Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0083 - Geradewegs zur Hölle

0083 - Geradewegs zur Hölle

Titel: 0083 - Geradewegs zur Hölle
Autoren: Geradewegs zur Hölle
Vom Netzwerk:
rief:
    »Cotton!«
    Ich steckte den Kopf durch den Durchgang in die Kabine.
    »Ja?«
    »Wir müssen zurück! Wir müssen augenblicklich zurück, wenn wir nicht alle miteinander hier verrecken wollen! Augenblicklich!«
    Ich zog den Kopf zurück. Bolder sah mich an. Er hatte Phil Wasser gegeben. Phil war noch bewußtlos, aber seine Zunge leckte über die aufgesprungenen Lippen: Ich überlegte für den Bruchteil einer Sekunde, »Das Geld!« knurrte ich.
    Bolder schüttelte den Kopf:
    »Da!« Er deutete auf drei große Taschen. »Sie lagen neben dem Kerl hier. Zum Platzen voll mit Geldscheinen.« Noch einen Augenblick zögerte ich. Sie hatten den Lohnbuchhalter mit einer Garbe aus ihren Tommy Guns zersiebt. Sie hatten den Lehrling erschossen, und die beiden älteren Frauen in Howards Buchhaltung in New York waren beide verwundet worden. Sie hatten den alten Coster umgebracht, und seine Tochter hätten sie ebenfalls ermordet, wenn sie ihnen nicht durch eine List und viel Glück entwischt wäre. Sie hatten Boston erschossen, und sie hätten Phil ebenso umgebracht.
    Ihre Bahn war Blut und Mord und Raub gewesen.
    Und alles hatte Masterfield organisiert. Ohne ihn wäre nichts zustandegekommen, er war das teuflische Hirn dieser Gang gewesen.
    »Keine fünf Minuten mehr, Ben?« rief ich.
    »Keine zwei, oder wir sind Selbstmörder!« schrie er.
    Ich nickte.
    »Okay, Ben! Zurück!«
    Er startete bereits. Leise vibrierend hob sich der Hubschrauber in die Luft und nahm Kurs nach Westen, weg von dem stählernen Turmgerüst am Horizont, auf dem der’Teufel in Person saß — in der Gestalt einer kleinen Atombombe der US Army.
    ***
    Masterfield hatte im Sand gelegen und sich den Hut über den Kopf geschoben. Jeder Muskel schmerzte, die Lunge keuchte in der heißen, ausdürrenden Luft, und im Gehirn verwoben sich farbige Nebel zu einem irren Tanz.
    Nach ein paar Atemzügen hob er den Kopf. Es dauerte eine Weile, bis er vor sich das Stahlgerüst eines Turmes hochragen sah.
    Ein Funkturm! Signalisierte es in seinem gemarterten Schädel. Ein Funkturm! Aber wo ein Funkturm ist, da müssen doch Menschen sein! Und wo Menschen sind, da muß Wasser, Wasser, Wasser sein!
    Es ging ihm wie Phil. Das Bild einer letzten Hoffnung stachelte seine letzten Kräfte an. Er taumelte hoch.
    Was interessierte ihn noch das Geld, die blutige Beute seines Verbrechens. Er hatte die Taschen bei Laughton liegen gelassen. Er hätte sie um keinen Preis der Erde weiterschleppen können. Nicht für das Zehnfache ihres Inhaltes.
    Mit immer wieder einknickenden Knien torkelte er in Richtung auf den Turm. Vor neuer Hoffnung zitternd, alles vergessend, nur noch beseelt von dem übermächtigen Wunsch, Wasser, einen einzigen Schluck Wasser zu bekommen — so lief er geradewegs in die Hölle.
    Der Blitz war greller als alles, was es je gegeben hatte. Eine teuflisch tödliche Hitze verbrannte den Sand und alles, was darauf war.
    Man hat von Harry George Masterfield nie etwas gefunden.
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher