalter vermutete. Ein eisiger Schreck durchfuhr seine Glieder, als er daran dachte, daß ihm ein anderer zuvorgekommen sein könnte. Vielleicht waren Lansings Vorräte bereits gestohlen worden.
    Mit einem Fluch schaltete er die Beleuchtung ein.
    Der Rollstuhl war die Treppe herabgestürzt, das konnte er jetzt sehen. Er war vollkommen zerstört.
    Einige Stufen weiter oben lag Albert Lansing. Er war tot.
    Dort hing er, schräg gegen das Geländer gelehnt, mit weit aufgerissenen Augen und wächsernem Gesicht. Mulvaney erstarrte. Er begann zu schluchzen. Instinktiv spürte er, daß er hier kein Liquitiv finden würde.
    Langsam ging er auf Lansing zu. Der alte Mann hatte einen Zettel in seiner rechten Hand. Mulvaney nahm ihn an sich und las die wenigen Sätze, die mit zittrigen Buchstaben dort geschrieben standen: Mein Vorrat an Liquitiv ging heute zu Ende. Ich habe nicht mehr die Kraft, ohne den Likör zu leben. Gott möge mir verzeihen. Mulvaney ließ das Papier fallen. Lansing hatte Selbstmord begangen. Es gab demnach nicht einen Tropfen Likör mehr in seinem Haus. Der Gelähmte hatte seinen Rollstuhl die Treppe hinabgesteuert und sich mehrfach überschlagen. „Warum lachen Sie nicht?" hörte Mulvaney eine Stimme in seinen Gedanken. „Sie sollten wenigstens über mich lachen."
    Mulvaney begann wie ein Irrer zu kichern. Sein Körper erbebte. Er benötigte Liquitiv. Dringend, sehr dringend sogar. Aber die Regierung hatte den Verkauf gestoppt. Man konnte keinen Likör mehr bekommen.
    Der schreckliche Plan der Antis begann, seine ersten Auswirkungen zu zeigen.
    Mulvaney schwankte wie ein Betrunkener aus dem Haus.
    Er war nur ein einziger Mensch. Süchtig und verloren.
    Einer von über 50 Millionen.
    2. Über 50 Millionen Menschen drohten, eine Revolte zu entfesseln. Die Erde war zu einem Tollhaus geworden. Die Süchtigen benötigten den Likör, den man gemeinhin unter dem Namen Liquitiv kannte, ebenso nötig zum Leben wie normale Menschen atembare Luft.
    Auf den Kolonialplaneten war die Lage nicht viel besser. Atlan, Imperator des Großen Imperiums, hatte auf den Arkon-Planeten mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Riesige Mengen des heimtückischen Rauschgifts hatten die Planeten der beiden verbündeten Imperien überschwemmt.
    Perry Rhodan, Administrator des Solaren Imperiums, stand aufrecht in dem einfachen Raum, der ihm als Arbeitszimmer diente. Er war nicht allein. Vor ihm, schräg neben dem Schreibtisch, hatte sich eine Gruppe von Frauen und Männern versammelt, die den obersten Regierungschef aus brennenden Augen anstarrten. Rhodan konnte in ihren Blicken keine Sympathie erkennen. Zuerst war er über das Anliegen der Süchtigen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher