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0082a - Amoklauf in der Todeszelle

0082a - Amoklauf in der Todeszelle

Titel: 0082a - Amoklauf in der Todeszelle
Autoren: Amoklauf in der Todeszelle
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Raise zum zweiten Steuer griff und Twender Befehle für die Funker über die Schulter nach hinten brüllte.
    In den nächsten drei bis vier Minuten kamen sie kaum zum Nachdenken. Kontrollblicke auf die Unzahl der Instrumente, Handgriffe, die dies oder jenes auslösten, herbeiführten oder abbremsten; Steuerversuche, um den ausgefallenen Motor auszugleichen; die bereits etwas bedrückende Erkenntnis, daß der Feuerlöscher für den linken Außenmotor ebenso versagte wie der Motor selbst, der nun schon in hellen Flammen stand — , hunderterlei, was nahezu gleichzeitig bedacht, befohlen und ausgeführt werden mußte.
    Nach fünf Minuten und vierzig Sekunden hatte der Brand auf den linken Innenmotor übergegriffen. Aggerty schaltete die Brennstoffzuleitung für links völlig ab. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen.
    Twender rief ein Dutzend Befehle innerhalb einer Minute. Die Männer arbeiteten verzweifelt. Aber das Feuer rückte näher und näher an den Rumpf der Maschine heran.
    »Sinnlos!« entschied Twender. »Alle Mann fertig machen zum Aussteigen!«
    »Wollen Sie denn die Maschine in die nächste Stadt rasen lassen? Mit dem Teufelszeug an Bord?« schrie Aggerty, der mit zusammengekniffenen Augen nach vorn starrte.
    »Natürlich nicht! Paul, geben Sie an die Bodenstationen durch, daß ich die Maschine auf freiem Feld notlanden werde!«
    »Yeah, Sir!«
    »Raise, kriechen Sie nach hinten, machen Sie die Ausstiegsluke auf.«
    »Ja, aber —«
    »Das ist ein Befehl, Raise!«
    »Aye, aye, Sir!«
    »Aggerty, sobald ich das Steuer übernommen habe, verschwinden Sie ebenfalls!«
    »Aber —«
    »Zum Teufel!« schrie Twender aufgebracht. »Ist das hier ein fliegendes Parlament oder eine Militärmaschine? Bin ich ein Diskussionsleiter oder der Bordkommandant? Ich habe Ihnen einen Befehl erteilt, und ich wünsche, daß er widerspruchslos ausgeführt wird!«
    »Jawohl, Sir!«
    »Also los, verschwinden Sie! Ich habe das Steuer! Und passen Sie auf, daß Paul und Steal auch aussteigen!«
    »Natürlich, Sir!«
    »Das ist alles«, sagte Twender ruhiger, als er aus den Augenwinkeln bemerkte, daß Aggerty noch wartend neben ihm stand.
    »Hals- und Beinbruch, Sir«, sagte Aggerty.
    »Wird schon schiefgehen«, meinte Twender. »Beeilt euch! Wir verlieren schnell an Höhe! Sonst kommt ihr nicht mehr raus!«
    Aggerty verschwand endlich. Steal hatte sich den Fallschirm umgeschnallt. Er sah ein wenig blaß aus. Raise hatte doch tatsächlich eine angezündete Zigarette im Mundwinkel hängen, während er sich die Gurte des Fallschirmpäckchens umlegte. Nur Paul hockte noch immer an seinem winzigen Tisch und hatte die Kopfhörer überzogen und redete ins Mikrophon.
    »Los, Steal, raus!« sagte Aggerty und dachte: In all den vielen Flügen, die ich hinter mir habe, hatte ich’s noch nie nötig auszusteigen. Ist doch verdammt ein komisches Gefühl, so in zweitausend Meter Nichts hineinzuspringen. »Na, los doch!« fauchte er Steal an. »Können Sie denn nicht hören, Mann!«
    Der Funker nickte ein paarmal. Er hatte die Lippen fest aufeinandergepreßt, schloß die Augen und gab sich selbst einen Stoß. Im Nu war er hinter der Maschine verschwunden.
    »Nach Ihnen, Sir!« sagte Aggerty, als er Raises fragenden Blick auffing. »Ich muß mir das Ding erst noch umschnallen.«
    »Ich helfe Ihnen«, sagte Raise ruhig. Aber er brüllte über die Schulter zu Paul hin: »Schluß jetzt, Paul! Wenn’s die Idioten drunten noch nicht kapiert haben, was bei uns los ist, dann kapieren sie’s jetzt auch nicht mehr! Los, Paul, zum Teufel, hören Sie auf! Wir kommen sonst nicht mehr raus!«
    Paul sprach seinen eiligen Satz zu Ende, wiederholte ihn und fügte hinzu: »Ich steige aus! Befehl des Bordkommandanten! Besatzung steigt aus! Bordkommandant versucht, Maschine notzulanden! Wiederhole: Besatzung steigt aus! Bordkommandant versucht, Maschine notzulanden! Ende!«
    Er warf die Kopfhörer achtlos auf das winzige Tischchen und kam heran. Aggerty und Raise halfen ihm beim Anlegen des Fallschirmpakets. Aggerty hakte den Karabinerhaken der Reißleine ein und klopfte Paul auf die Schulter. Der wandte den Kopf.
    »Bestellen Sie in der nächsten Kneipe eine Lage Whisky für uns im voraus«, schrie Aggerty.
    »Abgemacht!« brüllte Paul und warf sich hinaus.
    Raise und Aggerty blickten sich an. Sie hoben beide die rechte Faust, zogen sie dreimal hoch und öffneten sie.
    »Schere schneidet Papier«, sagte Aggerty. »Ich habe gewonnen. Ab geht die Post,
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