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0083 - Geradewegs zur Hölle

0083 - Geradewegs zur Hölle

Titel: 0083 - Geradewegs zur Hölle
Autoren: Geradewegs zur Hölle
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harmlos:
    »Zwei ungefährliche Idioten.«
    Der Sheriff hatte es besonders auf uns abgesehen. Jeden Abend verwickelte er uns in ein Gespräch über die Leistungen der modernen Kriminalistik. In seinen Augen waren wir ja triefende Laien. Vor Dummheit triefend, versteht sich.
    Dabei war alles, was er für den letzten Fortschritt moderner Kriminalarbeit hielt, seit gut fünfzig Jahren überholt.
    »Am 13. August 1926 hatte ich einmal einen Fall…« begann er in seiner bärbeißig-knurrenden Art. Und nun folgte eine seiner üblichen Geschichten. Diese zeichnete sich sogar dadurch aus, daß er im Verlauf der Geschichte einmal seinen Colt benutzen mußte.
    »Well, Gents«, brummte er nach dem siebenten Glas, »ich will mich nicht rühmen, aber wenn es heute in Cease völlig unmöglich ist, ein Kapitalverbrechen zu begehen, dann ist das mein Verdienst!«
    In schöner Harmonie bestellten wir die achte Runde. Gerade als wir sie ausgetrunken hatten, hielt vor dem Hotel ein nagelneuer Mercury.
    Ein Fremder — man bedenke: in Cease ein Fremder! — trat mit wuchtigen Schritten und einem mittelgroßen Koffer in die Gaststube.
    Die Gespräche verstummten mit einem Schlag. Aller Augen richteten sich auf den gutgekleideten Mann, der ungefähr dreißig Jahre alt sein mochte, einen schmalen Bart auf der Oberlippe trug und sehr blaß aussah.
    »Kann man hier ein Zimmer haben?« fragte der Fremde an der Theke den völlig verdatterten Wirt. »Ich möchte in diesem hübschen Nest ein paar Tage ausspannen.«
    Eine Atombombe hätte keine tiefere Stille verursachen können. Innerhalb einer Woche der dritte Urlaubsreisende in Cease! Es war einfach unmöglich.
    »Moment«, knurrte der noch immer fassungslose Wirt. Nur er selbst wußte, was dieses Geräusch zu bedeuten hatte, aber wir hatten inzwischen erfahren, daß bei ihm jeder Satz mit »Moment« anfing.
    Ich zündete mir nachdenklich eine Zigarette an. Phil bemerkte meine Nachdenklichkeit und raunte mir zu:
    »Was hast du, Jerry?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich kenne den Mann, aber ich weiß nicht woher.«
    »Kennst du ihn aus New York?«
    Ich zuckte wieder mit den Achseln.
    »Keine Ahnung. Ich werde mal hinausgehen.«
    Ich ging zur Hintertür hinaus, als ob ich die Toiletten aufsuchen wollte. Aber ich eilte den Flur weiter bis zur Hintertür, ging in den Hof, um das Gebäude herum und warf einen Blick auf das Kennzeichen des Mercury.
    Er kam aus New York.
    ***
    In den nächsten Tagen gab es in Cease das einzige bedeutende Ereignis des Jahres. Da Cease die einzige Bahnstation im Umkreis von über hundert Meilen war, trieben die Viehzüchter ihre Herden nach Cease, um sie dort an die Vieh Verkäufer der Chicagoer Schlachthöfe und Konservenfabriken zu verkaufen.
    Vier Tage lang hallte es in der Stadt wider vom Lärmen betrunkener Cowboys, die nach monatelanger Einsamkeit ihre Dollars nicht schnell genug gegen Whisky loswerden konnten. Tag für Tag wurden kilometerlange Viehtransportzüge zusammengestellt, die schnaufend nach Norden dampften.
    Ich beobachtete einmal die Abwicklung eines Geschäftes zwischen einem Viehverkäufer und einem Züchter. Hier ging alles nach Urvätersitte. Für vierzigtausend Rinder wurde mit barem Geld bezahlt.
    Es gab in Cease nur eine Bank. Sie hatte irgendeinen Namen, aber kein Mensch kümmerte sich darum. Es hieß in der ganzen Gegend immer nur »die Bank«.
    Ich schätzte ihren Umsatz in diesen Tagen auf einige Millionen Dollar. Später erfuhr ich, daß sie bei solchen Gelegenheiten einen Vorrat an Bargeld von zwei Millionen führte. Die Aufkäufer hatten es im voraus auf ihre Konten anweisen lassen und holten es ab, die Züchter zahlten es wieder ein…
    ***
    Mit dem großen Geschäft war wie überall in der Welt große Festlichkeit verbunden. Wandernde Händler hatten ihre Buden aufgestellt, Karussells und Geisterbahnen waren aufgebaut worden, es gab eine richtige Budenstadt, in der man sich gründlich verlaufen konnte.
    Phil und ich bummelten amüsiert durch die Reihen der Buden und Zelte. Ein Menschengewimmel herrschte, wie sonst nie in dieser ruhigen Gegend. Von weither kamen die Farmer und Viehzüchter, oft mit Kind und Kegel.
    An einer Schießbude trafen wir den Sheriff. Er forderte uns auf, ein paar Schüsse zu machen.
    Well, wir gaben ihm den Vortritt. Er schoß von hundert möglichen Ringen zweiundsiebzig.
    Wir hätten mindestens neunzig machen können, aber es lag uns nichts daran, in Cease das Ansehen des Sheriffs zu untergraben. Also schoß
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