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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Zamorras Amulett. Er ging nicht in die Details, sondern sprach nur ganz allgemein von einem magischen Gegenstand, der sich schon so manches Mal bewährt hatte. Beinahe andächtig hörte ihm Charlotte Rodin zu.
    Als er zum Ende gekommen war, fragte er: »Sie halten mich nicht für einen Verrückten, wie die da drin?« Er machte eine Kopfbewegung in Richtung der Einsatzleitung. »Sie halten es nicht für Spinnerei?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Die Barriere ist auch keine Spinnerei, sondern harte Realität.«
    »Dem ist nicht zu widersprechen«, kommentierte Bill. »Okay, Charlotte, jetzt sind Sie dran. Wie kommen wir durch die Sperre?«
    Das Mädchen senkte seine Stimme aufs Flüsterniveau hinab.
    »Da gibt es Bewässerungsgräben…«, begann es.
    Kurz darauf kam Bills Entrecote. Der Amerikaner mußte sich fast ein bißchen zwingen, die Hauptmahlzeit mit Messer und Gabel anzugehen. Am liebsten wäre er gleich aufgebrochen. Er bedauerte es dann aber doch nicht, weitergegessen zu haben. Das Entrecote war zart und saftig, die Pommes Croquettt’s goldbraun und die Soße hervorragend. Französische Köche wurden selbst in Kaffs wie La Rosy ihrem Ruf gerecht.
    Schließlich aber verließen Charlotte und Bill das Lokal. Neidische Blicke durchbohrten Bills Rücken. Die Männer im Lokal hatten ihren gemeinsamen Aufbruch ganz zweifellos in den falschen Hals bekommen.
    »Fahren wir mit dem Wagen?« erkundigte sich der Historiker.
    »Nein, das wäre zu auffällig«, widersprach die Sekretärin. »Hier im Ort hat zur Zeit jede Hauswand Augen. Machen wir einfach einen kleinen Mondscheinspaziergang. Wie zwei Verliebte.«
    Genau das taten sie. Bill nahm Charlottes Arm, und dann wanderten sie, als sei es die natürlichste Sache der Welt, ohne sichtbare Eile aus La Rosy hinaus. Unter normalen Umständen hätte der Amerikaner die Situation genossen. So jedoch ging ihm alles viel zu langsam.
    Er war froh, als die Häuser des Dorfes hinter ihnen lagen.
    Sie waren nicht die Hauptstraße entlanggegangen, sondern einen Weg, der geradeaus in die Felder führte. Der Boden war aufgeweicht und schlammig. Die Regenfälle des Tages hatten ihre Spuren hinterlassen. Bald waren die beiden besudelt wie Pioniere bei einem Manöver.
    Aber das war nur der Anfang.
    In ein paar hundert Metern Entfernung tauchten vor ihnen Lichter auf.
    »Das ist die erste Sperre«, flüsterte das Mädchen. »Wir müssen jetzt ganz vorsichtig sein.«
    »Wo ist denn dieser verdammte Graben, von dem Sie gesprochen haben?« wollte Bill wissen.
    »Es ist nicht nur ein Graben, es ist ein ganzes System von Gräben«, antwortete Charlotte. »Und die sind alle miteinander verbunden. Warten Sie, gleich sind wir da.«
    Dann standen sie vor dem ersten Graben. Graben konnte man es eigentlich kaum nennen. Es war im Grunde genommen nicht mehr als eine tiefe Ackerfurche, die Bill etwa bis zum Knie reichte. Das Wasser stand darin gut knöchelhoch.
    Die Aussichten, hier entlangkriechen zu müssen, erweckten in Bill nicht gerade Begeisterungsstürme. Aber was sollte er machen? Die Lichter der Posten waren inzwischen ziemlich nah gekommen. Er mußte Maulwurf spielen.
    »Okay, Charlotte«, sagte er. »Zeigen Sie mir die Richtung, dann komme ich allein weiter.«
    »Allein?«
    »Natürlich! Oder wollten Sie etwa mit?«
    »Und ob ich das will!« sagte das Mädchen fest.
    Bill biß sich auf die Lippen. »Machen Sie keine Dummheiten, Charlotte. Wenn wir es hier wirklich mit dämonischen Kräften zu tun haben, kann das, was ich vorhabe, verdammt gefährlich werden. Ich kann es nicht verantworten…«
    »Entweder Sie nehmen mich mit, oder ich schicke Sie in einen Graben, an dessen Rand die Soldaten ein Biwak aufgebaut haben. Vergessen Sie nicht, daß es nicht nur um Ihre Freunde geht. Auch mein Verlobter ist in St. Briand.«
    Schnell erkannte der Historiker, daß diskutieren wenig Zweck haben würde. Dieses Mädchen wußte, was es wollte. Schweren Herzens erklärte er sich mit ihrer weiteren Begleitung einverstanden.
    »Okay«, knurrte er, »dann rein ins nasse Vergnügen.«
    Charlotte kroch in die tiefe Furche hinein. Bill folgte ihr auf dem Fuße, besser gesagt, auf dem Knie.
    Das Wasser war für die Jahreszeit – immerhin früher Sommer – eigentlich viel zu kalt. Außerdem war es ekelhaft schlammig. Bill kam sich bald vor wie in einem Taucheranzug, den man aus Matsch gefertigt hatte. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles. Nach kurzer Zeit war ihm und auch dem Mädchen das Kriechen
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