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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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Sandwiches.
    Glücklicherweise hatte Abe mir die Fesseln abgenommen. »Türmen kannst du hier nicht«, meinte er, »das brächte nur einer mit Flügeln fertig. Und die hast du nicht.«
    Jetzt, da ich wieder meine Hände und Füße gebrauchen konnte, fühlte ich mich stark genug, jede noch so große Schwierigkeit zu überwinden. Ich hatte mich schon in verzwickteren Lagen befunden und sie gemeistert.
    Das einzige Fenster war so vernagelt, daß ich es ohne Lärm nicht öffnen konnte. Der Blick durch seine verstaubten Glasscheiben ging auf den Eriesee. Das Haus, in dessen Dachbodenzimmer ich mich befand, mußte auf einer Halbinsel stehen. Die Gegend war mir unbekannt. Doch der heraufdringende Lärm sagte mir, daß sich hinter dem Haus eine Stadt befinden mußte.
    Hoch war das Haus nicht, vielleicht drei Stockwerke. Mehr auf keinen Fall. Da ich keine Geräusche im Haus hörte, nahm ich an, daß es unbewohnt war. Wo aber hauste Abe? Nicht nur Abe, sondern auch der klotzige Neger, der mir Essen oder Trinken brachte?
    Der schwarze Sam kam fast jede Stunde, um festzustellen, ob ich noch vorhanden war. Abe dachte gewiß: Was kann schon einer ohne Schießinstrument gegen so einen Brocken unternehmen?
    Durch harmlose Fragen — Sam gehörte nicht gerade zu den Gescheiten — hatte ich herausbekommen, daß das Haus wegen Baufälligkeit unbewohnt war und demnächst abgerissen werden sollte.
    Mein Plan stand fest. Da ich weder durchs Fenster noch die von außen mit Riegeln versehene Tür entweichen konnte, mußte ich es auf eine Rauferei ankommen lassen. Leider. Sams Hände glichen nämlich zwei Kohlenschaufeln. Und wo sie hintrafen, wuchs kein Gras mehr.
    Am zweiten Abend meiner Gefangenschaft war es soweit. Früher ging es mit dem besten Willen nicht, weil ich erst von Sam Verschiedenes erfahren mußte.
    Ich spielte den Kranken, klagte über Schmerzen in der Brust, und als Sam sich über mich beugte, erfaßte ich meine Chance. Fünf Sekunden später lag Sam mit weitaufgerissenen Augen wie ein erstauntes schwarzes Riesenbaby am Boden. Noch einen wohlgezielten Fausthieb gegen seine linke Schläfe, und prompt fiel er in Schlaf.
    Eine Untersuchung seiner Taschen brachte nichts zum Vorschein, was mir hätte als Waffe dienen können. Wie leichtsinnig von Abe, seinen Gehilfen ohne so etwas zu mir zu schicken!
    Ich schlüpfte durch die Tür und tastete mich nach unten, indem ich die Füße möglichst am Rande der Stufen aufsetzte, um kein Knarren hervorzurufen. Die Bruchbude war tatsächlich recht wackelig-Endlich stand ich in einem Flur. Weiter runter ging es nicht mehr. Da — ein winziger Lichtbalken. Er drang durch ein Schlüsselloch. Ich schlich auf den Fußspitzen darauf zu, preßte das rechte Auge an die Öffnung und sah etwas, das mich mit stiller Freude erfüllte: Abe saß gemütlich in einem alten Sessel, rauchte eine Pfeife und las in einem Magazin. Er drehte mir den Rücken zu, seine Beine lagen auf einem Tisch. In einer Ecke glühte ein kleiner Kanonenofen.
    Ohne lange zu warten, öffnete ich die Tür und trat ein. Abe drehte nicht einmal den Kopf. »Alles okay oben?« brummte er behaglich.
    »Alles okay«, brummte ich zurück.
    Abe mußte an meiner Stimme gemerkt haben, daß es nicht Sam war. Er riß die Füße vom Tisch und schnellte hoch. Mit einem Satz sprang ich ihn an und schloß meine Hände um seinen Hals. Dann drückte ich ihm mein Knie ins Kreuz und riß ihn zurück, indem ich meinen Griff so lange verstärkte, bis er zu röcheln begann. »Wenn du schreist, erwürge ich dich!«
    Abe schwieg.
    »Wo steckt dein Komplize Jody?«
    »Ist weg.«
    »Wohin? Du weißt es! Raus mit der Sprache, sonst…«
    Der Druck meiner Hände nahm zu.
    Er stöhnte.
    »Mit den anderen auf die ›Riff Rock‹. Soll später das Kommando über die ›Fly Bessie‹ übernehmen.«
    Ich mußte noch mehr fragen — und dabei immer ein wenig nachhelfen. Auf diese Weise erfuhr ich von dem geplanten Kaperunternehmen, daß auch der Boß und seine Schwester an Bord der »Riff Rock« seien. Er, Abe, habe vom Boß den Befehl erhalten, mich hier zu bewachen.
    »Wo habt ihr meine Pistole und meinen Ausweis hingetan?« fragte ich weiter. »Die hat Fluffy versteckt.«
    »Wo versteckt?«
    »Weiß ich wirklich nicht — vermutlich in ihrer Wohnung über dem Zigarrenladen in der Clifton Street.«
    »Wie heißt die Stadt hinter uns?«
    »Silver Creek.«
    Auf einmal hörte ich Stimmen. Fäuste hämmerten gegen die Tür. »Hallo, Abe! Mach endlich auf, zum
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