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0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

Titel: 0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich
Autoren: Michael Kubiak
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zurückzucken, vergaß die Wand hinter sich und krachte mit dem Kopf in voller Wucht dagegen. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen und er konnte sich nicht rühren. Diese Sekunden reichten der Bestie aus dem Totenreich.
    Die Finger verkrallten sich in dem weißen Kittel des alten Mannes und rissen ihn von der Wand weg. Sein Gesicht rieb sich an feuchtem Stoff. Ein ekelhafter Geruch stieg dem Alten in die Nase. Er schlug die Augen auf und starrte direkt in die versengte Fratze des Ungeheuers.
    Langsam teilten sich die strichdünnen, verbrannten Lippen in dem Gesicht, das man kaum mehr als solches bezeichnen konnte.
    »Wer hat mich hierher gebracht?«, kam es krächzend und hohl aus dem Schlund des Untoten. »Wer hat das getan? Wer hat sich mir widersetzt? Rede, sonst breche ich dir jeden Knochen einzeln und du wärest froh, wenn du als Wanze auf die Welt gekommen wärest! Wenn du schweigst, werde ich dich zertreten wie Ungeziefer! Denn wisse, ich bin Mordius, der das Geheimnis des Lebens kennt!«
    Bill Jones öffnete den Mund, wollte etwas sagen, wollte Luft holen, aber er konnte nur krampfhaft den Kopf schütteln. Beschwörend schaute er dabei das Unheuer an.
    Die Bestie schien ihn nicht verstehen zu können, oder sie liebte es, ihr Spiel mit dem Alten zu treiben. Denn Mordius wusste sehr wohl, was in dem Kopf des Alten vorging.
    Er hatte nur das Thema ansprechen müssen, um die Gedanken des Leichenwärters in diese Richtung zu lenken.
    Und Mordius erkannte, dass er bei Bill Jones kein Glück haben würde. Der Mann wusste wirklich nichts über den Fremden außer seinen Namen und eben die Tatsache, dass er Franzose war.
    Mit einer wütenden Geste stieß Mordius den Leichenwärter zurück. Bill Jones stolperte, ruderte mit den Armen, um sein Gleichgewicht zu behalten, und stürzte mit dem Hinterkopf auf die Tischkante.
    Ein irrer Schmerz raste durch seinen Körper, umklammerte sein Herz und warf ihn in tiefe Bewusstlosigkeit.
    Kraftlos rutschte er auf den Boden, wo er bewegungslos liegen blieb.
    Mordius würdigte den Alten keines Blickes mehr und wandte sich um. Einen Moment blieb er stehen und dachte nach. Dann hatte er den Einfall, den er brauchte.
    Ein Name zuckte durch sein Gedächtnis.
    Kevin Masters!
    Diesen Namen hatte er gehört, als man ihn in das Polizeipräsidium transportiert hatte. Hinter dem Namen musste sich ein Beamter dieses Hauses verbergen.
    Der Mann hatte mit diesem Professor Zamorra eng zusammengearbeitet, musste also auch wissen, wo er zu finden sein würde.
    Entschlossen setzte Mordius sich in Bewegung. Er musste diesen Kevin Masters finden, und wenn er dabei in jeden Raum des Gebäudes schauen musste…
    ***
    Kevin Masters saß noch in seinem Büro und beschäftigte sich mit dem eben abgeschlossenen Fall.
    Dieser unheimliche Leichendieb war wirklich eine harte Nuss gewesen. Es hatte verdammt lange gedauert, bis man ihn gefunden hatte, und dann wäre beinahe alles schief gegangen.
    Aber der Franzose mit dem exotischen Namen hatte ganze Arbeit geleistet. Ja, das war etwas gewesen, dachte Kevin Masters und wünschte sich, auch einmal eine solche Persönlichkeit zu werden.
    Doch dazu würde es wohl nie kommen, denn der alte McCormick sorgte schon dafür, dass er alle Lorbeeren einsteckte und eventuelle Fehler auf seine Untergebenen abschob.
    Kevin Masters war so in Gedanken versunken, dass er die sich nähernden Schritte auf dem Gang draußen nicht hörte.
    Es war Mordius, der sich dort der Tür näherte, unter der Licht auf den völlig dunklen Gang fiel.
    Als Mordius das Namensschild las, wusste er, dass er sein Ziel erreicht hatte. Er hatte den Gesuchten gefunden. Jetzt musste er nur zusehen, dass er auch das Gewünschte erfuhr.
    Mordius verharrte einen Moment. Ohne dass sein Opfer es merkte, tastete er sich in dessen Gedanken und entzifferte sie.
    Er kam genau im richtigen Augenblick. Kevin Masters beschäftigte sich eben mit diesem Professor aus Frankreich. Mehr konnte der Untote nicht feststellen. Aber das würde sich gleich ändern.
    Sein Instinkt sagte ihm, dass die Tür offen war.
    Er legte seine eiskalte Hand auf die Klinke und drückte sie herunter.
    Da das Fenster in dem Zimmer offen war, entstand Durchzug, der einen Bogen Papier vom Schreibtisch wehte, hinter dem ein junger Mann saß.
    Das ist er! , zuckte es durch Mordius.
    Gedankenverloren bückte der junge Mann sich, um das Papier aufzuheben. Er legte es auf den Tisch, wollte sich wieder der Akte vor ihm zuwenden, als er
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