Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0082a - Amoklauf in der Todeszelle

0082a - Amoklauf in der Todeszelle

Titel: 0082a - Amoklauf in der Todeszelle
Autoren: Amoklauf in der Todeszelle
Vom Netzwerk:
Fernsehgesellschaft mußten schnell wie der Blitz gewesen sein.
    »Kommen Sie mit in unser Dienstzimmer«, sagte Regner, nachdem er dem Beamten vorn im Wachraum Bescheid gesagt hatte.
    Wir steckten uns Zigaretten an und rauchten schweigend. Vor unseren Augen stand noch immer das Bild der grauenhaften Katastrophe.
    Und dann schlug auf einmal das schwarze Telefon auf Regners Schreibtisch an. Das schrille Klingeln hallte alarmierend laut durch den großen Raum, dessen Wände den Schall zurück warfen und dadurch noch verstärkten.
    »Regner«, sagte der Detektiv und schob sich gespannt seinen Hut ins Genick. Er lauschte nur ein paar Sekunden. Dann warf er den Hörer auf die Gabel, sprang von der Schreibtischkante herunter und rief:
    »Es geht los! Drüben auf El Groncos Farm sind vier von den Zuchthäuslern!«
    Wir stürzten hinaus zu den Wagen.
    ***
    Der Mestize hielt ein Brotmesser in der Hand. Bullenjack stützte sich auf die schwere, doppelschneidige Axt, die sie dem Farmer draußen abgenommen hatten, bevor diesem überhaupt klargeworden war, was für Besuch er plötzlich hatte.
    Das Wohnzimmer bestand aus zwei gleichgroßen Hälften. Der vordere Abschnitt lag zwei Stufen tiefer und direkt hinter der breiten Tür, die nach außen führte. Die zweite Hälfte lag höher und mit ihren Fenstern nach Westen hin, so daß jetzt der mattrote Schein der Spätnachmittagssonne hereinfiel. Da der Mestize dicht am Fenster stand, streifte ein Sonnenstrahl seine knochige Hand und übergoß sie mit einem rotgoldenen Schimmer.
    Genau an den beiden Stufen, die den Wohnraum teilten, stand die breite und schwere Couch, mit dem Gesicht zur Tür hin. Auf der Couch saß Juan El Gronco, der aus Spanien 1938 eingewanderte Farmer, dicht an ihn kuschelten sich Micky, der vierjährige Sohn, und Reila, die neunjährige Tochter. Jim Skinder, der siebzigjährige Mann, der Knecht, Hausmagd und Kutscher in einem war, hatte sich in den Sessel fallen lassen und brabbelte unentwegt leise vor sich hin. Wenn man nur sein eingefallenes, von zerknitterter Haut überzogenes Gesicht sah, konnte man in Versuchung geraten, ihn für neunzig zu halten. Wer ihn jedoch beim Arbeiten beobachtete, hätte ihn allenfalls auf einen kräftigen Fünfziger geschätzt. Ihm gegenüber hockte Linda El Gronco, die verhältnismäßig junge Frau des Farmers. Sie hatte ihre Hände im Schoß gefaltet und schien äußerlich ruhig. Wer ihre Hände genauer ansah, entdeckte jedoch, daß sie die Finger so kräftig ineinanderpreßte, daß sie weiß waren.
    Da der Mestize am Westfenster stand, hatte Bullenjack neben der Tür an einem Fenster Posten bezogen, das nach Süden hinausging. Beide Gangster waren nervös. Bullenjack nagte unablässig an seiner Unterlippe. Der Mestize strich hin und wieder über sein dünnes Lippenbärtchen.
    Einige Minuten waren in tiefem Schweigen vergangen, wenn man von dem Gebrabbel des Alten absah, das aber unverständlich blieb. Dann hielt es Bullenjack nicht mehr länger aus.
    »Verdammt noch mal!« brüllte er zu der Treppe hin, die im Hintergrund emporführte ins Obergeschoß. »Hast du dich da oben in ein Bett gelegt? Oder was machst du sonst?«
    Im Obergeschoß blieb alles ruhig. Der Mestize zischte hinüber zu Bullenjack: »Halt’s Maul, Gringo, verdammter!« Bullenjack runzelte die Stirn. Was war ein Gringo? Mußte er jetzt beleidigt sein, oder lohnte es nicht? Gringo! Was diese Kerle aus dem Süden immer für Ausdrücke haben! dachte er. Und er sagte vorsichtshalber:
    »Reg mich nicht auf, du! Ich kann dich in der linken Hand verhungern lassen!«
    »Aber nur, wenn du mit einem Messer im Bauch stundenlang stehen kannst«, erwiderte der Mestize. Gleich darauf aber wurde er selber ungeduldig, ging zur Treppe hin und schrie mit seiner gutturalen Stimme hinauf: »Los, komm jetzt runter! Wir können nicht stundenlang hierbleiben!«
    Im Obergeschoß polterte etwas. Eine junge, helle Stimme rief von oben her: »Augenblick, Mexiko! Ich habe was Feines entdeckt!«
    Der Mestize zuckte die Achseln und ging zurück zu seinem Fenster. Er beugte ruckartig den Kopf vor, als er draußen einen Mann über den Hof gehen sah. Aber es war Tüten-Bill. Diesen Namen hatte er erst im Zuchthaus bekommen, als er einen Rekord aufstellte und elf hundert Tüten an einem Tage klebte. Tüten-Bill kam zur Tür herein, sah sich grinsend um und sagte:
    »Es scheint sich zu lohnen, wenn man Farmer ist. Er hat ’nen nagelneuen Mercury drüben in dem Schuppen stehen. Schmeiß mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher