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0046 - Wir deckten seine Karten auf

0046 - Wir deckten seine Karten auf

Titel: 0046 - Wir deckten seine Karten auf
Autoren: Wir deckten seine Karten auf
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lange hier?«, redete er weiter.
    »Möglich«, sagte ich wortkarg. »Kommt darauf an, wie die Aktien stehen.«
    »Mau«, sagte er, »der Kurs fällt.«
    »Wo kann man denn Kontakt bekommen?«, fragte ich.
    »Welchen?«
    »Ich würde gern mal wieder ein Spielchen riskieren«, sagte ich, »mich jucken ein paar Dollar.«
    Ich hatte genau den richtigen Ton getroffen. Der Keeper grinste und befeuchtete sich die Lippen.
    »Ich will ja nichts gesagt haben«, meinte er, »aber vielleicht versuchen Sie’s mal in der Night Owl.«
    »Mit dem Namen allein kann ich wenig anfangen.«
    »Gleich um die Ecke, ’runter zum Hafen«, sagte der Barkeeper, »aber vor zwei Stunden ist da nichts zu machen.«
    »Die werd’ ich auch noch klein bekommen«, erwiderte ich Im Spiegel hinter der Theke sah ich einen bulligen kleinen Burschen, der aus der Toilette kam. Er gähnte und verließ, ohne ein Wort zu sagen, das Lokal.
    Ich warf dem Barkeeper einen halben Dollar in den Schoß und ging dem bulligen Burschen nach. Ich hatte keine Ahnung, ob ich auf der richtigen Fährte war, aber ich ließ es darauf ankommen.
    Er verließ die Straßenschlucht und lotste mich ungewollt an der Night Owl vorbei. Es handelte sich um eine Kneipe, die um diese Zeit von außen einen müden Eindruck machte. Durch die halb geöffnete Tür drang Klaviergeklimper.
    Der bullige Mann hatte bald darauf sein Ziel erreicht. Er verschwand im Flur eines scheunenartigen Hauses und ich hörte ihn die Treppe hinaufgehen. Er machte es mir einfach, festzustellen, dass er bis in den vierten Stock hochstieg und dort mit dem Fuß ziemlich formlos gegen eine Tür stieß. Als die Tür geöffnet wurde, war laute Tanzmusik zu hören.
    Ich blieb unten im Hausflur stehen und wartete.
    Nach wenigen Minuten schon hörte ich zwei Männer die Treppe herunterkommen. Ich verließ den Hausflur und verwickelte den Fahrer eines parkenden Lastwagens in ein Gespräch. Er erklärte mir umständlich den Weg zum Hafenbecken 4.
    Der bullige Bursche erschien auf der Straße. Dicht hinter ihm folgte ein mittelgroßer, jüngerer Mann, der etwa 25 Jahre alt sein mochte. Er trug einen grell gemusterten Sommeranzug, der ziemlich verschossen wirkte. Eine Hand trug der Mann in einer Armbinde die ziemlich neu war. Die Hand selbst war frisch verbunden worden.
    Die beiden Vögel marschierten los und gingen ziemlich eilig auf die nächste Straßenecke zu. Und dann kam mein Pech, sie stiegen in einen Wagen, der dort auf sie gewartet hatte. Ich hatte gerade noch Zeit, mir die Nummer zu merken, dann war der Wagen auch schon im Gewühl des Verkehrs verschwunden.
    Ich sauste zurück und musste wohl oder übel in die Night Owl, da ich auf der Straße keine Telefonzelle finden konnte. Ich hatte Glück, in der Night Owl eine Telefonbox zu finden. Ich rief sofort meine Dienststelle an und nannte ihr die Wagennummer. Viel Hoffnung hatte ich aber nicht, dass der Wagen schnell gefunden wurde. Unsere Streifenwagen von der Stadtpolizei können schließlich auch keine Wunder bewirken. Mein Kollege im Office versprach mir allerdings, die Beamten von der Funkzentrale sofort zu informieren.
    Anschließend betrat ich die Scheune, in der der Mann mit der verbundenen Hand wohnte. Im vierten Stock waren zwar eine Menge Türen zu sehen, aber ich fand jene schnell heraus, für die ich mich interessierte.
    Das Radio spielte noch, das heißt, es brüllte. Ich öffnete die Tür, obwohl ich dazu eigentlich nicht befugt war. Ich benutzte dazu als Nachhilfe einen kleinen Universalschlüssel.
    Ich schloss die Tür hinter mir und steuerte sofort den Schrank an, der halb geöffnet war.
    Nein, das war es nicht, aber neben dem Schrank befand sich ein Waschbecken aus Emaille. Und neben diesem Becken stand ein Stuhl, über dessen Lehne ein billiger Anzug hing. Das Jackett dieses Anzugs war durchlöchert, als sei es von einer Schrotladung durchbohrt worden. Von einer Ladung Schrot, oder aber von einer schnell wirkenden Säure!
    ***
    Ich fand eine alte Zeitung und wickelte den Anzug darin ein. Das Paket legte ich auf den wackeligen Küchentisch, um ungestört weitersuchen zu können. Groß war die Ausbeute allerdings nicht. Ich fand eine Rolle Dollarscheine, die von einem Gummiband zusammengehalten wurde. In der Küchenschublade entdeckte ich ein Foto, auf dem eine magere Frau mit hervorstehenden Backenknochen abgebildet war. Sie mochte etwa knapp dreißig Jahre alt sein. Sie sah den Betrachter auffordernd an. Auf der Rückseite des Fotos stand das
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