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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stark, unbesiegbar, kühn. Seit drei Generationen zierte es das Abzeichen des Reiches und hatte den Ast ersetzt, auf dem der Xantener Adler saß. Seitdem breitete er seine stolzen Schwingen über der mächtigen Klinge aus.
    Und nun war es zerbrochen.

    Knapp unter dem Griff, der leicht zwei großen Männerhänden Halt gab, war die Klinge geborsten. Die Waffe hatte all ihren Glanz verloren, jetzt war sie matt und stumpf. Wenn Sieglinde eines weiteren Zeichens bedurft hätte, so wäre es dies gewesen.
    Siegmund sah sie noch einmal an. Die Liebe, die ihn an ihrer Seite hätte halten können, war aus seinem Blick gewichen. »Die Zeit ist gekommen.«
    Sieglinde flehte ihren Gatten nicht an zu bleiben. Mit Tränen in den Augen tastete sie nach dem Kleid, das auf dem Boden lag.
    »Du wirst ihr Schwert und Schild sein«, befahl Siegmund seinem Getreuen.
    In jeder anderen Situation hätte Laurens protestiert und darauf bestanden, sein Leben an der Seite seines Königs zu geben. Aber er wusste, dass Siegmund ihn um einen höheren Dienst bat - den Erhalt des Hauses von Xanten.
    »Wir werden uns in die Burg zurückziehen und Boten mit der Bitte um Asyl in alle Himmelsrichtungen schicken«, versprach der tapfere Krieger.
    Siegmund schüttelte den Kopf. »Die Burg wird fallen, sobald wir fallen. Und von den anderen Königen wird keiner es wagen, die rechtmäßige Königin von Xanten vor Hjalmars Häschern zu verstecken. Ihr müsst fliehen - in die Unkenntlichkeit. Niemand darf eure wahren Namen erfahren. Sucht Zuflucht bei Regin, dem Schmied meines Vaters. Er lebt flussabwärts, fünf schnelle Tagesritte entfernt.«
    »Was wird werden?«, fragte nun Sieglinde, als sie sich erhob und das Kleid um ihren Körper band.
    Siegmund sah sie ein letztes Mal an. »Wenn ich dir geben konnte, was die Götter uns so lange versagten, wird Hjalmar büßen. Nehmt das zerbrochene Schwert und bewahrt es für diesen großen Tag. Dafür musst du leben.«

    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und wankte erschöpft ins Freie, um seine letzten Männer in die verlorene Schlacht zu führen. Er bückte sich noch einmal und wand einem gefallenen Krieger das Schwert aus der Hand. Dann ging er aufrecht dem Tod entgegen.
    »Es wird kein Leben sein ohne dich, mein König«, flüsterte Sieglinde.
    Sie hatte gelernt, ihre Gefühle zu beherrschen. Der Thron war mehr wert als das Herz, und der Thron verlangte nun, dass sie von Siegmund Abschied nahm.
    Sie kämpfte dagegen an. Und verlor.
    »Siegmund . . . !«, schrie sie und stürzte auf den Ausgang zu, um ihrem Mann zu folgen. Auf das Schlachtfeld, in den Tod - alles, nur um ein paar Sekunden länger an seiner Seite zu sein.
    Laurens fing sie mit seinem gesunden Arm ab und drängte ihren strampelnden Körper ins Zelt zurück.
    Es dauerte nicht lange, bis ihr Widerstand zerbrach wie ihr Herz. Ihr schmaler Leib sackte in sich zusammen, und aus dem Schluchzen wurde ein Wimmern.
    Laurens ließ sie los und sah ihr in die Augen, aus denen die Tränen jeden Glanz gewaschen hatten. »Ich werde tun, was immer nötig ist, um den Befehl meines Königs zu befolgen. Wenn euer Leid so unerträglich ist, dann bittet mich, euch niederzuschlagen. Wenn ihr erwacht, werden wir weit fort sein.«
    Es klang wie ein Scherz, aber Laurens fiel nichts Besseres ein, um der Königin in diesem Moment beizustehen. Er wusste, dass er nichts sagen konnte, um ihr diesen Augenblick zu erleichtern.
    Mit dem Handrücken wischte Sieglinde die Tränen fort. »Mein König hat niemals die Hand gegen mich erhoben - ich werde dir nicht das Recht dazu geben.«

    Laurens zuckte mit den Schultern. In seiner Brust schlug das Herz eines Soldaten, und er machte sich gewissenhaft daran, den Auftrag seines Herrn zu erfüllen. Er rollte das zerbrochene Schwert in ein Tuch und verknotete es mit einem Lederriemen, der auf dem Boden lag. Dann legte er seine Rüstung ab und den Umhang, der das Symbol Xantens trug. Auch er tauschte sein reich verziertes Schwert gegen die einfache Klinge eines Kriegers. Trotz seines fehlenden linken Arms war er flink und konzentriert.
    »Meine Königin, hinter dem Zelt stehen einige Pferde. Wir werden zum Fluss reiten und versuchen, an den Ufern südwärts zu reisen. Seid ihr bereit?«
    »Sieglinde«, sagte die Herrscherin tonlos, während sie den Rücken straffte. »Keine Königin mehr. Nenn mich Line, wie es meine Kinderfrau tat.«
    Laurens sah sie überrascht an, als müsse er sich erst an den Gedanken gewöhnen, seine
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