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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel
Autoren: Mit der letzten Kugel
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Personalabteilung über die Trauerfeier für den Tom Brucecay verhandelt hatte. Tom war ein G-man gewesen wie ich. Als er auf eine Bande von fünf Automardern stieß und sie bei frischer Tat ertappte, wurde er von ihnen zusammengeschossen, bevor er noch seine eigene Kanone ziehen konnte.
    »Ja«, sagte ich. »Ich erinnere mich. Was kann ich für Sie tun, Father Baseman?«
    Die ernste Stimme am anderen Ende dämpfte sich zu einem halblauten Murmeln: »Ich habe einen Hinweis für Sie. Damals sagten Sie mir, dass der Kopf der Bande noch nicht gefasst sei, die Ihren Kollegen ermordet habe. Sie müssen nämlich wissen, Agent Cotton, dass ich über ein ganz ausgezeichnetes Gedächtnis verfüge. Wirklich, Agent Cotton! Ich habe ein ganz hervorragendes Gedächtnis!«
    So kam es mir im Augenblick überhaupt nicht vor. Denn ich hatte ihm gesagt, dass wir die ganze Bande bis auf den letzten Mann gestellt hatten. Es gab nicht einen, der sich noch in Freiheit befunden hätte. Und ich hatte es ihm gesagt, das wusste ich ganz genau. Was sollte also der Blödsinn, dass wir noch nach dem Kopf der Bande suchten? Wenn er so ein gutes Gedächtnis hatte, wie er vorgab, musste er sich daran erinnern!
    »Hallo, Agent Cotton? Sind Sie noch da?«
    »Ja, ja, natürlich«, murmelte ich.
    »Sie müssen unbedingt sofort zu mir kommen. Ich glaube, ich habe den von Ihnen gesuchten Mann gesehen! Sie müssen sofort kommen! Bitte, beeilen Sie sich!«
    Nun schlug es dreizehn! Wie konnte er glauben, einen Mann gesehen zu haben, von dem er nicht einmal eine Beschreibung kannte? Da wir alle Männer der Automarder-Bande gefangen hatten, war es natürlich unnötig gewesen, irgendwelche Beschreibungen zu veröffentlichen. Und ich hatte ihm bestimmt nichts vom Aussehen der verhafteten Gangster erzählt. Das wusste ich genau. Wir waren nur ganz am Rande auf Toms Mörder zu sprechen gekommen, und ich hatte dabei nur erwähnt, dass wir sie alle verhaftet hätten.
    »Bitte, Agent Cotton, beeilen Sie sich«, sagte die ernste Stimme des alten Priesters eindringlich. »Es ist wirklich sehr dringend.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen.«
    Ich warf den Hörer auf und zog mir bereits den Schlafanzug aus. Eines war mir inzwischen klar geworden. Die Eindringlichkeit, mit der Father Baseman gesprochen hatte, sollte mir klar machen, dass es wirklich außerordentlich dringend war. Dass er von einer völlig aus der Luft gegriffenen Sache sprach, konnte doch wohl nur bedeuten, dass er über das, was er wirklich auf dem Herzen hatte, am Telefon nicht reden konnte. Und sein Hinweis, er habe wirklich ein sehr gutes Gedächtnis, sollte mir offenbar zeigen, er wisse genau, dass er von völlig falschen Dingen sprach.
    Während ich mir dies überlegte, war ich bereits in meine Kleidung gefahren. Als G-man ist man an Blitzstarts gewöhnt. Ich verzichtete auf die morgendliche Dusche, aufs Rasieren und auf mein Frühstück. Wenn es eilig war, wollte ich auch eilig sein. Man sollte nicht sagen, dass vielleicht jemand ins Gras beißen musste, weil der angerufene G-man erst frühstücken musste.
    Mein Jaguar huschte mit leise summendem Motor durch den Nebel, der sich allmählich zu lichten begann. Es hatte keine zwanzig Minuten gedauert, bis ich an der Tür des Pfarrhauses klingelte.
    ***
    Father Baseman öffnete mir selbst. Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, hatte er mich schon in den Hausflur gezogen und murmelte: »Sie lieben den Nebel nicht wahr? Nun, ich liebe ihn zwar nicht, aber Ihnen zu Ehren will ich meine Abneigung überwinden. Gehen wir also ein paar Runden durch den Pfarrgarten. Wir können uns dabei unterhalten.«
    Er watschelte in seiner etwas schwerfälligen Weise vor mir her. Es konnte überhaupt keine Rede davon sein, dass ich den Nebel gern mochte. Ganz im Gegenteil. Aber der Hinweis mit dem Garten machte mir klar, was der ganze Zirkus sollte: Father Baseman wollte mit mir im Garten sprechen, vermutlich, weil er dort sicherer sein konnte, nicht belauscht zu werden. Als wir im Garten waren, sah sich Father Baseman erst sehr gründlich um. Er machte sich sogar die Mühe, durch das nasse Gras zu stapfen und hinter zwei Büsche zu blicken, die abseits von einem Kiesweg standen. Erst als er sich davon überzeugt hatte, dass außer uns kein lebendes menschliches Wesen im Garten war, blieb er vor mir stehen und sagte: »Sie haben mein Theater natürlich durchschaut, Agent Cotton. Und ich danke dem gütigen Gott dafür, dass Sie es taten. Wenn
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