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0104 - Die Stieftochter des Teufels

0104 - Die Stieftochter des Teufels

Titel: 0104 - Die Stieftochter des Teufels
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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gehorsame Tochter, Martine! Ich bin zufrieden mit dir! Negro hat einen Mann für dich ausgesucht! Ihn wirst du mir und meinem Schattenreich zuführen! Aber du wirst deine ganze Kraft und Verführungskunst aufwenden müssen, um diesen Auftrag erfüllen zu können! Geh jetzt!«
    Das Gesicht verblaßte, verschwand. Martine wandte sich ab und schritt aus dem Gewölbe…
    ***
    Gendarm Charles Servais schob seufzend sein Fahrrad über die Hauptstraße von Beaufort. Irgendein Betrunkener hatte eine leere Absinthflasche auf das Pflaster geworfen, und ausgerechnet er hatte durch die Scherben fahren müssen. Erfolg: ein platter Vorderreifen und eine ellenlange Fluchserie.
    Seine Frau würde schon auf ihn warten. Sonst war er um diese Zeit längst zu Hause. Mit dem Fahrrad ging es eben schneller.
    Als die Kirchturmuhr einmal schlug, blieb er stehen, zog sein Taschentuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Verdammt«, murmelte er, »ich bin tatsächlich zu fett. Brigitte hat schon recht, wenn, sie mir das jeden Tag vorhält!«
    Natürlich wußte er selber gut genug, wie recht sie hatte. Er merkte es ja selber, vor allen Dingen dann, wenn er gewissen Pflichten nachkam. »Einen schönen Druckposten haben sie dir gegeben«, hatte seine Frau vor zwei Tagen noch gesagt, als er wieder einmal stöhnte. »Als wir heirateten, warst du schlank wie eine Tanne und sahst wirklich gut aus in deiner Uniform. Aber dann wurdest du in dieses verdammte Nest hier versetzt, hattest nichts zu tun und wurdest von einem Tag auf den anderen dick und fett. Du solltest deine Streifengänge zu Fuß machen!«
    An diese Worte mußte er jetzt denken, als er seinen Nachhauseweg fortsetzte. Sie hat gut reden, dachte er, zu Fuß…! Meile für Meile und um Beaufort! Überhaupt Blödsinn… in diesem Kaff ein Polizeiposten! Wann passiert hier schon mal was? So lange ich hier Dienst mache, gab es einen Verkehrsunfall und einen biebstahl. In sechs Jahren…! Wäre ich in Nevers, ja, da haben die Kollegen wenigstens etwas zu tun! Und sie haben Autos. Über einen Flic, der mit dem Fahrrad durch die Gegend schiebt, können die doch nur lachen…
    Weiter kam er in seinen Gedankengängen nicht. Lautes, irgendwo aus der Luft kommendes Gelächter ließ ihn jäh stehenbleiben und nach oben schauen.
    Eine Wolke schwebte drohend über ihm, senkte sich tiefer, lange Arme schossen aus ihr hervor, er wollte etwas schreien, öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton hervor. Das Fahrrad entglitt den Händen, fiel scheppernd aufs Pflaster. Singen und Klingen erfüllte die Luft, wurde zum durchdringenden Pfeifton.
    Charles Servais griff sich zum Hals, als würgte ihn etwas. Sein frisches, rotes Gesicht wurde blau-weiß, Bart und Haare überzogen sich mit einer kristallinen Schicht, als ob sie vereist wären.
    Als der Beamte zu Boden sank, war er bereits tot…
    ***
    Die feuchtfröhlichen Zecher in Marcels Bistro fuhren auseinander, als das durchdringende Pfeifen erklang. Marcel Auger, der Wirt, kam hinter der Theke hervor und lief zur Tür, riß sie auf, rannte nach draußen.
    Hinter ihm drängten seine Gäste auf die Straße. Der Mond trat eben hinter einer schnell entschwebenden Wolke hervor und warf sein silbernes Licht über Beaufort.
    »Das ist… das ist doch Servais!« rief der Wirt und deutete auf den mitten auf dem Fahrdamm neben dem Fahrrad Liegenden. »Da ist was passiert…!«
    Sie rannten zu dem Beamten, der reglos, mit ausgebreiteten Armen, dalag. Marcel Auger bückte sich. »Hat einer zufällig eine Taschenlampe da?« fragte er.
    »Ich!« Ein baumlanger Bursche reichte ihm eine Stablampe. »Zufällig hab ich sie eingesteckt. Weil ich nicht wußte, wie spät es werden würde. Was ist mit ihm?«
    Der Wirt hatte im Schein der Lampe einen Blick in das Gesicht des Gendarms geworfen. Jetzt erhob er sich, schluckte einige Male, stieß dann hervor: »Tot… mausetot! Und nun lacht mich nicht aus, Leute! Er ist erfroren!«
    »Spinnst du?« meinte einer. »Wir haben Sommer, und die Pärchen lieben sich im Wald. Wie kann er bei solcher Schwüle erfroren sein?«
    »Mann, ich bin doch nicht auf’n Kopf gefallen!« Der Wirt schaltete die Lampe ein und richtete den gebündelten Strahl auf des Polizisten Gesicht. »Was ist das? Außerdem habe ich schon mehr als einmal Erfrorene gesehen!«
    »Und nun?« fragte der Sprecher von vorhin. »Was machen wir jetzt? Einer muß den Arzt holen, einer seiner Frau Bescheid sagen. Mon dieu, Brigitte wird große Augen machen. Sie hat
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