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0041 - Unser falscher Taxi-Chauffeur

0041 - Unser falscher Taxi-Chauffeur

Titel: 0041 - Unser falscher Taxi-Chauffeur
Autoren: Unser falscher Taxi-Chauffeur
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Bereitschaftsraum hocken ließ. Wenn einer von uns beiden direkten Bereitschaftsdienst hatte, hatte es der andere auch. Ob offiziell oder nicht, spielte dabei gar keine Rolle.
    Nachdem wir eine Weile schweigend vor uns hingedöst hatten, sagte Phil: »Übrigens habe ich heute morgen gleich das Hauptquartier der Stadtpolizei angerufen. Ich habe Auftrag gegeben, mich von jedem Mordfall zu verständigen, der irgendwann seit heute nacht fünf Uhr geschehen ist. Aber New York scheint heute mal seinen ruhigen Tag zu haben. Bis jetzt wurde mir noch nichts gemeldet.«
    »Das ändert nichts an meiner Überzeugung, daß jetzt der Schreiber oder die Schreiberin dieses gewissen Briefes bereits ermordet worden ist«, sagte ich bestimmt. »Die Frage ist jetzt nur, wann die Leiche gefunden werden wird. Wenn man sie überhaupt findet.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, es gibt immerhin eine ganze Menge Möglichkeiten, wie man eine Leiche verschwinden lassen kann. Und vergiß nicht, daß der mutmaßliche Mörder vermutlich selber auf den Gedanken kommen wird, ich könnte mich für die Sache interessieren. Meine einzige Spur aber, wo ich ansetzen könnte, ist die Leiche. Wenn er irgendeine Gelegenheit dazu hat, wird er also versuchen, mir diese Spur aus der Hand zu schlagen, indem er versucht, die Leiche zu beseitigen.«
    »Wenn ihm das gelänge, säßen wir schön in der Tinte«, meinte Phil. »Dann kommen wir diesem verdammten Halunken womöglich nie auf die Fersen.«
    »Genauso ist es«, bestätigte ich. »Verbrecher haben nun mal die unangenehme Eigenschaft, daß sie versuchen, sich möglichst unsichtbar zu machen.«
    Well, wir redeten noch eine Weile hin und her, um uns die Zeit zu vertreiben. Und dann — es war abends gegen halb acht, genauer, ein paar Minuten danach — schlug plötzlich das Telefon bei uns im Bereitschaftsraum an. Na, wenn im Bereitschaftsraum das Telefon klingelt, hat es selten etwas Gutes zu bedeuten.
    Phil hob ab. Ich nahm den zweiten Hörer.
    »Bereitschaftsraum, Decker«, sagte mein Freund.
    »Zentrale, Ben. Hallo, Phil! Da ist ein Mann, der eine Anzeige erstatten will. Du weißt ja, daß außer dem Telefondienst und den Leuten an den Fernschreibern keiner weiter im Hause ist. Nimmst du die Anzeige auf?«
    »Klar. Bleibt mir ja nichts anderes übrig. Schick ihn rauf in den Bereitschaftsraum. Aber vergewissere dich vorher, ob es wirklich etwas ist, was von der Bundespolizei bearbeitet werden muß.«
    »Du scheinst mich ja für reichlich beschränkt zu halten, mein Lieber«, sagte der Mann von der Zentrale. »Schließlich weiß ich auch, wofür wir zuständig sind und wofür nicht. Es handelt sich um einen eindeutigen Fall von Erpressung, mein Lieber. Aber das fällt bekanntlich einzig und allein in den Zuständigkeitsbereich des FBI, verehrter Kollege!«
    Der Mann von der Zentrale unseres Dienstgebäudes war hörbar eingeschnappt. Phil störte sich nicht daran, sondern seufzte ergeben: »Also okay, schick den Mann rauf! Aber sieh zu, daß solche Fälle übers Wochenende sich nicht wiederholen. Anzeigen aufnehmen überlasse ich gern den Leuten, die am Montag früh wieder zum Dienst kommen.«
    »Werde mir die größte Mühe geben. Soll ich einen Anruf durch Rundfunksender verbreiten lassen, daß alle Gangster feieflich gebeten werden, keine ungesetzlichen Handlungen Ubers Wochenende zu begehen, sofern diese Bundessachen darstellten?«
    »Ich bitte, dementsprechendes zu veranlassen«, erklärte Phil mit steifer Würde und legte den Hörer auf. Er spannte einen Bogen Papier in die Schreibmaschine, die links hinten auf einem kleinen Schreibmaschinentisch stand, und knurrte dabei: »Vorige Woche hatten Joe und Rally Bereitschaftsdienst. Übers ganze Wochenende brauchten die beiden Glücklichen keine Anzeige aufzunehmen, aber wenn ich mal hier sitze, dann kommen sie angerannt. Es ist zum Auswachsen.«
    Ich grinste still über seinen Ärger. Wir sind nun mal alle beide nicht von der Art, die sich im Büro mit dem Papierkrieg wohl fühlen.
    Nach ein paar Minuten klopfte es, und Phil rief sein: »Come in!«
    Die Tür öffnete sich, und ein Mann trat ein, der beide Arme amputiert hatte. Auf dem Aufschlag seiner Jacke sah man das kleine Verwundetenabzeichen und die Koreamedaille schimmern. Er war etwa vierzig Jahre alt und hatte ein sympathisches, sonnengebräuntes Gesicht.'
    »Hallo!« sagte er mit sonorer Stimme. »Ich bin Tom Zero. Unten sagte mir einer, hier könnte ich eine Anzeige erstatten.« Phil nickte. Er
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