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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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waren die anderen in die oberen Räume des Begräbnisinstituts gerannt und nahmen die Rivalen im gegenüberliegenden Haus aufs Korn.
    Der Tramp in seiner relativ sicheren Türnische murmelte kopfschüttelnd vor sich hin, während er eine Zigarette zwischen die Lippen schob: »Gott — so was! Ausgerechnet in Buffalo! In Manhattan oder Chicago-Süd ließe man es sich noch gefallen, aber hier oben? Nicht zu glauben! Eine zünftige Gangsterschlacht… Toll, so was, einfach toll! Scheint ja hier ein verdammt heißes Pflaster zu sein!«
    Die Glaswände des prächtigen Leichenwagens waren bereits verschwunden, in Stücke zerschossen, und sehr bald waren auch die Fenster der Nachbarschaft voll zackiger Löcher, oder es gähnten nur noch leere Rahmen.
    Zum Glück hatten die drei Männer, denen es oblag, die Pferde zu führen, diese sofort ausgespannt und waren damit in einem Torbogen neben dem Institut verschwunden. Wie durch ein Wunder war weder den Menschen noch den Tieren etwas passiert. Auch die prächtigen Limousinen waren nicht mehr da.
    Die Schlacht war in vollem Gang.
    Eine Garbe prasselte in die Kränze. Kugeln trafen zwei Gummireifen, deren harmlose Explosionen den Lärm noch vergrößerten.
    Neben Tom the Mex heulte einer seiner Leibwächter und schoß nicht mehr. Der andere wollte — vermutlich mit einem Befehl seines Bosses — zur Tür des Begräbnisinstituts rennen, aber nach wenigen Schritten brach er tödlich getroffen in die Knie, warf die Arme hoch, sackte zusammen und rührte sich nicht mehr.
    Tom the Mex schoß unentwegt weiter.
    »Der Bursche hat Mut«, murmelte der Tramp anerkennend, setzte aber in Gedanken hinzu: Um so gefährlicher ist er.
    Endlich!
    Mit Getöse und Sirenengeheul brausten zwei Überfallwagen herbei, stoppten, Cops sprangen heraus und verteilten sich. Sämtliche Cowboys zwischen Laramie und Las Vegas hätten sich kaum einen pompöseren Auftritt verschaffen können.
    »Ja, ja«, murmelte der stoppelbärtige Tramp, »eure Kollegen in New York fangen es schlauer an! Erst mal mit weniger Radau, und dann von zwei Seiten! Scheint hier noch neu zu sein, der Gangsterbetrieb!«
    Er hatte nämlich recht.
    Als die Cops in die Hauseingänge stürzten, war kein Gangster mehr zu sehen. Wie vom Erdboden verschluckt. Nur Red O’Leary lag noch da, als ginge ihn die Geschichte nichts mehr an.
    Es gab da’ anscheinend Schlupfwege aus den Häusern, durch die Tom the Mex und die Seinen sowie die Konkurrenz entwischt waren. Klar, der Big Boß hätte sich bloßgestellt, wenn er und seine Leute auf dem Kampfplatz geblieben wären. Tom the Mex war so taktvoll, beizeiten zu verschwinden.
    Und so gab es nach der ganzen Schießerei keine Gangster mehr am Ort — mit Ausnahme der beiden toten Leibgardisten, die sich stur für ihren Boß geschlagen hatten. Außerdem gab es noch zwei weitere Leichen in dem gegenüberliegenden Haus. Wahrscheinlich gehörten sie zu einer anderen Gang — aber zu welcher? Sie hatten keine Papiere bei sich, fürs erste ließen sie sich nicht identifizieren.
    Jim Motley hatte seine Gründe, warum er sich verdrückte, als alles vorüber war.
    ***
    Joe Finch setzte eine Brille auf seine blauviolette Knollennase und buchstabierte mit sichtlicher Anstrengung:
    Lieber Joe, verschaffe dem Boy, der Dir den Wisch gibt, einen Job, Jim ist ein anständiger Bursche, versteht seine Schnauze zu halten, macht alles mit und kann Knallerbsen genau dorthin springen lassen, wo sie hinsollen. Esistgut, wenn er für ein paar Monate aus New York verschwindet.
    Dein treuer Freund Spider Gerucci.
    Joe zerlegte den Brief in kleine Schnitzel und warf sie achtlos hinter den Tresen. Dann kippte er ein halbes Wasserglas mit Gin hinunter.
    Einer seiner Arme lag auf dem mit Bierlachen bedeckten Tresenaufbau, ein kurzer, massiger Arm, der in eine grobe Hand mit dicken Fingern auslief. Joes Augen waren klein und wässerig. Ein Jackett trug er nicht, das Hemd stand offen und ließ eine mit Haarzotteln bedeckte Brust von athletischem Ausmaß sehen. Sein Schädel war rund und haarlos.
    »Ich dachte, Spider sitzt noch«, meinte er.
    »Wegen guter Führung vorzeitig nach Hause geschickt«, antwortete der Tramp. »Muß sich aber jede Woche zweimal melden. Darf auch New York nicht verlassen.«
    »Und woher kennt ihr euch?«
    »Waren Zellenkollegen in Ossining am Hudson.«
    »Was hattest du denn ausgefressen?«
    »Koks.«
    »Wieviel brummten sie dir auf?«
    »Zwei Jahre und vier Monate.«
    »Und weshalb bist du jetzt
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