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0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten
Autoren: Hans Wolf Sommer
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ansieht?«
    »Wenn mich Ihr Professor nicht an die ägyptische Regierung verpfeift… bitte sehr!«
    ***
    Die Concorde der Air France war auf dem John F. Kennedy International Airport gelandet. Professor Zamorra und seine bildhübsche, grazile Sekretärin und Freundin Nicole Duval stiegen die Gangway hinab. Auf halbem Wege verhielt das Mädchen den Schritt und wandte sich um. Ein bewundernder Blick traf den silbernen Stahlvogel.
    »Ist schon eine tolle Sache, diese Concorde«, sagte sie weitergehend. »Wenn man es sich richtig überlegt… Frühstück in Paris, Mittagessen in New York! Wann hat es das schon gegeben?«
    »Seitdem es Flugzeuge gibt, die mit zweifacher Schallgeschwindigkeit über den Atlantik fliegen«, antwortete Zamorra trocken.
    »Ach du mit deiner prosaischen Ader«, entrüstete sich Nicole. In Wirklichkeit aber erkannte sie, daß ihn das Flugerlebnis kaum weniger beeindruckt hatte als sie selbst. Sie kannte ihren Chef gut genug, um zu wissen, was er dachte und fühlte.
    Wenig später hatten sie ihr Gepäck vom Rollband genommen und die Zoll- und Paßkontrolle passiert. Im Ankunftsterminal herrschte ein furchtbares Gedränge und Geschiebe. Es gab kaum einen Flughafen in der Welt, der eine derartige Hektik an den Tag legte, wie JFK International. Zamorra und Nicole kamen sich richtig ein bißchen verloren vor.
    »Ob Bill uns hier überhaupt findet?« wunderte sich das Mädchen.
    Der Amerikaner fand sie. Als typischer New Yorker, dem Menschenzusammenballungen ein gewohntes Bild waren, hatte er keine Schwierigkeiten, sie sozusagen auf Anhieb ausfindig zu machen.
    Eine Gruppe von Japanern zerteilend, die entgegen ihrer sprichwörtlichen Gelassenheit wild diskutierend beieinanderstanden, steuerte er geradewegs auf die beiden Gäste aus dem romantischen Loire-Tal zu.
    Die Begrüßung war laut und herzlich. Zwar sahen sich die drei ziemlich regelmäßig, aber das tat der Wiedersehensfreude keinen Abbruch.
    Während sie schließlich das Flughafengebäude verließen, erkundigte sich Zamorra, ob Bill die bestellten Zimmer im Waldorf Astoria gebucht hatte.
    »Waldorf Astoria?« reklamierte der Freund. »Ist euch meine bescheidene Heimstatt etwa nicht repräsentativ genug?«
    »Wir möchten dir keine Umstände machen, Bill«, beschwichtigte der Professor.
    »Umstände, daß ich nicht lache! Und außerdem bin ich es ja gewesen, der euch hierher nach New York gelockt hat.«
    Womit sie dann auch gleich beim Thema waren. Bill verfrachtete Nicole und Zamorra in seinen Wagen und lenkte das Gefährt dann auf den Van Wyck Expressway.
    »Hast du dir im Anschluß an unser Telefonat schon mal ein paar Gedanken über diesen geheimnisvollen Sarkophag gemacht?« erkundigte er sich.
    Zamorra lächelte. »Nicht nur Gedanken«, antwortete er. »Ich bin sogar schon aktiv geworden.«
    »Wie dies?«
    Zamorra zündete sich eine Zigarette an und stieß den blaugrauen Rauch von sich.
    »Du weißt, daß ich eine sehr umfangreiche Bibliothek besitze. Dort stehen einige Bücher, von denen es nur ganz wenige Exemplare in der Welt gibt. Eins von ihnen trägt den schönen Namen ›Der vergessene Pharao‹.«
    »Nie gehört«, kommentierte Fleming.
    »Das wundert mich nicht. Besagtes Buch ist ein ziemlich obskures Werk. Es handelt sich um eine Übersetzung aus dem Koptischen. Der Verfasser ist ein Mystiker aus dem Mittelalter. Die gestrenge Wissenschaft hat selbstverständlich niemals Notiz davon genommen.«
    »Wird wohl seine Gründe haben«, knurrte Bill Fleming, der es nicht leiden konnte, wenn jemand abfällige Bemerkungen über die akademische Welt machte.
    Zamorra, der diese kleine Schwäche des Freundes kannte, lachte kurz auf.
    »Es liegt mir fern, dich bekehren zu wollen«, sagte er amüsiert.
    »Aber vielleicht interessiert es dich, daß in besagtem Buch ein Pharao namens Neferptah die Hauptrolle spielt.«
    »Oh!«
    Der Professor sprach nicht weiter, sondern blickte scheinbar fasziniert aus dem Fenster, an dem gerade der Willow Lake vorbeihuschte.
    »Nun red schon weiter«, forderte ihn Bill ungeduldig auf.
    Zamorra tauschte einen belustigten Blick mit Nicole, die im Fond des Wagens saß, und nahm den Faden wieder auf.
    »Bon! Dieser Neferptah war, wenn man dem Verfasser Glauben schenken will, einer der letzten Vertreter der achtzehnten Dynastie. Der unmittelbare Nachfolger Amenophis des Vierten, besser bekannt als Echnaton, der Ketzerpharao.«
    Bill widersprach. »Da haben wir es schon. Dein Mystiker irrt, denn es ist eine
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