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0024 -Im Dschungel der Urwelt

0024 -Im Dschungel der Urwelt

Titel: 0024 -Im Dschungel der Urwelt
Autoren: Kurt Mahr
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Arm weit aus und warf sie alle auf einmal weit in den bunt schillernden Quallenteppich hinaus.
    Die Reaktion zeigte sich augenblicklich. Die Muttern hatten das Tier kaum berührt, da begann die Farbe zu verblassen. Innerhalb weniger Sekunden verschwand das Leuchten völlig. Dröhnendes Rauschen kam auf, als die riesige Qualle sich um die Stelle herum, an der die Muttern sie getroffen hatten, zusammenzuziehen und die vermeintliche Beute in die Tiefe zu reißen begann.
    Die ersten Brecher kamen über das Boot. Ungefähr dreißig Meter nach Steuerbord hatte sich der friedliche, fluoreszierende Teppich in einen halbkugeligen Klumpen unbestimmbarer Farbe verwandelt. Die Wellen trugen Schaumkronen, als die gewaltige Masse der Qualle sich unterzutauchen anschickte.
    Marshall, der das Schauspiel mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen anstarrte, verlor über dem Schwanken des Bootes den Halt und wäre über Bord gekippt, hätte Rhodan ihn nicht rechtzeitig zurückgerissen.
    „Achtung!" schrie Rhodan. Son Okura hatte die Hand am Verschluß.
    Die Qualle wuchs immer noch, während der untere Teil ihres jetzt kugelförmigen Leib es mit stetig wachsender Geschwindigkeit in das Wasser eintauchte. Das Zusammenziehen der Sekunden zuvor noch über viele Quadratkilometer Meeresoberfläche ausgedehnten Körpersubstanz auf einen einzigen Punkt erzeugte in der Umgebung des Tieres einen Seegang, der dem eines mittelschweren Sturmes gleichkam.
    Rhodan jedoch ließ Marshall das ungewohnte Schauspiel so lange beobachten, bis das Boot so viel Wasser geschöpft hatte, daß es ernsthaft in Gefahr geriet. Erst dann schrie er Okura zu: „Schließen! Und fest halten!" Okura riß den Verschluß nach vorn. Mit rasselndem Geräusch schloß sich das flexible Verdeck über dem Boot und sicherte es gegen weiteren Wassereinbruch. Marshall und Rhodan hatten sich flach auf den Boden fallen lassen und hielten sich an den Plastikriemen fest, die an der Innenwand des Bootes angebracht waren. Den Japaner hob, nachdem er seine Arbeit getan hatte, die Wucht eines Brechers von den Beinen und schleuderte ihn quer über Marshall hinweg. Dann spielte das Meer zehn Minuten lang mit ihnen Ball. Das Boot wirbelte um Längs- und Querachse.
    Ein harter Ruck riß an Rhodans Wunde und zwang ihn, den rechten Arm aus dem Halteriemen zu nehmen. Son Okura, der nicht mehr rechtzeitig einen Halt hatte finden können, rollte bei einer Kopfüber- Wendung nach vorn zum Bug und schlug mit hörbarem Aufprall gegen den hölzernen Werkzeugkasten. Nach mehreren Anläufen gelang es Rhodan, sich bis zu dem Motor vorzuarbeiten und ihn abzuschalten.
    Die ständig wechselnde Belastung machte dem Aggregat zu schaffen, und von Nutzen war es während des Hin- und Hergeschleudertwerdens ohnehin nicht. In der Mitte des Bootes aber lag Marshall, dem zuliebe das Stück aufgeführt wurde, und fluchte laut vor sich hin. Er fluchte noch, als sich die See schließlich wieder beruhigte und Rhodan dem Japaner den Befehl gab, das Boot zu öffnen. Marshall zog sich an der Bordkante nach oben.
    „Ich hätte nicht gedacht", keuchte er, „daß es so schlimm sein würde!"
    Rhodan lachte. „Beim nächstenmal wissen Sie es, nicht wahr? Es gibt nichts Schlimmeres und Hinterhältigeres als Venus-Quallen!"
    Er ließ den Motor wieder anlaufen und richtete den Kurs ein. Er hatte keine Ahnung, um wieviel das Boot durch den Zwischenfall von seinem ursprünglichen Weg abgetrieben worden war, aber nach seiner Rechnung konnte es nicht so viel sein, daß es bei der Landung an der Küste des Nordkontinents einen wesentlichen Unterschied ausgemacht hätte.
    Für eine Weile beschäftigten sie sich damit, das schleimige Wasser aus dem Boot zu schöpfen, das die von der Riesenqualle aufgewühlten Wellen hereingeworfen hatten. Die an und für sich leichte Arbeit erschöpfte sie so sehr, daß sie danach ermattet an der Bordwand lehnten und eine Zeitlang mit der Müdigkeit zu kämpfen hatten, die ihnen die Augen zu schließen drohte.
    Ohne den Ehrgeiz der vor einem Jahr zu Fall gebrachten Regierung des Ostblocks, die Rhodans Abwesenheit von der Erde dazu hatte ausnutzen wollen, den Venus-Stützpunkt der Dritten Macht in ihre Hand zu bekommen und zu diesem Zweck zwei große Raumschiff-Flotten nach der Venus geschickt hatte, ohne diesen Ehrgeiz, überlegte Rhodan, säßen wir jetzt irgendwo, aber auf jeden Fall ruhig und in Sicherheit.
    Wahrscheinlich wäre er über diesen Gedanken ins Philosophieren geraten, hätte sich
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