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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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durch feuchten Ackerboden und abgestandenes Regenwasser beinahe zur zweiten Natur geworden.
    Es dauerte nicht lange, und sie hatten die erste Postenkette überwunden. Im Nachhinein konnte Bill nur feststellen, daß die Schleicherei eigentlich überflüssig gewesen war. Auch aufrechten Gangs wären sie wahrscheinlich nicht aufgefallen.
    Mit dem zweiten Riegel sah es jedoch ganz anders aus. Schon die Anzahl der brennenden Lampen und Scheinwerfer verrieten, daß der Sperrkordon hier viel enger gezogen war. Militär überall.
    »Wenn ich nur wüßte, warum die es so geheimnisvoll machen«, flüsterte das Mädchen.
    Bill hatte nachgedacht. »Ich kann es mir denken«, gab er leise zurück. »Stellen Sie sich vor, es gelingt unseren Freunden in Uniform, das Geheimnis der Barriere zu entschleiern. Militärisch wäre das eine ganz tolle Sache. Wenn man ganze Städte kontrolliert mit solchen Barrieren umgeben könnte, brauchte man im Kriegsfall keine Angst mehr vor gegnerischen Angriffen zu haben. Und deshalb… Ganz klar, daß man Außenstehenden keine Chancen geben will, etwas in Erfahrung zu bringen. Und darum müssen wir wirklich sehr vorsichtig sein. Wenn wir einem Posten auffallen und einkassiert werden, hält man uns womöglich für Spione und läßt uns standrechtlich erschießen.«
    »Meinen Sie wirklich?« gab das Mädchen betroffen zurück.
    Bill zuckte mit den Schultern. »Sie müßten es wissen. Das hier ist Ihr Land!«
    Und sie waren vorsichtig. Ein paarmal wurde es erforderlich, das Grabenstück, das sie gerade hinter sich gebracht hatten, wieder zurückzukriechen, um nicht tatsächlich mitten in einem Biwak zu landen. Zum Glück kannte sich Charlotte im Gelände gut aus. Sie fand immer wieder einen Grabenpfad, auf dem sie weiterkommen konnten. Ohne ihre Hilfe wäre Bill wahrscheinlich längst gesichtet worden. Oder aber weit vom Ziel abgekommen.
    Und dann hatten sie es schließlich geschafft. Wie eine richtige Mauer wuchs die Barriere vor ihnen aus dem Boden.
    Sie reflektierte das einfallende Mondlicht nicht. Auch der Lichtkegel eines unweit aufgestellten Scheinwerfers wurde glatt absorbiert.
    Der Historiker streckte die Hand aus, betastete den rätselhaften, massiven Nebelstoff. Er war genauso, wie ihm das Mädchen bereits angekündigt hatte. Hart wie bester Edelstahl, kalt wie ein Gebirgsbach kurz vor dem Zufrieren, prickelnd wie ein elektrischer Massagestab.
    »So, nun wollen wir mal sehen«, sagte Bill entschlossen.
    Er griff in die Tasche, holte das magische Amulett des Professors hervor.
    Kaum hatte er es in der Hand, als er es beinahe wieder fallengelassen hätte. Es war heiß, brannte wie Feuer. Und es erstrahlte in hellstem Silberglanz.
    Unterdrückt schrie das Mädchen auf. »Was… was ist das?«
    Bill schützte das Amulett mit seinem Körper. Er wollte vermeiden, daß das Strahlen von einem Militärposten gesehen wurde.
    »Scheint, daß wir auf der richtigen Spur sind«, antwortete er gepreßt. »Dieser Silberglanz ist der Beweis. Dämonische Kräfte von großer Stärke sind gegenwärtig.«
    Er zögerte leicht. Sein größter Wunsch wäre es gewesen, den Professor jetzt an seiner Seite zu wissen. Zamorra war der Meister des Übersinnlichen. Er, Bill Fleming, war nur so eine Art Zauberlehrling.
    Aber auch ein Lehrling muß einmal seinen Meister machen. Bill war fest entschlossen, hier und jetzt wenigstens sein Gesellenstück abzulegen.
    Mit fester Hand umklammerte er den Talisman. Das Bewußtsein, die Kräfte des Lichts auf seiner Seite zu haben, gab ihm Mut.
    Wieder streckte er die Hand aus, drückte das Amulett fest gegen die Nebelbarriere.
    Es geschah!
    Im Inneren des Talismans schien eine Kernexplosion stattzufinden. Eine weiße, gleißende Sonne entstand in Bills Hand. Grelle Lichtfinger zuckten über die Oberfläche der Barriere, fraßen sich regelrecht hinein – und hindurch. Die Nebelwand wurde brüchig, löste sich im Umkreis von mehreren Metern förmlich auf. Ein gezacktes Loch erschien in der Barriere.
    Dann wurde das gleißende Licht, das aus dem Amulett strömte, schwächer. Die Lücke in der Barriere fing an, wieder zuzuwachsen.
    Die Kräfte des Lichts ließen nach.
    Bill handelte. Diese Chance würde er vielleicht nie wieder bekommen. Er machte einen schnellen Schritt nach vorne, dann noch einen.
    Er trat durch die Öffnung hindurch.
    Eine Schmerzwelle unerträglichen Ausmaßes brach über ihn herein. Jede einzelne Körperzelle schien durch einen Fleischwolf gedreht zu werden, in dem
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