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0081 - Ich galt als Verräter

0081 - Ich galt als Verräter

Titel: 0081 - Ich galt als Verräter
Autoren: Ich galt als Verräter
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bis ins Detail zutreffend befolgt werden, ist ab 20. dieses Monats mit dem Beschuß des genannten Werkgeländes durch die Cornwall-Able-V-Rakete zujeder Stunde zu rechnen. Nun steht es bei Ihnen und Ihrer Gesellschaft, ungeheuren Sachschaden und Tausende von Toten zu vermeiden. Die Verantwortung liegt bei Ihnen und Ihrer Gesellschaft, denn — glauben Sie uns — die Cornwall Able V hält militärisch mehr, als ihre Konstrukteure seinerzeit dem Verteidigungsministerium versprochen haben.
    Keine Unterschrift.
    Ich sah zu Boden. Mir fiel ein Bild ein, das ich einmal in einer Illustrierten gesehen hatte. »Hiroshima — fünf Stunden nach der Explosion…« Es war zu grauenhaft, als daß man es je mit Worten beschreiben könnte.
    ***
    »Well«, sagte Mr. High nach einem kurzen Schweigen. »Ich hätte gern Ihre Meinung dazu gehört, Jerry und Phil! Was sagen Sie zum Inhalt dieses Briefes?«
    Ich zuckte die Achseln und dachte nach. Mir war etwas an dem Schreiben aufgefallen, noch bevor mir klar war, was mir auffiel. Der in Jahren kriminalistischer Arbeit herangebildete und geschärfte Instinkt des Kriminalisten hatte bei irgendeiner Stelle signalisiert, und nun mußte ich mir selbst ins Bewußtsein rücken, was da auffällig war. Während ich noch darüber nachdachte, hatte Phil schon geantwortet. Mit einem sorglosen Achselzucken erklärte er: »Tja, Chef, darf ich ehrlich sein?«
    Mr. High lächelte.
    »Hatten Sie es je nötig, vor mir mit etwas hinter dem Berg zu bleiben?«
    »No«, sagte Phil wahrheitsgemäß. »No, wirklich nicht. Also: Meine ehrliche Überzeugung ist die, daß es nicht viele Möglichkeiten gibt, diesen Brief zu erklären. Die erste ist, daß jemand in angetrunkenem Zustand sich einen dummen Scherz erlauben wollte. Die zweite ist, daß ein Geistesgestörter ihn verfaßt hat. Und die letzte Möglichkeit wäre allenfalls noch, daß ein Bekannter von Ihnen, Mr. Garren, sich einen Scherz erlauben will.« Mr. Garren sagte zunächst überhaupt nichts dazu. Er saß ruhig und wuchtig in seinem Sessel. Nach Phils Worten blickte er hinüber zu Mr. High. Unser Distriktchef schob die Unterlippe ein wenig vor, dachte einen Herzschlag lang nach und fragte dann: »Daß die Drohung durchaus ernst gemeint sein kann, halten Sie für ausgeschlossen, Phil? Sie glauben nicht, daß es wirklich verbrecherische Menschen gibt, die im Besitz der angeführten Raketen sind?«
    Phil schüttelte sehr überzeugt den Kopf.
    »Völlig ausgeschlossen«, sagte er.
    »So ausgeschlossen erscheint es mir nun nicht«, knurrte Garren. »Es sind schließlich schon die unglaublichsten Dinge vorgekommen.«
    Phil nickte.
    »Sicher, aber es gibt da eine Grenze des Möglichen. Bedenken Sie, daß ausdrücklich von Raketen mit atomarer Sprengladung die Rede ist! Well, eines ist amtlich: Solche Raketen läßt man nicht einfach herumliegen. Und wenn trotz aller Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen jemand solche Raketen hätte stehlen können, dann wüßten wir das schneller, als der Dieb Ihnen diesen Brief tippen konnte!«
    Garren beugte sich vor.
    »Davon sind Sie überzeugt? Ich meine, wenn Sie an meiner Stelle säßen — dann würden Sie für eine völlige Ignorierung des Briefes die volle Verantwortung übernehmen?«
    Phil zögerte nicht eine Sekunde.’ »Jawohl«, sagte er, »das würde ich.«
    »Und wenn man den Diebstahl vielleicht noch gar nicht entdeckt hat?« fragte Garren.
    Phil lächelte, fast ein wenig überlegen. »Mr. Garren«, sagte er nachsichtig. »Das ist nun einfach unmöglich! Ich halte es schon für ausgeschlossen, daß jemand überhaupt Raketen mit atomarer Sprengladung stehlen kann, daß der Diebstahl dann nicht einmal — und zwar sehr schnell! — entdeckt würde, no, das gibt es überhaupt nicht.«
    »Schön«, brummte Garren, während er sich wieder unserem Chef zuwandte. »Und was ist Ihre Meinung dazu?«
    Mr. High stand ein leichtes Lächeln um die Mundwinkel, als er erwiderte: »Offen gestanden — meine Gedankengänge unterscheiden sich nicht von denen Mr. Deckers. Ich wollte nur einmal die Meinung der beiden hören.«
    Daß ich noch gar keine Meinung geäußert hatte, schien Mr. High in diesem Augenblick gar nicht bewußt zu werden. Oder er war so sehr daran gewöhnt, bei Phil und mir Übereinstimmung zu finden, daß er gar nicht auf den Gedanken kam, ich könnte einmal anderer Meinung sein als mein langjähriger Freund.
    Mr. Garren erhob sich nach Mr. Highs Worten und sagte erleichtert: »Na, dann kann, ich Ihnen
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