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0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz
Autoren: Friedrich Tenkrat
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wollte mit Ihnen sprechen«, fuhr Superintendent Powell fort. »Er kommt bei einem Fall in den Ermittlungen nicht weiter und bittet uns um Unterstützung. Ich bat den Inspektor, sich die Einzelheiten für Sie aufzuheben, und versprach ihm, Sie würden ihn gleich nach Ihrem Eintreffen zurückrufen.«
    Ich nickte und erhob mich in Zeitlupe.
    »Sollte es tatsächlich ein Fall für Sie sein, John, unterrichten Sie mich bitte.«
    »In Ordnung, Sir«, erwiderte ich.
    Er entließ mich mit einem wohlwollenden Kopfnicken. Ich bat Glenda Perkins, für mich die Verbindung mit Inspektor Waldo Tarum herzustellen. Ich hatte den Kollegen vor Jahren bei einem Polizeifest kennen gelernt.
    Fünf Minuten später hatte ich den Mann an der Strippe. Die Hektik tat mir gut. Sie ließ mich meine Beschwerden vergessen.
    »Hallo, Waldo, du alter Gangsterschreck!« rief ich lachend. »Wie geht’s denn so?«
    »Gestern ging’s noch«, gab Waldo aufgekratzt zurück.
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich bin da an einen Fall geraten, der mir reichlich seltsam vorkommt. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich da einschalten würdest, Geisterjäger. Ich bin mit meinem Latein am Ende.«
    »Das wollen wir doch nicht, oder?«
    »Du sagst es, John.«
    »Dann laß endlich die schwarze Katze aus dem Sack, Freund.«
    »Die Geschichte hat anfangs wie ein gewöhnlicher Autounfall ausgesehen: Ein Mädchen und ein junger Mann – verlobt – auf dem Heimweg von einer Party. Er war leicht angeheitert. Bei ihr konnte der Arzt nur wenig Alkohol im Blut feststellen. Sie fing plötzlich auf einer abfallenden Straße zu rasen an, redete angeblich mit sich selbst und raste mit Vollgas aus der Kurve. Der Wagen überschlug sich mehrmals – und das war’s dann…«
    »Wie ist der Name des Mädchens?« erkundigte ich mich.
    »Cora Finley. Ihr Verlobter heißt Derek Shapiro.«
    »Er lebt?«
    »Ja, der Gurt hat ihm das Leben gerettet. Außer ein paar Knochenbrüchen hat er nichts abgekriegt. Aber der Schock macht ihm schwer zu schaffen. Er kann immer noch nicht begreifen, wieso seine Verlobte in den Tod gerast ist. Ganz bewußt soll sie es getan haben. Shapiro glaubt, sie habe sich mit jemandem unterhalten.«
    »Mit wem?« fiel ich Waldo Tarum ins Wort.
    »Mit Oxoran…«
    »Oxoran?«
    »Ich habe unseren Polizeicomputer zu Rate gezogen. Oxoran war vor etwa zwanzig Jahren ein stadtbekannter Gangster. Er hat seine Mitmenschen gequält. Kein Verbrechen war ihm zu schmutzig. Die Polizei hatte jedoch keine Handhabe gegen ihn, konnte ihn nicht einsperren. Eines Tages verschwand er spurlos von der Bildfläche. Einfach so.«
    Ich hörte, wie der Inspektor mit dem Finger schnippte.
    »Und weiter?« fragte ich.
    »Ich habe die alten Unterlagen studiert. Man könnte meinen, dieser Oxoran wäre mit dem Bösen im Bunde gewesen«, sagte Waldo.
    Ich versprach dem Kollegen, so schnell wie möglich nach Montreal zu kommen.
    ***
    Die Rogans waren eine der zehn reichsten Familien von Montreal. Eisen und Stahl. Was auch immer gebaut wurde, in neun von zehn Fällen wurde dafür Rogan – Material verwendet.
    Murray Rogan war ein grauhaariger Endfünfziger, ein sportlicher Typ, der es beim Tennis heute noch mit so manchem jungen Gegner aufnahm.
    Er lebte mit seiner Frau Amanda seit zwanzig Jahren in vorbildlicher Ehe zusammen. Es hatte in dieser Zeit niemals andere Frauen für ihn gegeben, und es hatte in dieser einmaligen Ehe auch kaum mal eine nennenswerte Krise gegeben.
    Amanda war eine gute, aufmerksame Gattin, vornehm, aus gutem Hause, verständnisvoll und einsichtig.
    Sie hatte Murray Rogan vor neunzehn Jahren ein Mädchen geboren: Ann.
    ›Ich werde ihr den Himmel auf Erden bescheren‹, hatte er seiner Frau versprochen.
    Murray Rogan wollte Anns zwanzigsten Geburtstag in ganz großem Stil feiern. Er saß mit seiner Frau auf der Terrasse vor seinem Haus und überlegte sich, wie und womit er seiner Tochter die größte Freude bereiten konnte.
    »Zwanzig«, sagte er lächelnd. »Ein wundervolles Alter, nicht wahr, Amanda?«
    »Du solltest sie nicht so sehr mit Geschenken überhäufen, Murray«, sagte Amanda Rogan.
    »Ich liebe meine Tochter«, verteidigte sich Rogan.
    »Ich fürchte, du verdirbst das Kind mit den vielen Geschenken.«
    »Unsinn, Amanda. Es ist ein gutes Kind.« Rogan lachte. »Wenn sie die Stute bekäme, würde sie sich riesig freuen.«
    Die Sonne ging im Westen langsam unter.
    Murray Rogan wandte sich um. »Wo ist Ann eigentlich?«
    »Wahrscheinlich ist sie auf ihr
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