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011 - Das Mädchen in der Pestgrube

011 - Das Mädchen in der Pestgrube

Titel: 011 - Das Mädchen in der Pestgrube
Autoren: Dämonenkiller
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»Und gut. Lassen Sie sich überraschen. So gute Schnitzel bekommen Sie in keinem Lokal.«
    Er verließ das Zimmer, und ich sah ihm kopfschüttelnd nach. Es war dunkel geworden. Ich knipste die Stehlampe an, dann zog ich den Zeitschriftenständer näher heran und blätterte eine Illustrierte flüchtig durch. Eine halbe Stunde später kehrte Helnwein zurück und deckte den Tisch. Dann verschwand er wieder in der Küche und kam kurz darauf mit einem großen Tablett in den Händen wieder. Er legte ein riesiges Schnitzel auf meinen Teller, dann reichte er mir die Schüssel mit den Bratkartoffeln und eine andere mit Tomatensalat. Anschließend bediente er sich selbst.
    »Guten Appetit!« wünschte er.
    Ich breitete die Stoffserviette über meine Knie und aß ein Stück Fleisch. Es war weich und zerging auf der Zunge.
    Wir aßen schweigend. Als wir fertig waren, fragte Helnwein nach meinen Plänen für den morgigen Tag.
    »Zuerst werde ich die Katakomben besichtigen«, sagte ich. »Können Sie mir sagen, wann die erste Führung ist?«
    »Sie beginnt um zehn und dauert fünfundzwanzig Minuten. Was halten Sie davon, wenn ich Sie begleite?«
    Ich war einverstanden. »Anschließend möchte ich mir das Haus Nummer 80 am Stephansplatz ansehen.«
    Ich hörte das Zuschlagen einer Tür und blickte auf. »Was war das?«
    Schritte kamen näher. Ich spannte unwillkürlich die Muskeln an. Die Tür wurde geöffnet, und eine junge Frau trat ein. Ihr Haar war blond und im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Das Gesicht war hübsch, aber bleich und wächsern. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starr. Sie trug eine einfache ärmellose weiße Bluse und einen enganliegenden, bodenlangen Rock. Sie würdigte uns keines Blickes, sondern schritt an uns vorbei wie eine Traumwandlerin, oder wie jemand, der unter Hypnose steht. Sie öffnete die Tür zu der Treppe, die in den ersten Stock führte und verschwand.
    »Sie haben mir gar nicht gesagt, daß Sie Besuch haben«, meinte ich.
    Helnwein war wieder nervös. »Eine entfernte Verwandte«, sagte er. Seine Stimme bebte. Seine Hände zitterten leicht. »Sie studiert in Wien. Wohnt einstweilen bei mir und hilft mir im Haushalt.«
    »Sie hat aber seltsame Manieren«, sagte ich. »Sie hätte wenigstens grüßen können.«
    »Das müssen Sie entschuldigen, Herr Hunter. Sie ist meistens völlig geistesabwesend. Sie hat sicherlich gar nicht bemerkt, daß wir im Zimmer sind. Sie ist sehr scheu. Sie kommt vom Land und ist noch sehr verschreckt.«
    Ich setzte zu einer Frage an, schwieg dann aber. Mit dem Mädchen stimmte etwas nicht. Die Erklärung Helnweins war in keiner Weise befriedigend. Es war unhöflich, Helnwein weiter auszufragen, aber ich war durch sein Verhalten neugierig geworden.
    »Ist das Mädchen schon lange bei Ihnen?« erkundigte ich mich.
    »Erst seit ganz kurzer Zeit.« Es war ihm sichtlich peinlich, darüber zu sprechen.
    »Wie ist ihr Name?«
    Er schluckte. »Eva.«
    »Hat sich jemand von der Familie Zamis bei Ihnen blicken lassen?«
    »Nein, aber das sagte ich Ihnen ja schon. Ich ging ein paarmal an ihrem Haus vorbei. Der Dachstuhl wurde repariert. Sie haben ja damals recht gute Arbeit geleistet und das Haus fast zerstört.«
    Ich grinste. »Und Sie wurden in keiner Weise von den Zamis' belästigt?«
    Helnwein schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Es geschahen auch keine seltsamen Ereignisse. Alles war ruhig und friedlich. Hoffentlich ändert sich …«
    »Sie meinen, Sie hoffen, daß durch mein Auftauchen nicht wieder der Teufel los sein wird?«
    Helnwein nickte kummervoll.
    »Das will ich auch hoffen«, sagte ich, »aber ich fürchte, daß es nicht lange dauern wird, bis die Familie Zamis weiß, daß ich in Wien bin. Deshalb möchte ich auch so bald wie möglich wieder fort. Ich will Sie nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Auf mich brauchen Sie keine Rücksicht zu nehmen. Ich bin ein alter Mann und keine Gefahr für die Schwarze Familie.«
    Da war ich mir nicht so sicher. Die Schwarze Familie kannte keine Skrupel. Ein Menschenleben zählte nicht viel für sie.
    Wir tranken noch ein Glas Wein. Das Mädchen ließ sich nicht mehr blicken. Gegen einundzwanzig Uhr ging ich in mein Zimmer. Ich brachte an der Tür und den Fenstern sicherheitshalber einige Dämonenbanner an, holte aus dem Koffer eine Flasche Bourbon, trank einen Schluck und ging dann bald schlafen.
    Während der Nacht wälzte ich mich einige Male unruhig hin und her. Das Fenster wagte ich nicht zu
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