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010 - Der Derbysieger

010 - Der Derbysieger

Titel: 010 - Der Derbysieger
Autoren: Edgar Wallace
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erkennen.
    Offenbar hatten sie keine große Eile, denn sie warteten einige Zeit und ließen das anregende Bild auf sich wirken. Der größere mochte ungefähr dreißig Jahre zählen, hatte ein sonngebräuntes, glattrasiertes Gesicht und hielt sich so gerade, daß man ihn für einen Offizier hätte halten können. Trotzdem hatte Milton Sands nur als Freiwilliger den Krieg bei den südafrikanischen Jägern mitgemacht. Über seinen großen, klaren, grauen Augen, die freundlich in die Welt schauten, wölbten sich buschige, dunkle Brauen, und in seinen Zügen drückten sich Energie und Tatkraft aus. Besonders der scharfgezeichnete Mund und das eckige, harte Kinn verrieten starke Willenskraft. In gewissem Gegensatz dazu standen allerdings die vielen Lachfältchen in seinen Augenwinkeln.
    Eric Stanton, sein Begleiter, machte durchaus den Eindruck eines vornehmen, guterzogenen Engländers. Auch er war glattrasiert und hielt sich aufrecht, aber seine Züge waren weicher und milder. An seiner gesunden Gesichtsfarbe konnte man erkennen, daß er sich viel in der freien Luft aufhielt.
    Er streifte die Asche seiner Zigarette ab und wandte sich dann plötzlich an Milton Sands.
    »Also, wo soll die Reise hingehen?«
    Sands sah sich lächelnd um.
    »Ich werde mich wieder zu dem Sündenbabel begeben.«
    »Ins Kasino? Ich hoffe nur, daß Sie mehr Glück haben als mein -« Er wollte gerade sagen › Freund ‹ , änderte aber seine Absicht. »- als Wilton. Wie ist es Ihnen denn kürzlich am Spieltisch ergangen?«
    Sands blies einige Rauchringe in die stille Abendluft, bevor er antwortete. Er freute sich darüber, daß Toady Wilton Geld verloren hatte, denn er konnte diesen Menschen nicht leiden.
    »Das ist eigentlich schwer zu sagen«, entgegnete er vorsichtig. »In gewisser Weise ist es mir nicht schlecht gegangen. Meinen Zweck habe ich allerdings nicht erreicht. Ich bin mit verhältnismäßig geringen Mitteln aus London abgefahren, und ich habe bis jetzt weder etwas verloren noch etwas gewonnen.«
    Eric Stanton lachte.
    »Sie haben wirklich einen unverwüstlichen Humor. Ich habe mir schon oft überlegt, ob die Leute auf ihre Kosten kommen, die ins Kasino gehen. Ich habe niemals gespielt - wenigstens nicht, um Geld zu gewinnen. Ich beteilige mich wohl an den Rennwetten, aber Roulette, Bakkarat und andere Gücksspiele habe ich noch nicht versucht.«
    »Das ist auch sicher eine ganz vornehme Lebensauffassung, aber ich bin nicht hier, um die Zeit totzuschlagen, sondern um Geld zu verdienen. Daraus mache ich gar kein Hehl. Ich kam nach Monte Carlo mit einem System und einem Betriebskapital von zweihundert Pfund. Das System habe ich immer noch!«
    »Den gewünschten Erfolg hat es Ihnen anscheinend nicht gebracht.«
    »Ich probiere es eben erst aus, aber ich sehe dem Resultat mit philosophischer Ruhe entgegen. Wenn Sie wollen, können Sie mich einen Glücksjäger und Abenteurer ne nnen. Es macht mir ungeheuren Spaß, anderen Leuten Geld abzunehmen, besonders wenn ich es mit einem dicken französischen Croupier zu tun habe. Aber auf alle Fälle habe ich eine kluge Vorsichtsmaßregel ergriffen«, meinte er lächelnd. »Im Hotel habe ich eine größere Summe hinterlegt, damit ich unter allen Umständen meine Rechnung bezahlen kann. Außerdem habe ich schon mein Rückreisebillett nach London in der Tasche. Drückende Sorgen sind also nicht vorhanden. Und das übrige Geld -«, er deutete vielsagend auf das Kasino hin, das in hellem Lichterglanz strahlte -»kann ich ruhig verspielen. Also vorwärts!«
    Sie gingen die Stufen langsam hinunter und bahnten sich einen Weg durch die auf und ab flutende Menge.
    Drei Herren im Abendanzug saßen an einem kleinen Marmortisch auf der Terrasse des Hotels, tranken Kaffee und rauchten Zigaretten. Sie hatten die beiden mit Interesse beobachtet.
    »Warum haben Sie sich denn vor Ihrem Freund versteckt, Toady?« fragte Sir George Frodmere gelangweilt.
    Toady Wilton sah ihn mißmutig an.
    »Lassen Sie mich doch in Ruhe!«
    »Warum ärgern Sie sich über meine Frage? Es ist doch keine Beleidigung, wenn man Freund eines Millionärs genannt wird!«
    »Sie machen schon den ganzen Abend Bemerkungen über mich«, erwiderte Wilton düster. »Ich habe es satt, daß man mich immer zum besten hält. Wenn Sie durchaus wissen wollen, warum ich weggesehen habe, will ich es Ihnen sagen. Ich wollte nicht haben, daß er mich in Ihrer Gesellschaft sieht!«
    Sir George lachte leichthin. Er war nicht empfindlich, und die Beleidigung,
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