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0101 - Drei Lastwagen voll Rauschgift

0101 - Drei Lastwagen voll Rauschgift

Titel: 0101 - Drei Lastwagen voll Rauschgift
Autoren: Delfried Kaufmann
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Gründen versetzte, überreichte ich ihr eine Parfümflasche, die sie auf dem Straßenpflaster zerschmetterte.
    Sie wollte an mir vorbei, aber ich stoppte sie.
    »Aus meinem Weg!« fauchte sie. »Oder ich schlage zu.«
    »Nelly, ich wollte dir sagen, daß…«
    Sie holte aus. Ich fing den Schlag zart am Handgelenk ab. Ich weiß nicht, wie oft ich gezwungen gewesen bin, Schläge abzufangen, aber ich tat es nie mit größerer Zartheit.
    »Laß los!« zischte Nelly wie eine Lokomotive unter Überdruck. »Ich schreie! Hilfe!«
    Es war nur ein halber Hilferuf, gewissermaßen nur die Drohung eines Hilferufes, aber irgendeiner von den Burschen mit verrenktem Hals mußte Nelly wohl noch nicht aus den Augen gelassen haben, denn er reagierte sofort. Plötzlich stand er vor uns.
    »Lassen Sie sofort die Dame los!« befahl er würdevoll.
    Es war ein sorgfältig gekleideter, nicht mehr ganz junger Lebemann mit gepflegtem, weichem Schnurrbart und ein wenig Grau im Haar. In der Hand hielt er einen Spazierstock mit Silberkrücke.
    »Hau ab, Kleiner!« antwortete ich.
    Er löste seinen Blick von Nellys Figur und ließ ihn über meine Figur gleiten. Unwillkürlich trat er einen Schritt rückwärts.
    »Befreien Sie mich von diesem Grobian«, flehte Nelly.
    Ich zog sie näher zu mir heran, obwohl sie sich heftig sträubte.
    »Darling«, sagte ich, »ich fresse diesen Zwerg bei lebendigem Leibe. Willst du schuld sein, wenn ich in einem Gefängnis lande? Es gibt Krach und einen Skandal, wenn du nicht vernünftig bist. Nimm jetzt sofort meinen Arm und sage zu dem Knaben: Vielen Dank, mein Herr. Bemühen Sie sich nicht weiter.«
    Ich ließ sie los und reichte ihr meinen Arm. Eine Sekunde lang zögerte sie noch, aber ich muß wohl ein sehr grimmiges Gesicht geschnitten haben, und manches Mal lieben es Frauen, sich in die Gewalt gefährlicher Männer zu begeben.
    Nelly legte ihre Hand in meinen Arm, verneigte sich vor dem schnurrbärtigen Dandy und flötete:
    »Vielen Dank, mein Herr. Bemühen Sie sich nicht weiter.«
    Er zog sich mit einer Verbeugung zurück, halb erleichtert wegen meiner Figur - halb voller Bedauern - wegen Nellys Figur.
    Nelly begleitete mich fünf Schritte, um dann eiskalt zu fragen: »Kann ich jetzt gehen?«
    »Meinetwegen«, antwortete ich mit abgrundtiefer Trauer, »aber hinten im Jaguar liegen drei Orchideen für dich, und für heute abend habe ich uns einen Tisch im Trilly—Club bestellt.«
    Wenn Sie den Stimmungsumschwung eines Girls verstehen wollen, so müssen Sie wissen, was es mit dem »Trilly-Club« auf sich hat. Es war der feudalste Nachtklub New Yorks und augenblicklich groß in Mode. In ihm traten die teuersten Stars auf, und man konnte fast sicher sein, daß jeder Mann am Nachbartisch ein Millionär war. Klar, daß jedes Girl davon träumte, einmal im »Trilly-Club« eine große Dame zu spielen, sei es auch nur für eine Nacht.
    Auch Nelly reagierte nicht anders. Ihr Mund bekam vor Staunen die Form eines Karpfenmauls. Sie stieß ein »Oh« aus und fragte:
    »Ist das wahr?«
    »Es ist wahr«, antwortete ich und fischte aus dem Jaguar die Orchideen, zwölf Dollar fünfzig das Stück. Nelly nahm sie mit königlicher Geste an.
    »Kannst du so etwas bezahlen, Jerry?« fragte sie.
    Beinahe hätte ich geantwortet, daß der Staat alle Unkosten übernahm, aber dann sagte ich nur:
    »Mache dir keine Gedanken darüber. — Wir fahren jetzt zu deiner Wohnung. Während du dich umziehst, werfe ich mich in einen Smoking und hole dich wieder ab. - Einverstanden?«
    Jede Wolke war von ihrer Stirn verschwunden.
    »Einverstanden!« rief sie und stieg in meinen Wagen.
    ***
    Die erste Flasche Sekt neigte sich ihrem Ende zu, und das meiste davon hatte Nelly getrunken. Ihre Wangen schimmerten zartrosa durch das Make-up durch, und wenn sie lachte, lachte sie manchmal etwas zu laut.
    »Jerry, welchen Beruf hast du?« fragte sie.
    »Vertreter«, log ich.
    »Was verkaufst du?«
    »Junge Mädchen!«
    Sie lachte so gründlich, daß eine ältere, brillantenbesetzte Dame mißbilligende Blicke in Richtung unseres Tisches warf. Dann trat Frank Sinatra mit zwei Liedern auf, und Nelly wurde sehr andächtig.
    Mich konnten Frankie-Boys Lieder nicht fesseln, denn ich dachte daran, daß es ja nicht nur meine Absicht war, Regierungsgelder auf den Kopf zu klopfen, um auf ein Mädchen Eindruck zu machen, sondern daß ich damit auch einen bestimmten Zweck zu erreichen beabsichtigte. Ich wollte im »Trilly-Club« gesehen werden, und ich wollte von
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