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0096 - Asmodinas Reich

0096 - Asmodinas Reich

Titel: 0096 - Asmodinas Reich
Autoren: Jason Dark
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richtigen Stimmung. »Das versuche mal, du Schleimbeutel…«
    »Schluß jetzt!« kreischte Grimes. »Sie wird sterben, und damit hat sich die Sache!«
    Bill und den Ghoul trennten etwa sechs Schritte. Eine zu große Distanz, um eingreifen zu können. Bevor Bill seine Waffe gezogen hatte, war Shao schon tot.
    Eine verzweifelte, kaum zu beschreibende Situation. Wie Bill auch reagierte, er würde immer den kürzeren ziehen.
    Plötzlich wich das Gefühl der Wut einem anderen. Angst breitete sich in ihm aus. Angst um Shao, Angst um die Zukunft – und auch ein wenig um sich.
    Da sah der Reporter, wie Shao mit den Augenlidern blinzelte. Sie war aus ihrer Bewußtlosigkeit erwacht und hatte alles mitbekommen. Sie senkte den Blick und starrte auf die Messerklinge.
    Noch hatte der Ghoul nichts bemerkt. Noch fühlte er sich sicher. Er genoß die letzten Sekunden vor Shaos Tod, weidete sich an Bill Conollys Angst.
    Und da reagierte die Chinesin.
    Blitzschnell fuhren beide Hände hoch, trafen den Messerarm des Ghouls und schleuderten ihn nach oben.
    Selbst Grimes brüllte erschreckt auf.
    Wie eine Schlange wand sich Shao aus dem Griff des Dämons und rannte weg.
    Bill war selbst überrascht, deshalb dauerte es seine Zeit, bis er die Waffe in die Hand bekam.
    Dann aber feuerte Bill.
    Doch er war zu aufgeregt, schoß zu überhastet, und das Silbergeschoß fegte an dem Ghoul vorbei.
    Der rannte bereits auf Shao zu. Er wollte sein Opfer nicht aus den Klauen lassen.
    Wieder schoß Bill.
    Im selben Augenblick fiel der Ghoul in sich zusammen. Er veränderte innerhalb einer Sekunde seine körperliche Gestalt, wurde zu einem schleimigen Wesen, dessen Masse sich wie eine Lache auf dem Boden ausbreitete und irgendwo in einer Spalte versickerte.
    Zurück blieb die Kleidung.
    Der schwarze Anzug, der Bowler, das Hemd, die Handschuhe. Letzte Reste eines Dämons.
    Doch nicht nur Bill wußte, daß er Grimes nicht besiegt hatte. Er würde zurückkehren und versuchen, Shao erneut in seine Gewalt zu bekommen. Bill Conolly hatte nur einen Teilsieg errungen, denn sein Freund John befand sich in den Klauen der Dämonen.
    Shao war stehengeblieben.
    Sie zitterte am gesamten Körper, und das nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Angst.
    Harry Salem stand nur da und schüttelte den Kopf. Er konnte nicht begreifen, daß sie noch am Leben waren.
    Shao warf sich in Bills Arme. Sie schluchzte. Die Erleichterung bahnte sich bei ihr den Weg. Die Tränen liefen an ihren Wangen herab, und Bill befürchtete, daß sie zu Eis erstarren würden. Er nahm sein Taschentuch hervor und wischte ihr die Tränen ab.
    »Okay, Shao«, sagte er. »Es ist alles okay. Wirklich. Du brauchst keine Angst mehr zu haben.«
    »Aber John…«
    »Er wird es schon schaffen.« Es fiel Bill Conolly schwer, die Worte auszusprechen. Doch was sollte er anderes sagen? Sollte er Shao auch an seinen eigenen Zweifeln teilhaben lassen? Nein, das auf keinen Fall. Er mußte jetzt stark sein, mußte sich optimistisch zeigen, damit Shao auch etwas aufgerichtet werden konnte.
    Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Es ist schon gut, Bill. Es ist schon gut. Ich… ich war nur im ersten Augenblick so durcheinander.«
    Bill stemmte Shao von sich weg. »Wir fahren gleich nach London«, sagte er. »Dort sehen wir weiter.«
    »Und John?«
    Der Reporter lächelte zuversichtlich. »Vielleicht finden wir eine Spur. Ich bin sogar sicher.«
    Shao schüttelte den Kopf. »Ich nicht.«
    Bill Conolly schaute an ihr vorbei. Im hellen Mondlicht sah er das Kreuz dicht neben der Mauer liegen. Bill schritt hin, hob es auf und steckte es ein, nachdem er es ein paar Sekunden sinnierend betrachtet hatte.
    »Ich werde es dir wiederbringen, John!« versprach er. Die Worte klangen wie ein Schwur.
    Jetzt spürte auch der Reporter die Kälte. Seine Finger waren blau angelaufen und steif. Zum Glück wußte er, wo der Reserveschlüssel des Bentleys aufbewahrt wurde. Er dachte noch darüber nach, ob er in den Turm gehen sollte, dorthin, wo der Höllengraf saß. Vielleicht konnte er ihm sagen, wo Asmodinas Leichenhaus lag.
    Bill sprach mit Shao darüber. Sie war einverstanden, doch Harry Salem schüttelte den Kopf.
    Er blickte auf seinen toten Partner. »Nein, ich gehe nicht mehr in das Schloß. Keine zehn Pferde bringen mich da jemals wieder hinein.«
    »Dann wollen Sie allein hier draußen warten?« fragte Bill.
    Harry schaute ihn an. Weit riß er den Mund auf. »Ich will weg!« schrie er. »Verdammt noch mal, ich
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