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0101 - Drei Lastwagen voll Rauschgift

0101 - Drei Lastwagen voll Rauschgift

Titel: 0101 - Drei Lastwagen voll Rauschgift
Autoren: Delfried Kaufmann
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mit einem Stuhl dazwischenkommen.«
    Er stieg vom Barhocker herunter.
    Ich dachte gar nicht daran, mich mit »Little Teddy« zu schlagen. Aber bevor ich mich entschließen konnte, was in diesem Falle richtiger sei ein taktischer Rückzug oder eine Verteidigungshaltung, sagte eine sanfte Stimme hinter mir:
    »Guten Abend, Mr. G-man.«
    Ich drehte mich um. Da stand Cols Morgan, Hiltons ehemaliger Geschäftsführer, wie immer im korrekten Smoking, mit scharf gezogenem Scheitel und verbindlichem Lächeln um die schmalen Lippen.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte er.
    »Führen Sie jetzt den Laden?«
    Er nickte.
    »Führen Sie auch diese Jungs?« Ich zeigte mit dem Daumen auf die Bar-Spatzen.
    »Wollen wir nicht einen Drink nehmen, Mr. G-man?« sagte Morgan mit einer Handbewegung zu einem Tisch in einer ungestörten Ecke.
    Ich nahm die Einladung an. Die Dame hinter der Bar schwebte auf einen Wink Morgans mit Gläsern herbei. In einem, dem meinem, befand sich eindeutig Whisky. Cols trank eine rote Brühe, die wahrscheinlich aus Tomatensaft bestand.
    »Sie wundem sich wahrscheinlich, daß ›Luckys Inn‹ überhaupt geöffnet ist?« fragte Morgan und nippte an seinem Gesundheitssäftchen.
    »Ich wundere mich«, bestätigte ich und vertilgte meinen Whisky.
    »Die Sache liegt einfach. Hiltons Erbe wurde vom Nachlaßgericht beschlagnahmt, weil keine Erben vorhanden sind. Ich stellte den Antrag, mir das Unternehmen bis zur endgültigen Klärung zu vermieten. Das Gericht stimmte zu. Nun zähle ich eine relativ geringe Pachtgebühr auf ein Sperrkonto und führe das Geschäft auf eigene Rechnung.«
    »Haben Sie Hiltons Leibgarde auch auf eigene Rechnung übernommen?« erkundigte ich mich.
    Cols Morgan lachte.
    »Warum sollen die Boys hier nicht ihren Drink nehmen, solange sie sich anständig betragen und bezahlen, was sie vertilgen?«
    »Cols, was kostet zur Zeit das Gran Kokain?« Ich blickte ihn bei dieser Frage scharf an, aber er zuckte nicht mit der Wimper.
    »Das Gran — von was?« fragte er zurück.
    »Kokain! Koks! Schnee! Irgendeinen dieser Ausdrücke werden Sie kennen.«
    »Sie meinen Rauschgift!« Er tat so ahnungslos wie ein neugeborenes Kind. »Fragen Sie mich nach dem Preis von gutem Whisky, und ich werde Ihnen antworten können, Mr. G-man, aber von Rauschgift verstehe ich nicht die Bohne. Soll ja schon vorgekommen sein, daß solches Zeug auch in guten Bars gehandelt wurde, aber bei mir würde jeder Kellner sofort fliegen, den ich dabei erwische.«
    Mir wurde der Kragen eng, als ich ihn den braven Musterbürger spielen sah. Mit größter Unbefangenheit tat er so, als hätte ich ihn nie an der Seite von Lucky Hilton gesehen, als wäre in dieser Bar nie etwas anderes geschehen, als daß harmlose Leute sich im Tanze drehen und ein wenig miteinander flirten.
    In solchen Fällen verspüre ich gewöhnlich Lust, Herrschaften wie Mr. Morgan den harmlosen Lack höchst eigenhändig vom Gesicht zu polieren. Aber hier ging es nicht um die Befriedigung sehr privater Gefühle eines G-man. Hier ging es um drei Lastwagen voll Rauschgift.
    »Hören Sie, Morgan«, sagte ich. »Wenn Sie mir noch einen Whisky spendieren, erzähle ich Ihnen eine spannende Geschichte aus dem FBI-Nähkörbchen.«
    Ein Wink seiner Hand, und die Blondine rauschte hinter der Bartheke hervor und füllte mein Glas.
    Ich ließ mir den Drink schmecken. Als die Blondine sich verzogen hatte, er-, klärte ich Cols Morgan:
    »Das Gran Kokain wird augenblicklich in der letzten Stufe mit rund fünf Dollar gehandelt. Jemand, der große Mengen von dem Zeug in der Hand hat, kann es immerhin in großen Posten für zwei Dollar je Gran absetzen. Rechnen Sie sich aus, wieviel Geld ein Mann verdienen kann, der über Mengen von dem Zeug verfügt!«
    Er lächelte. »Ich habe ’ne Gegenfrage. Wieviel Jahre Zuchthaus kann sich ein Mann verdienen, der beim Handel mit diesen Mengen Kokain von Ihnen, G-man, gefaßt wird?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Kein einziges Jahr, Morgan. Wer sich in ein Millionen-Geschäft eingelassen hat, steigt nicht freiwillig aus. Er muß aus der Geschichte herausgeschossen werden.«
    »Also noch riskanter, als ich dachte.«
    Ich beugte mich über den Tisch. »Ja, sehr riskant. Darum sollten Leute, die sich in ein Geschäft dieser Größenordnung einlassen, sich rechtzeitig den richtigen Partner suchen.«
    »Ich verstehe zwar überhaupt nicht, was Sie mir mit dieser Story in Wirklichkeit sagen wollen«, äußerte er vorsichtig, »aber wo sind nach
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