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0046 - Das Haus der Verfluchten

0046 - Das Haus der Verfluchten

Titel: 0046 - Das Haus der Verfluchten
Autoren: Mario Werder
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wusste der junge Gendarm alles, was auch der alte Arbeiter kannte, war aber total verwirrt.
    Die Beamten aus Toulouse nahmen die Arbeit auf. Sie stellten einwandfrei fest, dass es sich bei der Toten um Marie Renard handelte und dass sie niemand in dem Citroën mitgenommen hatte.
    Es waren keine Spuren Dritter zu finden.
    Jetzt beschäftigten sie sich mit den Stricken an den Handgelenken der Frau.
    Einer der Männer berührte die Seile, und sofort zerfielen sie zu Staub. Die anderen hatten zugeschaut, konnten dieses Phänomen nicht fassen.
    Bevor der Beamte jedoch versuchen konnte, die Fußfesseln zu lösen, hielt ihn der Chef der Mordkommission zurück.
    »Das werden wir im Labor untersuchen lassen. Sammelt auch den Staub der anderen Stricke auf.«
    Vorsichtig nahm ein Mann das weißliche Pulver mit einem Spatel auf und ließ es in eine kleine Büchse fallen.
    Dann trugen zwei Beamte eine Blechwanne herbei, und nach wenigen Minuten wies nur noch der Citroën auf den entsetzlichen Vorfall hin.
    Die Verhöre begannen.
    Da die Uhr des Wagens auf zwanzig Minuten vor eins stand, interessierten sich die Beamten natürlich besonders für die Zeit um Mitternacht.
    Sie fanden aber nichts, rein gar nichts heraus.
    Lediglich die Aussagen des alten Jean-Paul und der Verwaltersfrau wiesen übereinstimmend abergläubische Vorstellungen auf, die die Männer der Mordkommission natürlich nicht ernst nehmen konnten.
    Nachdem geklärt war, dass die Polizei die Tochter der Marie Renard benachrichtigen würde, verließen die Beamten der Mordkommission und die Gendarmen den Hof.
    Martin starrte den Polizeifahrzeugen nach und sagte: »Wir werden sofort versuchen, die Tochter der Madame Renard anzurufen.«
    ***
    Lucille war mit einer Taxe gekommen und stand mit ihren beiden Koffern vor der Tür der Wohnung, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter besaß.
    Das moderne Apartmenthaus in Grenoble lag etwas außerhalb der Stadt.
    Die junge Frau wunderte sich, dass auf ihr Klingeln niemand reagierte, und kramte den Schlüssel aus der Handtasche.
    Auf dem Spiegel in der Garderobe war ein Brief mit Klebestreifen befestigt.
    Lucille riss ihn herunter, ging ins Wohnzimmer und nahm die Nachricht heraus.
    Es sollten die letzten Zeilen sein, die ihre Mutter ihr geschrieben hatte.
    »Onkel Jean-Yves ist gestorben. Da wir die letzten Verwandten der Familie Bradois sind, hat er uns seine Ländereien und auch das Schloss in Seissan vererbt. Ich bin dorthin gefahren, komm doch bitte nach, wenn du von deiner Studienfahrt zurückkommst.«
    Es folgten noch ein paar Informationen und die Anschrift.
    Lucille versuchte, sich an Jean-Yves zu erinnern, konnte aber nur einen schwachen Eindruck in ihr Gedächtnis zurückrufen.
    Der Mann, der die einzige Schwester ihrer Mutter geheiratet hatte, war ihr nur ein paar Mal in der Kindheit begegnet. Ihre Tante war nach wenigen Jahren gestorben, so dass die Verbindung ganz abgerissen war.
    Sie fühlte keinen Schmerz in sich. Lucille hatte keine innerliche Beziehung zu Jean-Yves Bradois.
    Die junge Frau, Studentin der Psychologie im letzten Semester, überlegte, wann sie nach Seissan fahren sollte.
    Sie dachte an die Wäsche, die sie vor der Studienfahrt schmutzig mit zurückgebracht hatte, und beschloss, zuerst einmal diese Dinge in Ordnung zu bringen.
    Dann wollte sie versuchen, ihre Mutter telefonisch zu erreichen, und alles Weitere besprechen.
    Sie schleppte den Koffer ins Schlafzimmer und packte aus.
    Als die ersten Teile in die Wäschetruhe flogen, klingelte das Telefon.
    »Renard«, meldete sich Lucille.
    Dann hörte sie aufmerksam zu. Plötzlich zuckte sie zusammen, als ob ein kräftiger Schlag sie getroffen hätte.
    »Was ist mit meiner Mutter?«, fragte sie und tastete nach dem Sessel.
    Die Stimme am anderen Ende wiederholte noch einmal geduldig alles, was sie bereits einmal gesagt hatte.
    In Lucilles Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander.
    Als der Mann am anderen Ende der Verbindung schließlich davon sprach, dass sich die Polizei mit ihr in Verbindung setzen würde, und sich dann verabschiedete, hatte das Mädchen wieder etwas Ordnung in ihre Gedanken gebracht.
    Sie legte auf und saß regungslos im Sessel.
    Zwar verstand sie sich mit ihrer Mutter immer gut, aber sie hatten sich, seitdem Lucille studierte, doch etwas entfremdet.
    Aber diese Nachricht, dass der einzige Mensch, den sie hatte, auf rätselhafte Weise gestorben war, konnte sie nicht recht begreifen.
    Mit zitternden Fingern griff Lucille Renard nach
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