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0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane

0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane

Titel: 0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane
Autoren: Mr. Unbekannt und das Gold der Diane Wir
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blätterten wir die Kartei durch. Sie hat einen hübschen Umfang, doch ich konnte bei aller Liebe zur Sache wirklich keinen Mann entdecken, der dem, den ich am frühen Morgen auf der Straße bei dem Wagen getroffen hatte, auch nur im Entferntesten ähnlich sah. Ich sagte es Sam, und er bedauerte mich.
    »Schade… ich hätte zu gerne geholfen, den Kerl zu finden!«
    Phil rieb sich die Nase.
    »Es kann durchaus sein, dass der Mann, der am Wagen herumhantierte, noch gar nicht mit uns in Berührung gekommen ist!« meinte er nachdenklich. »Vielleicht gibt es sein Bild aber trotzdem in irgendeiner Kartei?«
    Er hatte Recht, denn in der Fahndungskartei und bei der Erkennungsabteilung, also im »Buch« des »Federal Bureau of Investigation« waren nur solche Verbrecher aufgenommen, die schon einmal mit uns zu tun hatten und deren Fälle von uns bearbeitet wurden.
    »Vielleicht aber gibt es sein Bild überhaupt nirgends!« brummte ich. »Wie soll ich ein Bild anfordern, wenn ich noch nicht mal den Namen des Mannes, sein Alter und seinen Wohnsitz kenne?«
    Sam räusperte sich.
    »Versuch es doch mal bei Clarence!« riet er weise. »Du weißt es doch… er hat ein unheimliches Einfühlungsvermögen und hat schon ganz andere Aufgaben gelöst!«
    »Na schön!« nickte, ich ihm zu und setzte mir den Hut auf den Kopf. »Ist Clarence oben?«
    »Gewiss. Ich habe ihn vorhin kommen sehen! Ich werde euch telefonisch anmelden!«
    Wir stiegen die Treppe hinauf. Clarence ist ein älterer, etwas melancholischer Maler. Er hat eine unheimliche Gabe: Er kann auch aus den winzigsten und scheinbar bedeutungslosesten Angaben eines Menschen über eine Person sich so in die Gedanken des Erzählers hineinversetzen, dass er in der Lage ist, anhand dieser vagen Andeutungen ein Bild zu zeichnen, das in den meisten Fällen zutrifft. Einst hatte er versucht - lange bevor er zum FBI kam -, in einer kleinen Atelierwohnung die Menschen mit kubistischen und futuristischen Bildern zu begeistern… doch dann war er zu uns gestoßen und hatte seine Fähigkeiten uns zur Verfügung gestellt. Er verdient jetzt mehr, als er jemals in seinem Leben als freier Maler hätte verdienen können… doch er ist, sagt man sich, trotzdem unglücklich und malt nach Dienstschluss bis in den grauenden Morgen hinein seine Bilder, zu denen er sich berufen fühlt. Ich hatte auch ein solches Bild zu Hause, denn er hat es mir einmal zu meinem Geburtstag verehrt. Noch heute streiten wir uns darüber, was es eigentlich vorstellen soll. Phil meint, es wäre »Die Erstürmung des Paradieses«, während ich behaupte, es handele sich lediglich um zwei oder drei verunglückte Spiegeleier in einer sich irrsinnig drehenden Pfanne.
    Clarence empfing uns freundlich.
    »Na, was gibt es denn?« fragte er. Er trug eine Baskenmütze und einen weißen, farbbeklecksten Kittel. Er beherrscht seinen winzigen Raum mit der Würde eines Universitätsprofessors, und wenn er eben nichts zu tun hat, liegt er auf einem Lederkanapee und schläft.
    Ich trug ihm mein Anliegen vor. Clarence hörte aufmerksam zu, und als ich ihm den Mann näher beschrieb, stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass der Maler bereits einen Zeichenblock ergriffen hatte und lustig zu zeichnen begann.
    Phil sah ihm über die Schulter zu.
    »Ist er das?« fragte Clarence dann und hielt mir das Ergebnis seiner emsigen Tätigkeit vor die Augen.
    Ich war erschrocken.
    »Tatsächlich, Clarence!« rief ich aus. »Das ist der Mann… nur, glaube ich, hat te er so ein dünnes Bärtchen auf der Oberlippe… weißt du, so eins, wie Adolphe Menjou getragen hat!«
    »Hm!« brummte Clarence und fügte ein solches Bärtchen mit einigen geschickten Strichen ein. »Ist’s so recht?«
    Ich war ehrlich begeistert. Dieses Porträt traf tatsächlich meinen unbekannten Freund wie eine Fotografie! Ich sagte das Clarence, und er freute sich gewaltig.
    Wir gingen wieder hinab in unsere Abteilung, und hier setzte ich abermals Sam Stone auf die Sache an.
    »Sieh zu, dass an alle Stationen dieses Bild durchgegeben wird!« bat ich ihn. »Wenn Erfolg da ist, ruf mich zu Hause an!«
    »Geht in Ordnung, Jerry!« versprach mir Sam, und wir gingen, nachdem wir uns in das Abwesenheitsbuch eingetragen hatten, davon.
    ***
    Bei der Reparaturabteilung holte ich meinen Jaguar ab. Er war wieder vollkommen in Ordnung, und ich freute mich richtig, ihn fahren zu können. Nur in New York kann man verstehen, was es heißt, sich ohne Auto behelfen zu müssen.
    Phil zeigte auf
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