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0082a - Amoklauf in der Todeszelle

0082a - Amoklauf in der Todeszelle

Titel: 0082a - Amoklauf in der Todeszelle
Autoren: Amoklauf in der Todeszelle
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mal die Schlüssel rüber, Mr. Farmer!«
    »Ich habe sie nicht bei mir«, log El Gronco.
    »Okay, wo sind sie?«
    »In der Küche. In irgendeiner Schublade. Wo hast du sie hingelegt?«
    Linda El Gronco zuckte zusammen, als ihr Mann sie ansprach.
    »Ich — eh«, stotterte sie, »ich weiß es nicht mehr, Juan. Ich bin so durcheinander.«
    »Okay, Darling, ich werde sie schon finden«, meinte der kleine, drahtige Spanier und stand auf. »Nimm die Kinder solange!«
    Er schob den Jungen und das Mädchen seiner Frau hin und sah fragend zu Tüten-Bill.
    »Soll ich die Schlüssel nun suchen oder nicht?« fragte er gelassen.
    »Wenn du noch mal so blöd fragst, ziehe ich dir eins über den Schädel«, brummte Tüten-Bill. »Hau ab und hol die Schlüssel! Paßt auf ihn auf! Ich gehe wieder rüber und pack ein paar Sachen ein, die wir unterwegs brauchen können!«
    Er ging hinaus und knallte die Tür hinter sich zu, daß die Wanduhr wackelte. Bullenjack sah ihm nach, wie er über den Hof ging und hinter dem halb offenen Schuppentor verschwand.
    Unterdessen hatte der Mestize die Küchentür aufgezogen und machte mit dem Kopf eine Bewegung, die soviel hieß wie: Los, schnell! El Gronco ging in die Küche und trat hinter die Anbauplatte neben der Herdkombination. Links davon gab es eine Reihe niedriger Schränke. Auf der Anbauplatte standen vier Topfblumen und verdeckten ihn halb gegen die Küchentür hin. Mit gesenktem Kopf riß er eine Schublade auf und begann, mit der linken Hand darin zu wühlen, wobei er sich Mühe gab, ein wenig geräuschvoll zu werden. Gleichzeitig murmelte er vor sich hin:
    »Es ist doch immer wieder dasselbe… Hundertmal habe ich ihr schon gesagt, sie soll die Schlüssel in' eine Schublade für sich legen… aber nein!… Immer wieder…«
    Während er vor sich hin murmelte, während seine linke Hand in der Schublade Flaschenöffner, Tablettenröhrchen, Geflügelscheren und anderlei Kram durcheinanderschüttelte, hatte seine rechte Hand bereits den Telefonhörer abgenommen. Genau zwischen den Topfblumen, die seine Frau vom Fenster auf die Platte gestellt hatte, um sie der Reihe nach mit Wasser zu versorgen, stand ihr zweites Telefon.
    Er nahm zuerst den Hörer ab und legte ihn auf die Platte. Dann warf er wütend die Schublade zu und riß die nächste auf. Ein rascher Blick flog zur Küchentür. Der Mestize war wieder ein paar Schritte näher zum Fenster hingegangen. Aber genau in diesem Augenblick blickte er herüber. Sein Gesicht verzog sich zu einer höhnischen Fratze:
    »Wenn du aus einem Küchenfenster hinausspringst«, dehnte er geradezu genießerisch, »dann schneide ich deiner Frau den Hals durch, Capitan! Du verstehst, nicht wahr?«
    El Gronco richtete sich kerzengerade auf, so daß er mit dem Kopf gerade noch über die Topfblumen hinwegsehen konnte.
    »Ihr seid dreckige Halunken!« schimpfte er. »Aber ich bin kein Held, und ich werde nicht für nichts und wieder nichts meine Familie in Gefahr bringen. Lieber war mir’s, ich hätte die verdammten Autoschlüssel gefunden und ihr wärt tausend Meilen mit dem Wagen weiter.«
    »Das wäre uns auch lieber«, sagte der Mestize und blickte wieder zum Fenster hinaus. »Also beeil dich, Capitan! Sonst kitzeln wir dein Gedächtnis ein bißchen!«
    »Mehr als suchen kann ich ja nicht«, knurrte El Gronco und zog kurzerhand die Schublade ganz heraus. Er kippte ihren Inhalt auf die Anbauplatte und rührte mit der linken Hand in dem Berg der tausend kleinen Dinge, die in einer Küche gebraucht oder auch nur aufgehoben werden.
    Aber dabei steckte er den Zeigefinger in die Wählscheibe und drehte dreimal hintereinander die Neun. Als er losließ, sorgte er mit der linken Hand für ein paar Geräusche in dem Berg des Schubladeninhalts. Mit einem lauten Seufzen holte er Luft und rief:
    »Darling, versuch dich doch bitte zu erinnern, in welche Schublade du die Schlüssel gelegt hast! Man wird ja verrückt, wenn man hier den Kram in den Kästen auseinandersortieren muß!« Seine Frau rief etwas. El Gronco hörte nicht zu. Er hatte sofort nach dem letzten Wort den Kopf vorgeneigt und den Mund dicht an die Muschel des Telefons gebracht. Während er mit beiden Händen sinnlos das Zeug aus der Schublade durcheinanderrührte, flüsterte er:
    »El Gronco, hier… vier Zuchthäusler hier… El Gronco… schnell…«
    »Verstanden«, sagte eine Stimme.
    El Gronco fuhr zusammen. Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte er den Hörer zurück auf die Gabel gedrückt.
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