Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0098 - Der Joker des Teufels

0098 - Der Joker des Teufels

Titel: 0098 - Der Joker des Teufels
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
ihr schließlich, die unverschlossene Tür aufzumachen. Sie wedelte mit der Hand.
    »Los. Einsteigen!«
    Carrie vergewisserte sich, daß niemand sie beobachtete. »Wer fährt?« fragte sie. Audrey saß bereits im Kleinbus.
    »Ich«, sagte Wanda entschieden.
    »Okay.« Carrie setzte sich neben Audrey.
    Die Mädchen stahlen nicht zum erstenmal ein Fahrzeug. Erst kürzlich hatten sie einen schicken amerikanischen Straßenkreuzer geklaut, waren damit nach Dover gerast und hatten sich ein Vergnügen daraus gemacht, den Schlitten bei den Kreidefelsen abstürzen zu lassen.
    Damals war Sally noch dabeigewesen.
    Heute gab es Sally nicht mehr. Sie hatte zu existieren aufgehört. War vollkommen ausgelöscht worden. Ihre Lebensspur verlor sich im Nichts.
    Niemand würde jemals dahinterkommen können, was mit Sally geschehen war.
    Mit einem Ruck riß Wanda die Zündkabel unter dem Armaturenbrett ab. Sie schloß die Zündung geschickt kurz.
    Der Motor knurrte. Wanda schwang sich hinter das Lenkrad und gab mehrmals gefühlvoll Gas. Dann löste sie die Handbremse und ließ den Kleinbus langsam anrollen.
    »Na also«, sagte sie kalt lächelnd. »Alles läuft bestens.« Sie schaltete das Abblendlicht ein und kippte den Scheibenwischerhebel. Die beiden Gummiblätter fegten tickend über das Glas.
    »Fahr vorsichtig. Es ist glatt«, sagte Carrie.
    »Darauf brauchst du mich nicht aufmerksam zu machen. Ich weiß selbst, wie ich fahren muß.«
    Sie ließen Kings Cross hinter sich und fuhren auf der Euston Road nach Südwesten. Audrey versuchte mühsam, sich zu beherrschen.
    Es gelang ihr nicht immer. Zweimal begann ihre Verwandlung. Doch zweimal drängte Audrey die schwarze Macht wieder zurück, denn sie wollte nicht Wandas Unmut auf sich ziehen.
    Sie passierten den Park Square und durchfuhren die Marylebone Road. Von hier war es bis Paddington nur noch ein Katzensprung.
    Und dann erreichten die Töchter des Bösen die Chichester Road. Unweit von Tony Ballards Haus ließen sie den Kleinbus stehen.
    Den Rest des Weges wollten sie zu Fuß zurücklegen.
    Audreys Erregung hatte einen Punkt erreicht, wo es ihr unmöglich war, sich noch länger zu beherrschen.
    Lange, spitze Hörner sprossen auf ihrem Kopf, während die Haut hart, lappig und faltig wurde.
    »Verdammt noch mal!« brauste Wanda auf.
    »Pst!« machte Carrie im selben Augenblick.
    Wanda, die weitersprechen wollte, verstummte und lauschte wie Carrie. Jetzt vernahm sie die Schritte auch.
    »Da kommt jemand!« sagte Carrie hastig.
    »Wahrscheinlich ein Mann«, sagte Wanda. »Wenn er Audrey so sieht, gibt es Komplikationen.«
    »Wir müssen uns verstecken. Aber wo?«
    Wanda wies auf einen finsteren Durchgang zwischen zwei Häusern. »Da hinein!« Sie versetzte Audrey einen derben Stoß.
    Hastig zogen sich die Töchter des Bösen in die Dunkelheit zurück. Das Höllenwesen, in das sich Audrey zu früh verwandelt hatte, knurrte aggressiv.
    »Still!« zischte Wanda. »Wenn du die Sache verdirbst, kannst du was erleben! Dann sorge ich dafür, daß Surab Tinatin dich zur Rechenschaft zieht!«
    Die Bestie öffnete ihr furchterregendes Maul. Zwischen den scharfen Reißzähnen sickerte ein heißer Atem heraus.
    Die Schritte näherten sich dem Versteck der Mädchen. Der Mann, der die Chichester Road entlangkam, war knapp fünfzig.
    Er trug eine klobige Pelzmütze auf dem Kopf. Sie war grau und paßte nicht zu dem braunen Cordmantel.
    Der Mann hieß Eric Kibbee. Er war mittelgroß und trotz seines Übergewichts sehr beweglich. Er arbeitete als Vertreter einer Eisenwarenfirma und jobbte nebenbei als Taxifahrer.
    Kibbee ging an Tony Ballards Haus vorbei.
    Er verspürte Lust auf eine Zigarette und blieb deshalb kurz stehen. Rasch durchsuchte er seine Manteltaschen.
    Er fand die französischen Stäbchen, die er bevorzugte, klopfte eines davon aus der Packung, klemmte es sich zwischen die wulstigen Lippen und riß ein Streichholz an der Reibfläche des Reklamebriefchens, das man ihm in seiner Bank gegeben hatte, an.
    Doch der kalte Wind blies die Flamme sofort wieder aus.
    »Shit!« knurrte Eric Kibbee.
    Er drehte sich um und versuchte sein Glück noch einmal. Er zog sogar die Schultern hoch. Doch auch das nutzte nichts.
    Der Wind machte sich ein diebisches Vergnügen daraus, ihm die Flamme ein zweites Mal auszublasen.
    Daraufhin blickte Eric Kibbee einen Moment ratlos. Aber dann glaubte er, den lästigen Wind austricksen zu können.
    Er hatte einen finsteren Durchgang entdeckt. Dort würde er vor dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher