Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0098 - Der Joker des Teufels

0098 - Der Joker des Teufels

Titel: 0098 - Der Joker des Teufels
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
Wenn du Surab Tinatin damit triffst, ist er erledigt.«
    Ich nahm die kalte Scheibe an mich.
    Sie wuchs tatsächlich in meiner Hand zu ihrer dreifachen Größe an. Im Hintergrund des Kellers stürzte die Decke vollends ein.
    Ich hatte kein gutes Gefühl, Tony hier unten zurückzulassen.
    Aber der Detektiv bedrängte mich. »Geh, John! Mach schnell! Sonst holst du den Joker des Teufels nicht mehr ein.«
    »Bin bald wieder zurück, Tony!« versprach ich und hetzte auf die Kellertreppe zu. Ich sprang über Steinquader und andere Hindernisse, keuchte die Stufen hinauf, als ginge es um mein Leben.
    Es ging tatsächlich um mein Leben, denn der Joker des Teufels ließ nicht von mir ab.
    Beim nächsten mal konnte es ihm möglicherweise schon gelingen.
    Die letzten Stufen.
    Dann sprang ich in den Schnee.
    Ich sah die Spuren des Russen, folgte ihnen. Surab Tinatins rote Kleidung leuchtete mir schon wenig später aus der Dunkelheit entgegen, als würde sie brennen.
    Ich holte auf.
    Der Joker des Teufels rannte durch den verwilderten Park. Er wußte, daß ich hinter ihm her war, und forcierte sein Tempo.
    Doch mein Haß auf das Böse, das er verkörperte, ließ mich schneller laufen als er. Fest hielt ich Tony Ballards Dämonendiskus in meiner Rechten. Surab Tinatin erreichte das Ende des Parks.
    Ich holte aus.
    Er darf nicht entkommen! hallte es in meinem Kopf. Er ist ein Wegbereiter des Bösen. Du mußt ihn vernichten.
    Und ich wollte Tinatin zur Hölle schicken. Nichts wollte ich mehr als das. Kraftvoll schleuderte ich die Diskusscheibe.
    Ich hoffte, gut gezielt zu haben. Der Diskus verließ meine Hand. Waagrecht flog die glatte Scheibe durch die tanzenden Schneekristalle.
    Sie schnitt sich förmlich durch die Nacht, schien immer schneller zu werden, je länger sie flog, raste haargenau auf Surab Tinatins Rücken zu.
    Der rotgekleidete Mann schien die tödliche Gefahr zu fühlen.
    Er stoppte.
    Kurz bevor ihn der Diskus erreichte, wirbelte er herum. Sein Gesicht war wutverzerrt, und als er die Scheibe sah, riß er entsetzt die Augen auf.
    Und dann passierte es.
    Der Dämonendiskus traf Surab Tinatins Brust. Die kreisende Scheibe fräste sich in den Körper des Besessenen.
    Der Joker des Teufels stieß einen schrecklichen Schrei aus. Von einer Sekunde zur anderen hatte ich nur noch ein bleiches Skelett mit rotem Zylinder und rotem Mantel vor mir.
    Und die Kräfte des Diskus wirkten noch weiter auf ihn ein.
    Es war, als hätte Surab Tinatin einen Sprengsatz in seinem Leib getragen, der in diesem Moment gezündet worden war.
    Es gab einen peitschenden Knall.
    Der Joker des Teufels wurde von einer ungeheuren Sprengkraft zerrissen. Nichts blieb von ihm übrig. Er hatte zu existieren aufgehört.
    Im Schnee lag die blinkende Diskusscheibe.
    Ich holte sie mir und kehrte zu Tony Ballard zurück. Das Mauerwerk knirschte und knackte. Höchste Eile war geboten.
    Als ich Tony erreichte, war seine erste Frage: »Was ist mit dem Joker des Teufels?«
    »Es gibt ihn nicht mehr. Der Dämonendiskus hat ganze Arbeit geleistet.«
    Deckenteile stürzten krachend nach. Ich beeilte mich, den Detektiv auszubuddeln. Einige große Brocken rollte ich keuchend zur Seite.
    Den letzten Stein wälzten wir mit vereinten Kräften fort. Tony erhob sich. Ich gab ihm seinen Dämonendiskus zurück.
    »Alle Knochen heil?« fragte ich ihn.
    Er grinste. »Unkraut vergeht nicht.«
    »Dann komm, bevor uns dieses Spukschloß doch noch auf den Kopf fällt.«
    Wir liefen zur Treppe. Neuerlich ging ein Steinhagel nieder. Wir umgingen ihn.
    Da die Grundmauern nachgegeben hatten, konnte sich das aufragende Gebäude nicht mehr darauf stützen. Es gab Spannungen in den Wänden. Fensterscheiben zersprangen klirrend.
    Wir waren noch nicht draußen, als das gesamte Gebäude wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen begann.
    Aber wir hatten Glück, daß das Miniaturschloß auf unserer Seite erst zum Schluß zusammenkrachte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir den Keller endlich hinter uns gelassen.
    Wir kehrten zum Bentley zurück.
    Tony Ballard nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Sein Gesicht war schmutzig. Er lächelte mich an und fragte: »Hast du für morgen abend schon etwas vor, John?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Holen wir nach, was wir heute versäumt haben?«
    Ich grinste. »Mit dem größten Vergnügen.« Dann fuhr ich los.
    Am nächsten Abend war ich zu Gast in Tony Ballards Haus und diesmal klappte alles so, wie wir es uns wünschten…
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 25
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher