Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

Titel: 0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich
Autoren: Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
stutzte.
    Mordius wusste sofort, dass Kevin Masters etwas aufgefallen war – der Durchzug konnte nur von einer offenen Tür herrühren.
    Kevin Masters’ Kopf fuhr hoch – und seine Augen weiteten sich in Grauen erfülltem Verstehen.
    Mit einem Blick hatte er das Ungeheuer dort im Türrahmen erkannt. Und er reagierte sofort. Seine Schrecksekunde währte um vieles kürzer als die des alten Bill Jones.
    Er hatte sein Schulterhalfter nicht abgelegt. Gedankenschnell zog er den Revolver, ließ sich nach rückwärts fallen und zog durch. Einmal, zweimal, dreimal.
    Übermäßig laut dröhnten die Detonationen durch das kleine Büro.
    Satt klatschten die Kugeln in den Körper des Untoten.
    Doch sie zeigten keine Wirkung!
    Mordius lachte gellend auf. Ihm schien es fast Freude zu bereiten, von dem Beamten angegriffen zu werden. Sein Gesicht verzerrte ein triumphierendes Grinsen.
    Und wieder lachte er auf.
    Kevin Masters traute seinen Augen nicht. Er hatte doch deutlich gesehen, wie die Kugeln ihr Ziel fanden! Für einen Moment war er wie gelähmt.
    Mordius machte einen riesigen Satz zum Schreibtisch hin und packte die Krawatte des Beamten. Mit einem brutalen Ruck zerrte er den jungen Mann halb über die Tischplatte.
    »Wo finde ich Zamorra?«, zischte er. »Wo finde ich den Kerl? Sag es mir, oder ich breche dir jeden Knochen in deinem jämmerlichen Leib!«
    Kevin Masters, der wusste, dass der Unheimliche in den Gedanken anderer Menschen lesen konnte, bemühte sich, an nichts sagende Dinge zu denken. Er durfte die Adresse des Professors auf keinen Fall preisgeben!
    Mordius, der versucht hatte, eine für ihn aufschlussreiche Reaktion aufzuspüren, merkte sofort, dass sein Gegenüber über seine besonderen Fähigkeiten orientiert war.
    So musste er es dann mit Gewalt versuchen. Doch bevor er zur Tat schreiten konnte, war ihm ein Zufall behilflich. Sein Blick war auf die halbgeöffnete Schublade des Schreibtisches gefallen.
    Deutlich konnte er plötzlich eine Schreckreaktion bei Kevin Masters feststellen.
    Und da wusste er genug.
    Er hob die andere Faust, riss Masters noch ein kleines Stück zu sich heran und stieß die Faust nach vorn.
    Mit einem dumpfen Laut traf sie die Stirn des jungen Beamten, der sofort schlaff wurde und auf die Schreibtischplatte kippte.
    Mordius ließ ihn los, und Masters rutschte zurück. Unter lautem Poltern ging er mitsamt seinem Schreibtischstuhl zu Boden.
    Mordius schob den Kriminalisten nachlässig mit dem Fuß beiseite und zog die Schublade ganz heraus.
    Ihr Inhalt flatterte auf den Boden, und es dauerte nicht lange, dann hatte er gefunden, was er suchte.
    Es war eine kleine, weiße Karte – die Visitenkarte des französischen Professors.
    Mit fotografischer Genauigkeit prägte Mordius sich die Buchstaben ein. Nun wusste er, wohin er sich zu wenden hatte.
    Doch so konnte er auf keinen Fall auf die Straße gehen, wenn man ihn auch nicht hätte aufhalten können, so hätte er doch durch sein auffälliges Aussehen und das damit verbundene Aufsehen, das er ohne Zweifel erregt hätte, viel Zeit verloren. Und das konnte und wollte er sich nicht leisten.
    Sein prüfender Blick tastete die Gestalt des Bewusstlosen ab, dann bückte sich das Monstrum.
    Mit schnellen Bewegungen zerrte es dem Beamten die Kleider vom Körper und zog sie sich selbst an.
    Sie passten zwar nicht wie angegossen, doch es musste gehen.
    Mordius warf noch einen letzten Blick auf die Kampfstätte. In einer plötzlichen Eingebung nahm er noch einmal die gesuchte Visitenkarte auf und steckte sie in die Tasche der Jacke.
    Dann wandte er sich endgültig um und verließ ungesehen das Polizeipräsidium.
    Als er durch die nachtdunklen Straßen von Dublin eilte, war er das personifizierte Grauen, ein Bote des Todes auf der Suche nach Beute.
    ***
    Kommissar McCormick hatte in dieser Nacht schlecht geschlafen.
    Der Tote in der Leichenkammer des Präsidiums wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Irgendwie hatte er das Gefühl, als würde ein böser Einfluss von diesem geheimnisvollen Toten ausgehen.
    Als McCormick an diesem Morgen das Präsidium betrat, bemächtigte sich seiner eine unerklärliche Unruhe. Eine Ahnung sagte ihm, dass der Tag für ihn ziemliche Überraschungen in sich barg. Und diese Ahnung bewahrheitete sich, als er sich seinem Büro näherte.
    Aus einem der Zimmer fiel ein breiter Lichtstreifen auf den ansonsten düsteren Gang. Es war das Zimmer seines Assistenten Kevin Masters.
    »Kevin, was wollen Sie denn so früh…« Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher