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0056 - Das Ungeheuer von Loch Morar

0056 - Das Ungeheuer von Loch Morar

Titel: 0056 - Das Ungeheuer von Loch Morar
Autoren: Jason Dark
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Selbstverständlichkeit.
    Nein, er wollte nicht länger hier bleiben. Er musste aus diesem Haus raus. In der Bude wurde man noch trübsinnig. Zum Glück hatte man ihm eins der drei Einzelzimmer gegeben, so lag er wenigstens nicht mit anderen Patienten in einem Raum und musste sich deren dumme Fragen anhören.
    Bob McClure warf die Bettdecke zurück, winkelte die Beine an und schwang sie aus dem Bett. Alte Pantoffeln standen daneben, sodass er mit den Füßen hineinschlüpfen konnte.
    Er stellte sich hin und fiel sofort wieder zurück.
    Schwindel hatte ihn erfasst.
    »Verdammt!«, schimpfte Bob.
    Das Schwindelgefühl kam vom langen Liegen. In diesem Bett wurde man kranker als zuvor.
    Den zweiten Versuch ließ er etwas langsamer angehen. Und siehe da, es klappte.
    Bob stand, ohne dass ihm wieder schwindlig wurde. Der erste Fortschritt. Er ging mit kleinen Schritten um das Bett herum und näherte sich dem Waschbecken, über dem ein Spiegel hing.
    Er war nicht mehr neu und zeigte an den Seiten, wo der Metallrahmen begann, starke Rostflecken.
    Bob sah sein Gesicht im Spiegel und erschrak.
    Grau wirkte seine Haut, die Augen waren müde und lagen tief in den Höhlen. Das braune Haar bildete ungekämmte Wirbel, und ein tagealter Bart bedeckte das Kinn.
    Bob streckte die Zunge heraus und betrachtete sie. Auch sie wirkte grau und irgendwie pelzig.
    Er verspürte plötzlich Durst, drehte den Hahn auf, bückte sich und trank einen Schluck Wasser. Es war eiskalt und erfrischte ihn.
    Seine Sachen hingen – das wusste er genau – im Kleiderschrank. Bob wollte sich anziehen und kurzerhand verschwinden.
    Er war schon auf dem Weg zum Schrank, als es gegen die Zimmertür klopfte. Ausgerechnet jetzt! fuhr es dem jungen Mann durch den Kopf. Er schaute an sich hinab, sah das alte verblichene Nachthemd und schämte sich. Wer der Besucher auch war, eine Krankenschwester sicherlich nicht. Sie hätte nicht lang geklopft.
    So rasch es ging, huschte der junge Mann ins Bett und zog die Decke hoch bis zum Kinn.
    Dann erst rief er: »Herein!«
    Die Klinke wurde langsam nach unten gedrückt. Die Tür ging einen Spalt auf, und ein blasses Gesicht erschien.
    Bob versetzte es einen regelrechten Stich. Die Person, die ihm da einen Besuch abstattete, war Marion Mitchell, Dan Dryers Freundin.
    »Komm rein, Mari«, sagte Bob.
    Das junge Mädchen schob sich ins Zimmer. Marion war eine aparte Erscheinung. Sie hatte dunkles Haar, ein schmales Gesicht und ausdrucksvolle Augen. Sie trug Cord-Jeans und eine hüftlange Strickjacke, die durch einen Gürtel in Höhe der Taille zusammengebunden war. Außerdem einen leichten Rollkragenpullover. Ihr Gesicht war blass, und an den Augen erkannte Bob, dass sie geweint hatte.
    Marion Mitchell schloss leise die Tür hinter sich, so, als wäre sie eine Diebin. »Wenn du dich zu schwach fühlst, gehe ich wieder, Bob«, sagte sie. »Unsinn, komm her.«
    Marion trat an das Bett. Sie setzte sich auf den Stuhl, der vor dem Nachttisch stand, senkte den Kopf und legte ihre gefalteten Hände in den Schoß.
    »Du weißt, weshalb ich gekommen bin, Bobby?«
    »Ja.«
    »Er – er ist tot, nicht?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
    Bob tastete nach ihrer Hand. Sie fühlte sich eiskalt an wie die des Monsters. »Wir müssen es zumindest annehmen«, erwiderte er mit kratziger Stimme. Das Mädchen nickte.
    Bob McClure fühlte sich verpflichtet, eine Erklärung abzugeben. »Es ist so, Marion, wir sind hinausgefahren, und plötzlich gerieten wir in einen Strudel. Unser Boot kenterte. Dan fiel zuerst über Bord. Ich wollte ihm noch helfen, schaffte es aber nicht. Dann erfasste auch mich eine Welle und warf mich in den See. Da war von Dan schon nichts mehr zu sehen. Ich hatte jedoch Glück, dass der Einbaum an mir vorübertrieb. Ich konnte mich an ihn klammern. Mehr kann ich dir auch nicht sagen, Marion. Es tut mir leid.«
    Das Mädchen lächelte scheu. »Ich weiß, Bob, dass du alles getan hast, was in deinen Kräften steht. Ich möchte mich auch bei dir bedanken.« Ihre Augen wurden feucht.
    Bob winkte ab. »Unsinn. Ich…«
    »Bitte, sprich nicht weiter. Wann kommst du hier heraus?«
    »Ich wollte eigentlich verschwinden.«
    Marion nickte. »Dann komm zu mir, ja? Ich möchte an diesem Abend nicht allein sein. Ich muss mit jemandem reden.«
    »Und deine Eltern?«
    »Sie haben Bob doch kaum gekannt.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Marion Mitchell schaute den im Bett liegenden jungen Mann fragend an. »Kommst du?«
    »Okay, ich verspreche
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